Psychotherapie-Fachbegriffe: Lexikon / Glossar
Welche Begriffe bedeuten eigentlich was?
Psycholog:innen und Therapeut:innen verwenden ein bestimmtes Vokabular. Für Sie als Patientin oder Patient häufig jedoch nicht klar zu verstehen. Hier in unserem Psychologie Glossar / Lexikon erläutern wir Ihnen alle gängigen Fachbegriffe - für ein optimales Verständnis Ihrer Psychotherapie bei uns in Köln, Bonn, Düsseldorf oder Aachen.
A
Abhängigkeitssyndrom
Das Abhängigkeitssyndrom beschreibt ein klinisches Bild, das durch psychische, kognitive und körperliche Störungen infolge des wiederholten Konsums psychotroper Substanzen gekennzeichnet ist. Typisch ist ein starkes, oft unkontrollierbares Verlangen (Craving) nach dem Suchtmittel sowie der Verlust der Kontrolle über Menge und Häufigkeit des Konsums.
Merkmale und Symptome
Betroffene vernachlässigen häufig soziale, berufliche oder private Verpflichtungen zugunsten des Substanzkonsums. Eine Toleranzentwicklung ist typisch: Die gewohnte Dosis reicht nicht mehr aus, um die gewünschte Wirkung zu erzielen – die Menge muss gesteigert werden.
Treten Entzugssymptome auf, wird die Substanz nicht zur Luststeigerung, sondern zur Vermeidung dieser unangenehmen Zustände konsumiert. Das Suchtmittel wird zunehmend zum zentralen Lebensinhalt, dominiert Denken und Verhalten.
Ursachen
Ein entscheidender neurobiologischer Faktor ist eine Dysregulation des Dopaminhaushalts im Gehirn. Dopamin spielt eine zentrale Rolle im sogenannten Belohnungssystem. Durch den ständigen Konsum kommt es zu einer Veränderung der Rezeptorenaktivität – die natürlichen Belohnungsmechanismen werden abgeschwächt, während die Reaktion auf das Suchtmittel verstärkt wird.
Häufig betroffene Substanzen
Zu den Substanzen, die ein Abhängigkeitssyndrom auslösen können, zählen unter anderem:
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Alkohol
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Nikotin (Tabak)
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Cannabis
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Kokain
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Opiate und Opioide
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Stimulanzien (z. B. Amphetamine)
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Sedativa (Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine)
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Halluzinogene
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Lösungsmittel (z. B. Schnüffelstoffe)
Behandlung und Therapie
Die Behandlung eines Abhängigkeitssyndroms erfordert meist eine Kombination aus psychotherapeutischen Interventionen, medizinischer Unterstützung und sozialer Stabilisierung. Häufig kommen Verhaltenstherapie, Motivierende Gesprächsführung (MI) sowie medikamentöse Therapieansätze zum Einsatz. Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Abwehrmechanismus
Was versteht man unter einem Abwehrmechanismus?
Abwehrmechanismen sind psychische Prozesse, die unbewusst eingesetzt werden, um innere Konflikte, verbotene Wünsche oder belastende Emotionen abzumildern oder aus dem Bewusstsein fernzuhalten. Sie dienen dazu, das psychische Gleichgewicht zu schützen und kurzfristig Erleichterung zu verschaffen. Den Begriff prägte Sigmund Freud im Rahmen seiner psychoanalytischen Theorien.
Wie entstehen Abwehrmechanismen?
Schon in der frühen Kindheit entwickeln Menschen erste Strategien, um mit Angst, Scham oder Schuldgefühlen umzugehen. Diese Strategien sind zunächst hilfreich und notwendig. Problematisch wird es dann, wenn bestimmte Abwehrmechanismen starr oder übermäßig genutzt werden, sodass die bewusste Auseinandersetzung mit Problemen dauerhaft blockiert wird.
Viele psychische Beschwerden entstehen laut psychoanalytischen Ansätzen genau dann, wenn die innere Konfliktbewältigung fast ausschließlich über Abwehrmechanismen erfolgt und alternative, reife Verarbeitungsstrategien fehlen.
Typische Formen von Abwehrmechanismen
Die Vielfalt der Abwehrreaktionen ist groß. Zu den häufigsten zählen:
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Verdrängung: Unerwünschte Gedanken oder Erinnerungen werden ins Unbewusste verschoben.
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Projektion: Eigene Gefühle oder Impulse werden anderen Menschen zugeschrieben.
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Rationalisierung: Fehlverhalten oder Misserfolge werden nachträglich schön- oder zurechtgeredet.
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Sublimierung: Innere Triebenergien werden in sozial akzeptierte Bahnen gelenkt, z. B. in Kreativität oder Arbeitseifer.
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Regression: In Stresssituationen wird auf kindliche Verhaltensweisen zurückgegriffen.
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Verleugnung: Unangenehme Realitäten werden schlichtweg ignoriert oder abgestritten.
Welche Rolle spielen Abwehrmechanismen in der Psychotherapie?
In psychotherapeutischen Prozessen geht es häufig darum, bestehende Abwehrmechanismen sichtbar zu machen und zu hinterfragen. Ziel ist es, neue, flexiblere Strategien zu entwickeln, um mit belastenden Gefühlen oder Konflikten bewusster und selbstbestimmter umzugehen.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Adipositas
Adipositas (auch Obesitas oder umgangssprachlich Fettleibigkeit) ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch übermäßige Ansammlung von Körperfett charakterisiert ist. Sie zählt weltweit zu den häufigsten ernährungsbedingten Gesundheitsproblemen und wird medizinisch anhand des Body-Mass-Index (BMI)diagnostiziert.
Ursachen von Adipositas
Die Entstehung von Adipositas ist multifaktoriell bedingt. Zu den Hauptursachen zählen:
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Unausgewogene Ernährung mit hoher Kalorienzufuhr
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Bewegungsmangel
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Psychosoziale Einflüsse wie Stress, emotionales Essen, Erziehungsmuster oder Essverhalten als Kompensation emotionaler Bedürfnisse
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Genetische Veranlagung (z. B. Stoffwechsel- oder Hormonstörungen)
Diese Faktoren können einzeln oder in Kombination dazu führen, dass mehr Energie aufgenommen als verbraucht wird – was langfristig zu einer Gewichtszunahme führt.
Folgeerkrankungen
Adipositas erhöht das Risiko für zahlreiche körperliche und psychische Beschwerden:
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Kurzatmigkeit, Atemnot
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Gelenkprobleme (v. a. Knie und Rücken)
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Typ-2-Diabetes (erhöhter Blutzucker)
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen
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Depressive Verstimmungen und ein vermindertes Selbstwertgefühl
Therapie und Behandlung
Die Behandlung von Adipositas setzt auf eine langfristige Lebensstiländerung. Eine erfolgreiche Therapie besteht in der Regel aus:
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Ernährungsumstellung unter professioneller Diätberatung
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Regelmäßiger Bewegung zur Förderung der Fettverbrennung und Muskelaktivität
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Verhaltenstherapie, um Essgewohnheiten und Stressverarbeitung zu verändern sowie das Hunger- und Sättigungsgefühl besser zu regulieren
Medikamentöse Therapien oder chirurgische Eingriffe wie Magenverkleinerungen kommen nur in schweren Fällen und bei ausbleibendem Erfolg konservativer Maßnahmen infrage.
Prävention
Vorbeugung beginnt im Kindesalter: Eine ausgewogene Ernährung, strukturierte Mahlzeiten und ausreichende körperliche Aktivität sind zentrale Faktoren zur Prävention. Eltern und Betreuungspersonen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Affekt
Der Affekt ist eine kurzfristige, intensive Form der emotionalen Erregung, die mit starken körperlichen und psychischen Reaktionen einhergeht. Zu den klassischen Affekten zählen Wut, Trauer, Eifersucht, Zuneigung oder Neugier. Sie entstehen spontan und werden primär von emotionalen Reizen ausgelöst – weniger durch bewusste, kognitive Überlegungen.
Merkmale eines Affekts
Affekte sind gekennzeichnet durch:
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Plötzlichen emotionalen Impuls
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Starke Ausdruckskraft (z. B. in Mimik, Gestik, Stimme)
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Beeinträchtigte Selbstkontrolle (z. B. in Wutanfällen)
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Tunnelblick – Wahrnehmung und Aufmerksamkeit sind stark eingeschränkt
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Aktivierung des vegetativen Nervensystems (z. B. Herzklopfen, Schwitzen)
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Beteiligung von Neurotransmittern und Hormonen
Affektive Reaktionen sind somit psychosomatische Ereignisse, die Körper und Geist gleichermaßen betreffen.
Affekt versus Kognition
Traditionell wurde der Affekt als Gegenpol zur Kognition verstanden – also zu Denken, Logik und Vernunft. Moderne psychologische und neurobiologische Erkenntnisse zeigen jedoch, dass Affekt und Kognition eng miteinander verflochten sind: Emotionen beeinflussen kognitive Prozesse und umgekehrt.
Historischer Kontext
Die Vorstellung des Affekts als besondere Seelenregung reicht zurück bis in die Antike, etwa zu Platon. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Begriff durch Philosophen, Psychologen und Neurowissenschaftler weiterentwickelt. Heute findet der Begriff vor allem im klinisch-psychologischen und neurobiologischen Kontext Anwendung.
Affektstörungen (psychopathologisch)
In der Psychopathologie wird zwischen verschiedenen Affektveränderungen unterschieden:
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Affektarmut (verminderte emotionale Ausdruckskraft)
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Affektlabilität (schneller Wechsel der Gefühlslage)
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Affektstarre (Unfähigkeit, auf emotionale Reize zu reagieren)
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Affektinkongruenz (unangemessene emotionale Reaktion)
Solche Störungen treten unter anderem auf bei:
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Depressionen
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Demenzformen (z. B. Alzheimer-Krankheit)
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Schlaganfällen
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Hirnläsionen oder -funktionsstörungen
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Substanzmissbrauch (z. B. Alkohol, Drogen)
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Agoraphobie
Agoraphobie (aus dem Griechischen: agorá = Marktplatz, phóbos = Furcht) bezeichnet eine Form der Angststörung, bei der Betroffene starke Furcht vor offenen Plätzen, Brücken, Menschenmengen oder dem Alleinreisen empfinden. Typisch ist die Vorstellung, in einer solchen Situation keine Fluchtmöglichkeit oder Hilfe zu haben, wenn plötzlich etwas passieren sollte. In Begleitung einer vertrauten Person fühlen sich viele Betroffene sicherer.
In rund 95 % der Fälle tritt Agoraphobie zusammen mit einer Panikstörung auf. Häufig beginnt die Erkrankung mit einer Panikattacke, auf die sich im weiteren Verlauf eine anhaltende Vermeidung bestimmter Orte entwickelt.
Typische körperliche Symptome bei Konfrontation mit angstauslösenden Situationen sind:
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Herzrasen oder -stechen
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Schweißausbrüche
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Schwindel
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Zittern
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Atemnot
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Schwächegefühle
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Sehstörungen
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Mundtrockenheit
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Kälteschauer
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Taubheitsgefühle
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Übelkeit oder Erbrechen
Kennzeichnend ist vor allem die Angst vor der Angst – also die Furcht, eine Panikattacke zu erleiden. Diese löst massive Verunsicherung aus, verbunden mit der Angst, die Kontrolle zu verlieren, sich zu blamieren, verrückt zu werden, einen Herzinfarkt zu bekommen oder in Ohnmacht zu fallen.
Aus Angst vor solchen Reaktionen vermeiden Betroffene zunehmend bestimmte Situationen – im Extremfall verlassen sie kaum noch das Haus.
Eine wirksame Hilfe bietet die psychotherapeutische Behandlung, insbesondere kognitive Verhaltenstherapie. Die Kosten dafür werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Alkoholabhängigkeit
Alkoholabhängigkeit ist eine chronische Erkrankung, die sich in einer körperlichen und psychischen Abhängigkeitvon alkoholischen Getränken äußert. Sie entwickelt sich schleichend und ist nicht immer leicht zu erkennen – weder für Betroffene noch für ihr soziales Umfeld.
Merkmale und Symptome
Ein zentrales Kennzeichen ist der Verlust der Kontrolle über den Alkoholkonsum. Alkohol wird regelmäßig und oft heimlich konsumiert – häufig unabhängig von sozialen Anlässen oder Tageszeit. Typische Verhaltensweisen sind:
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Verleugnung der Problematik
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Geheimhaltung des Konsums
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Reizbarkeit, Gedächtnislücken, Aggressivität
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Rückzug aus sozialen Kontakten
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Scham und Vermeidung von Gesprächen über das Thema
Ein Leidensdruck muss nicht zwangsläufig vorhanden sein – viele Abhängige funktionieren nach außen hin scheinbar normal, obwohl die Sucht bereits fortgeschritten ist.
Wann liegt eine Abhängigkeit vor?
Ab wann genau eine Alkoholabhängigkeit beginnt, ist individuell unterschiedlich. Warnsignale sind z. B.:
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Der tägliche Konsum von Alkohol als „Pflichtprogramm“
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Das Unvermögen, auf Alkohol zu verzichten
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Das Trinken allein oder im Verborgenen
Folgen für das Umfeld
Die Erkrankung betrifft nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch Familie, Partner:innen und Freundeskreis. Nahestehende Menschen geraten oft unbewusst in eine Co-Abhängigkeit, indem sie Ausreden finden, Verantwortung übernehmen oder die Sucht beschönigen. Eine begleitende Angehörigenberatung kann hier entscheidend zur erfolgreichen Therapie beitragen.
Therapie und Unterstützung
Eine wirksame Behandlung umfasst in der Regel:
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Motivierende Gespräche und Aufklärung
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Entzugsbehandlung (ambulant oder stationär)
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Psychotherapie, insbesondere Verhaltenstherapie
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Gruppentherapie oder Selbsthilfegruppen
Die frühzeitige Diagnose und professionelle Unterstützung sind entscheidend, um den Kreislauf der Abhängigkeit zu durchbrechen. Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Alkoholentzugssyndrom
Das Alkoholentzugssyndrom tritt auf, wenn alkoholabhängige Menschen ihren Alkoholkonsum plötzlich beenden oder stark reduzieren. Die Entzugsreaktion ist ein deutliches Zeichen körperlicher Abhängigkeit und kann mit verschiedenen seelischen und körperlichen Symptomen einhergehen. Je nach Schwere wird zwischen einem Entzug mit und ohne Delirium tremens unterschieden.
Die Entgiftungsphase – also die körperliche Entwöhnung vom Alkohol – dauert in der Regel vier bis vierzehn Tage.
Alkoholentzug ohne Delir
Die Symptome beginnen meist etwa zehn Stunden nach der letzten Alkoholaufnahme. Ihren Höhepunkt erreichen sie nach 24 bis 48 Stunden. Zu den häufigsten Beschwerden zählen:
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Übelkeit (Nausea)
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Durchfall (Diarrhoe)
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Herzrasen (Tachykardie)
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Bluthochdruck (Hypertonie)
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Muskel- und Gelenksteifheit
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Schlafstörungen, starkes Schwitzen, Fieber
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Zittern (Tremor), Sprachstörungen, Wortfindungsstörungen
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Ängstlichkeit, innere Unruhe, depressive Verstimmungen
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In seltenen Fällen: epileptische Anfälle
Delirium tremens – der schwere Verlauf
Nach dem Höhepunkt der Entzugssymptome kann es in manchen Fällen zum Delirium tremens kommen – der schwersten Form des Alkoholentzugs. Es zeigt sich durch:
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Optische und akustische Halluzinationen
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Starke Verwirrtheit und Desorientierung
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Panikartige Unruhe
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Gefährdung der eigenen Person oder anderer
Ein Delirium tremens kann lebensbedrohlich sein und bedarf sofortiger medizinischer Behandlung. Es kann auch während einer aktiven Trinkphase auftreten – in diesem Fall spricht man von einem Kontinuitätsdelir.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Analytische Psychologie
Was versteht man unter Analytischer Psychologie?
Die Analytische Psychologie ist eine von Carl Gustav Jung entwickelte Richtung innerhalb der Psychotherapie. Sie entstand im frühen 20. Jahrhundert, nachdem sich Jung von Sigmund Freuds psychoanalytischem Ansatz abgrenzte. Im Fokus steht das Zusammenspiel zwischen Bewusstem und Unbewusstem sowie die Idee, dass die menschliche Psyche eine innewohnende Fähigkeit zur Selbstheilung und Selbstregulation besitzt. Ziel der Therapie ist es, den inneren Entwicklungsprozess – die sogenannte Individuation – zu fördern.
Zentrale Konzepte der Analytischen Psychologie
Die Analytische Psychologie arbeitet mit einigen Schlüsselbegriffen, die bis heute ihre Relevanz behalten haben:
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Kollektives Unbewusstes: Ein gemeinsamer psychischer Grundbestand aller Menschen, gespeist durch Urbilder (Archetypen).
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Archetypen: Universelle Symbolgestalten wie die Mutter, der Held oder der Weise, die unser Erleben prägen.
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Individuation: Der lebenslange Prozess, durch den ein Mensch zu seinem wahren Selbst findet.
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Schatten: Die verdrängten, unbewussten Anteile der Persönlichkeit.
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Anima und Animus: Innere Bilder des jeweils gegengeschlechtlichen Anteils im Mann bzw. in der Frau.
Wann kommt die Analytische Psychologie zum Einsatz?
Neben der Behandlung von psychischen und psychosomatischen Störungen wird die Analytische Psychologie auch als Weg der Persönlichkeitsentwicklung genutzt. Ihr Ziel ist es, dem Menschen seine unbewussten inneren Anteile bewusster zu machen und Blockaden im inneren Wachstum zu lösen.
Wie erklärt Jung die Entstehung von psychischen Erkrankungen?
C.G. Jung betrachtete die Psyche als dynamisches Energiegefüge. Wird der Fluss dieser Energie durch ungelöste Konflikte oder unzureichende Anpassung an Veränderungen gestört, können Neurosen oder andere psychische Störungen entstehen. Symptome entstehen dabei als Ausdruck der gestauten psychischen Energie, die sich andere Wege sucht.
Therapeutische Methoden
In der praktischen Therapie spielen Traumarbeit, aktive Imagination und die bewusste Auseinandersetzung mit Symbolen eine zentrale Rolle. Die Beziehung zwischen Therapeut und Patient wird als wichtiger Katalysator des inneren Reifungsprozesses verstanden.
In unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen führen wir keine analytische Psychotherapie durch, jedoch wohl Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie und Systemische Psychotherapie. Wir informieren Sie gern weiter über die Unterschiede.
Angststörung
Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Sie zeichnen sich durch übermäßige, anhaltende oder unbegründete Angst aus, die nicht mehr im Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung steht. Dabei kann es sich sowohl um unspezifische Ängste als auch um konkrete Phobien oder Panikattacken handeln.
Merkmale und Unterschiede
Angst ist zunächst ein normales Gefühl und dient dem Selbstschutz. Bei einer Angststörung jedoch reagieren Betroffene unangemessen intensiv – sowohl emotional als auch körperlich. Zwei zentrale Merkmale pathologischer Angst sind:
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Eine übersteigerte Reaktion auf eine objektiv harmlose oder nur gering bedrohliche Situation
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Körperliche Symptome wie Herzklopfen, Schwindel, Atemnot oder Zittern
Die Angst ist häufig nicht willentlich kontrollierbar und beeinflusst das Denken, Handeln und soziale Leben erheblich.
Formen von Angststörungen
Zu den häufigsten Angststörungen zählen:
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Soziale Phobien (z. B. Angst, im Mittelpunkt zu stehen oder sich zu blamieren)
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Agoraphobie (Angst vor weiten Plätzen, Menschenmengen, Alleinreisen)
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Tierphobien (z. B. Spinnen-, Hunde- oder Schlangenphobie)
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Situative Phobien (z. B. Flugangst, Fahrstuhlangst)
Viele Betroffene erkennen nicht, dass hinter ihren Beschwerden eine Angststörung steckt. Stattdessen treten oft körperliche Symptome in den Vordergrund – wie Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel oder Spannungskopfschmerzen, ohne organische Ursache. In solchen Fällen spricht man von somatoformen Störungen mit angstbedingtem Hintergrund.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Anorexia nervosa
Was versteht man unter Anorexia nervosa?
Anorexia nervosa, umgangssprachlich Magersucht genannt, ist eine ernsthafte psychische Erkrankung aus dem Bereich der Essstörungen. Betroffene versuchen bewusst, ihr Körpergewicht massiv zu senken – häufig durch extremes Hungern, übermäßige sportliche Betätigung oder auch durch selbst herbeigeführtes Erbrechen und den Missbrauch von Abführmitteln. Ziel ist fast immer, ein subjektiv als „ideal“ empfundenes Körperbild zu erreichen, auch wenn objektiv bereits ein bedrohliches Untergewicht vorliegt.
Wer ist besonders häufig betroffen?
Anorexia nervosa tritt überwiegend bei jungen Frauen auf, insbesondere im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Mädchen sind etwa zehn- bis fünfzehnmal häufiger betroffen als Jungen. Erste Auffälligkeiten entwickeln sich oft bereits in der frühen Jugendzeit, und auch gesellschaftliche Ideale und familiäre Dynamiken spielen bei der Entstehung eine Rolle.
Welche Ursachen können eine Anorexie begünstigen?
Die Entstehung von Anorexia nervosa ist komplex und wird durch ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren beeinflusst:
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Biologische Veranlagung: Studien zeigen genetische Häufungen innerhalb von Familien.
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Persönlichkeitsmerkmale: Perfektionismus, hoher Anspruch an sich selbst und starkes Kontrollbedürfnis sind häufige Begleiter.
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Gesellschaftlicher Einfluss: Schlankheitsideale und ein hoher Erfolgsdruck können Betroffene zusätzlich unter Druck setzen.
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Familiäre Dynamiken: Überbehütende oder konfliktreiche Familienverhältnisse können eine Rolle spielen.
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Psychologische Aspekte: Schwierigkeiten, mit Veränderungen, Konflikten oder der eigenen Geschlechtsidentität umzugehen, sind ebenfalls relevant.
Wie äußert sich Anorexia nervosa?
Kern der Erkrankung ist eine intensive Angst, zuzunehmen – selbst bei extremem Untergewicht. Typisch sind:
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Eine gestörte Selbstwahrnehmung (der Körper wird als zu dick empfunden, auch wenn das Gegenteil der Fall ist).
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Zwanghafte Gedanken rund um Nahrung, Kalorien und Gewicht.
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Strikte Diäten oder vollständiges Vermeiden von Mahlzeiten.
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Übermäßige körperliche Aktivität, um Kalorien zu verbrennen.
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Bei manchen Betroffenen auch Essanfälle, gefolgt von kompensatorischen Maßnahmen (Erbrechen, Medikamentenmissbrauch).
Welche körperlichen Folgen können auftreten?
Langfristiger Nahrungsentzug und Mangelernährung führen zu schwerwiegenden körperlichen Problemen:
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Kachexie (extremes Untergewicht)
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Hormonstörungen, wie Ausbleiben der Regelblutung oder Wachstumsverzögerungen
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Herz-Kreislauf-Probleme (z.B. niedriger Blutdruck, langsamer Herzschlag)
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Veränderungen an Haut und Haaren (Haarausfall, blasse oder marmorierte Haut)
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Osteoporose und Muskelschwäche
Begleitend entwickeln sich oft Depressionen, Angststörungen oder Zwangserkrankungen.
Wie wird Anorexia nervosa diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt anhand klinischer Kriterien. Zentral ist ein Körpergewicht deutlich unterhalb des Normalbereichs (z.B. BMI unter 18,5), verbunden mit einem extremen Wunsch, weiter abzunehmen, sowie einer gestörten Körperwahrnehmung. Weitere Merkmale sind restriktives Essverhalten oder das aktive Verhindern einer Gewichtszunahme durch Maßnahmen wie Erbrechen oder Sportzwang.
Wie sieht die Therapie aus?
Die Behandlung von Anorexia nervosa erfordert ein interdisziplinäres Vorgehen. Neben der medizinischen Stabilisierung (Wiederherstellung eines gesunden Körpergewichts) steht die psychotherapeutische Arbeit im Zentrum. Kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Verfahren und in schweren Fällen auch stationäre Behandlungsprogramme können helfen, den gestörten Umgang mit dem eigenen Körper und mit Emotionen langfristig zu verändern. Auch die Familie wird häufig in die Therapie mit einbezogen.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Anpassungsstörung
Die Anpassungsstörung ist eine psychische Reaktion auf belastende oder einschneidende Lebensereignisse, bei der die normale emotionale Verarbeitung gestört ist. Während viele Menschen nach solchen Ereignissen mit der Zeit eine konstruktive Integration in ihr Erleben und Verhalten finden, gelingt dieser Prozess Betroffenen mit einer Anpassungsstörung nur unzureichend oder gar nicht.
Ursachen und Entstehung
Auslöser können vielfältige kritische Lebensereignisse sein, etwa:
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Verlust eines nahestehenden Menschen
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Trennung oder Scheidung
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Arbeitsplatzverlust
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Umzug, Mobbing oder familiäre Konflikte
Die Belastung zeigt sich meist nicht sofort, sondern entwickelt sich über Tage oder Wochen. Dabei kann es zu einer Vielzahl psychischer Beschwerden kommen.
Symptome und Erscheinungsformen
Die Anpassungsstörung ist kein einheitliches Krankheitsbild, sondern beschreibt einen situativen Zusammenhang zwischen Lebensereignis und psychischer Belastung. Typische Symptome sind:
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Depressive Verstimmungen
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Ängstlichkeit und Unruhe
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Rückzug aus sozialen Kontakten
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Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme
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Überforderung und Reizbarkeit
Auch Mischformen mit mehreren dieser Symptome sind häufig. Die Übergänge zu Angststörungen oder depressiven Episoden sind dabei fließend.
Diagnostik und Einordnung
Da der Begriff vergleichsweise weit gefasst ist, wird er in der Praxis eher zur orientierenden Einordnung psychischer Beschwerden genutzt als zur exakten Diagnose. Entscheidend ist dabei die zeitliche Nähe zum belastenden Ereignissowie die dauerhafte Beeinträchtigung im Alltag.
Nicht jedes einschneidende Erlebnis ist behandlungsbedürftig – viele Reaktionen sind natürliche Verarbeitungsprozesse. Erst wenn die Belastung über einen längeren Zeitraum anhält und zu spürbaren Einschränkungen führt, sollte eine psychotherapeutische Abklärung erfolgen.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Approbation
Wer in Deutschland heilkundlich tätig sein möchte, braucht eine staatliche Erlaubnis. Diese Erlaubnis nennt sich Approbation. Sie stellt sicher, dass nur qualifizierte Personen in sensiblen Bereichen der medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung arbeiten dürfen – und dient so dem Schutz von Patientinnen und Patienten.
Approbation: Was ist das genau?
Die Approbation ist die staatliche Zulassung zur Ausübung eines Heilberufs. Sie wird nach dem erfolgreichen Abschluss einer entsprechenden Ausbildung oder eines Studiums erteilt. Dabei unterscheidet man zwischen verschiedenen Approbationen – etwa als Ärztin/Arzt, Zahnärztin/Zahnarzt oder Psychotherapeut*in. Jede dieser Zulassungen ist an spezifische Qualifikationen gebunden und beschränkt sich auf bestimmte Tätigkeitsfelder innerhalb der Heilkunde.
Im Bereich der Psychotherapie bedeutet die Approbation, dass man in Deutschland psychotherapeutisch tätig werden darf – eigenverantwortlich, selbstständig und unter bestimmten Voraussetzungen auch abrechnungsfähig mit gesetzlichen Krankenkassen.
Welche Formen der psychotherapeutischen Approbation gibt es?
Traditionell wurde unterschieden zwischen:
- Psychologischen Psychotherapeut*innen, die Erwachsene behandeln, und
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, die mit jungen Menschen bis zum 21. Lebensjahr arbeiten.
Die jeweiligen Approbationen berechtigen zur psychotherapeutischen Tätigkeit im entsprechenden Altersbereich. Um sie zu erhalten, war bisher der Weg über ein Studium (z. B. Psychologie oder Pädagogik) und eine anschließende mehrjährige Ausbildung an einem staatlich anerkannten Ausbildungsinstitut erforderlich.
Der neue Weg zur Approbation seit 2020
Im Jahr 2020 trat eine umfassende Reform der psychotherapeutischen Ausbildung in Kraft. Ziel war es, die Ausbildung transparenter und moderner zu gestalten.
Der neue Ausbildungsweg in Kürze:
- Psychologiestudium (Bachelor) – mit grundlegenden Inhalten der Psychologie
- Masterstudium mit klinischem Schwerpunkt – konkret: Psychologie mit Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie
- Staatsexamen (nach dem Master) – führt zur Approbation als Psychotherapeut*in
Damit ist man formal approbiert und darf sich „Psychotherapeut“ nennen. Aber – und das ist entscheidend – diese neue Approbation ersetzt nicht automatisch die bisherige Qualifikation als "Psychologische*r Psychotherapeut*in".
Was bedeutet das für die Berufspraxis?
Die neue Approbation erlaubt psychotherapeutische Tätigkeit – jedoch noch nicht in eigener Praxis mit Kassenzulassung. Dafür ist eine mehrjährige berufsbegleitende Weiterbildung erforderlich, in der man sich auf einen Schwerpunkt spezialisiert, z. B.:
- Psychotherapie für Erwachsene
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
- Klinische Neuropsychologie (geplant)
Erst nach dieser Weiterbildung ist es möglich, mit gesetzlichen Krankenkassen abzurechnen. Der volle Zugang zum Kassensystem bleibt also an eine zusätzliche Qualifikationsstufe gebunden – ähnlich wie bisher.
Übergangsregelungen und Unterschiede zwischen Bundesländern
Für Personen, die ihre Ausbildung vor der Reform begonnen haben, gelten Übergangsregelungen. Diese sogenannten „Altfälle“ können die Approbation weiterhin nach den alten Kriterien erwerben.
Besonders komplex ist die Lage für angehende Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen. Hier variiert die Anerkennung bestimmter Studienabschlüsse (z. B. in Sozialer Arbeit oder Pädagogik) von Bundesland zu Bundesland. Je nach Region kann es daher vorkommen, dass ein Studienabschluss zur Ausbildung zugelassen wird – oder eben nicht. Interessierte sollten sich frühzeitig bei der zuständigen Approbationsbehörde ihres Bundeslandes informieren.
Fazit
Die Approbation ist mehr als nur ein formaler Titel – sie ist der Schlüssel zur beruflichen Praxis im Gesundheitswesen. Mit der Reform der Psychotherapeutenausbildung wurde ein moderner, universitärer Weg zur Approbation geschaffen. Trotzdem bleibt der Weg in die eigenständige Praxis mit Kassenzulassung komplex und mehrstufig.
Wer Psychotherapeut*in werden möchte, sollte sich frühzeitig über die Studieninhalte, gesetzlichen Anforderungen und regionalen Unterschiede informieren – damit dem Weg in einen erfüllenden Beruf nichts im Weg steht.
Die PsychotherapeutInnen und Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen in den Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen verfügen alle über eine Approbation, also der Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde
Arztregister-Eintrag
Eintrag ins Arztregister – was bedeutet das für Psychologische Psychotherapeut*innen?
Oft liest man, dass approbierte Psychologische Psychotherapeut*innen im Arztregister eingetragen sind. Doch was genau bedeutet dieser Eintrag – und warum ist er auch dann relevant, wenn man keinen Kassensitz besitzt?
Was ist das Arztregister?
Das Arztregister ist eine offizielle Datenbank, die von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) geführt wird. Es erfasst nicht nur Ärzt*innen, sondern auch approbierte Psychologische Psychotherapeut*innen sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, die berechtigt sind, heilkundlich tätig zu sein – insbesondere im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Wer muss sich eintragen lassen?
Alle Psychotherapeut*innen, die mit der gesetzlichen Krankenversicherung arbeiten möchten – sei es in eigener Praxis oder angestellt in einer kassenzugelassenen Einrichtung – müssen sich ins Arztregister eintragen lassen. Der Eintrag ist eine zwingende Voraussetzung, um später mit der GKV abrechnen zu dürfen. Wichtig: Auch wer noch keinen Kassensitz hat, kann und sollte sich bereits eintragen lassen, wenn eine spätere Tätigkeit im GKV-System angestrebt wird.
Warum ist der Eintrag wichtig?
Der Eintrag ins Arztregister ist keine Kassenzulassung, aber eine formale Voraussetzung dafür. Ohne diesen Eintrag ist es nicht möglich, sich auf einen Kassensitz zu bewerben, in einer kassenärztlichen Praxis zu arbeiten oder bestimmte Formen der Versorgung (z. B. Ermächtigungen, Selektivverträge) durchzuführen. Kurz gesagt: Der Eintrag öffnet die Tür zum GKV-System, verpflichtet aber noch nicht zur Nutzung.
Arztregister und Kassenzulassung – der Unterschied
Viele verwechseln den Eintrag ins Arztregister mit einer Kassenzulassung. Tatsächlich sind das zwei verschiedene Dinge:
Der Eintrag ins Arztregister dokumentiert, dass jemand approbiert ist und die notwendigen Qualifikationen für eine Tätigkeit im GKV-System erfüllt. Eine Kassenzulassung hingegen berechtigt dazu, tatsächlich mit gesetzlichen Krankenkassen abzurechnen – sei es in einer eigenen Praxis oder als angestellte Fachkraft. Die Kassenzulassung setzt den vorherigen Eintrag ins Arztregister zwingend voraus, ist aber ein separater Schritt mit eigenen Anforderungen (z. B. freier Sitz, Bedarfsplanung, Zulassungsausschuss).
Welche Unterlagen sind für den Eintrag erforderlich?
Für den Eintrag ins Arztregister müssen unter anderem folgende Dokumente bei der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung eingereicht werden:
- Approbationsurkunde
- Nachweis über die abgeschlossene psychotherapeutische Ausbildung (z. B. Abschlusszeugnis oder Fachkundeurkunde)
- Lebenslauf
- Ggf. Nachweise über praktische Tätigkeiten, Fachkunde oder Zusatzqualifikationen
Die genauen Anforderungen können sich regional leicht unterscheiden. Es ist daher ratsam, sich direkt bei der KV des jeweiligen Bundeslands zu informieren.
Eintrag auch ohne Kassensitz sinnvoll?
Ja – absolut. Viele Psychotherapeut*innen lassen sich vorsorglich ins Arztregister eintragen, auch wenn sie noch keinen Kassensitz besitzen. Gründe dafür können sein:
- sie möchten sich auf einen Kassensitz bewerben, sobald einer verfügbar ist.
- sie planen eine Anstellung in einer kassenärztlichen Praxis.
- sie möchten für Sonderformen der Versorgung zugelassen sein (z. B. im Rahmen von Kostenerstattung oder Ermächtigungen).
- sie wollen sich beruflich flexibel aufstellen und Optionen offenhalten.
Fazit
Der Eintrag ins Arztregister ist ein zentraler Schritt für approbierte Psychotherapeut*innen, die perspektivisch im Kassensystem arbeiten möchten. Er stellt keine Kassenzulassung dar, ist aber die unverzichtbare Grundlage dafür. Wer die Möglichkeit zur kassenärztlichen Tätigkeit in Betracht zieht, sollte sich daher frühzeitig um diesen Eintrag kümmern – selbst wenn der Kassensitz noch nicht in Sicht ist.
Die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten bzw. Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen sind sämtlich im Arztregister der Krankenkassen aufgenommen.Asperger Syndrom
Was ist das Asperger-Syndrom?
Das Asperger-Syndrom ist eine Form von Autismus, die sich typischerweise ab dem dritten Lebensjahr bemerkbar macht. Betroffene entwickeln eine normale Sprachfähigkeit und zeigen meist keine Intelligenzminderung. Charakteristisch sind jedoch Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation. Seit der Einführung der ICD-11 wird das Asperger-Syndrom nicht mehr eigenständig klassifiziert, sondern dem Begriff der Autismus-Spektrum-Störung (ASS) untergeordnet.
Namensgebung und Hintergrund
Seinen Namen verdankt das Syndrom dem österreichischen Kinderarzt Hans Asperger. Seine Rolle während der NS-Zeit ist heute umstritten, da er Teil einer Kommission war, die Kinder nach ihrer "Bildungsfähigkeit" kategorisierte, was in manchen Fällen tragische Folgen hatte.
Wie wird Asperger heute eingeordnet?
Aktuelle Klassifikationssysteme wie das DSM-5 und die ICD-11 fassen Asperger als Teil der Autismus-Spektrum-Störungen auf. Es handelt sich um eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, deren Symptome variabel ausgeprägt sein können. Ob diese Besonderheit krankhaften Charakter hat oder schlicht eine Variante menschlicher Vielfalt darstellt, wird nach wie vor diskutiert.
Wie häufig tritt das Asperger-Syndrom auf?
Genaue Zahlen schwanken, da einheitliche Diagnosekriterien lange fehlten. Schätzungen gehen von etwa 16 bis 27 Betroffenen pro 10.000 Menschen aus. Jungen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Mädchen, wobei Frauen und Mädchen oft später oder seltener diagnostiziert werden, da ihre Symptome subtiler erscheinen können.
Welche Ursachen liegen dem Asperger-Syndrom zugrunde?
Genetische Einflüsse spielen eine zentrale Rolle. Familiäre Häufungen, besonders auf der väterlichen Seite, sind häufig. Umweltfaktoren während der Schwangerschaft, wie etwa bestimmte Medikamente oder Umweltgifte, werden ebenfalls diskutiert, konnten jedoch bislang nicht eindeutig als Ursache bestätigt werden.
Wie entsteht die Symptomatik?
Vermutet wird eine abweichende neuronale Vernetzung im Gehirn, möglicherweise verursacht durch Veränderungen in der frühen Gehirnentwicklung. Auch eine veränderte Funktion der sogenannten Spiegelneuronen, die für Empathie und soziales Lernen wichtig sind, könnte beteiligt sein.
Typische Anzeichen und Symptome
Die Ausprägung der Symptome kann sehr unterschiedlich sein. Häufige Merkmale sind:
- Sprachliche Besonderheiten: oft präzise, manchmal altmodische Ausdrucksweise, Probleme mit Ironie oder Sarkasmus.
- Nonverbale Kommunikation: eingeschränkte Mimik und Gestik, auffälliges Blickverhalten.
- Emotionale Eigenheiten: Schwierigkeiten im Erkennen und Deuten von Gefühlen anderer.
- Verhalten: Starke Orientierung an Routinen, intensive Spezialinteressen, Stress bei Veränderungen oder Überraschungen.
- Kognitive Stärken: Gutes analytisches Denken, starkes Mustererkennen, überdurchschnittliche Fähigkeiten in einzelnen Wissensbereichen.
- Motorik: Teilweise unbeholfene Bewegungsabläufe oder Koordinationsprobleme.
Wie wird Asperger diagnostiziert?
Die Diagnose stützt sich auf Verhaltensbeobachtungen und standardisierte Tests. Verfahren wie der Autism Diagnostic Observation Schedule (ADOS) oder strukturierte Interviews mit den Eltern kommen häufig zum Einsatz. Eine genaue Diagnostik ist essenziell, um Fehldiagnosen zu vermeiden und die passende Unterstützung zu bieten.
Typische Begleiterkrankungen
Viele Betroffene entwickeln zusätzlich:
- Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ADHS)
- Angst- und Zwangsstörungen
- Depressionen
- Tic-Störungen (z.B. Tourette)
- Lernschwierigkeiten oder sensorische Integrationsstörungen
Welche Störungen müssen abgegrenzt werden?
Um Verwechslungen zu vermeiden, müssen andere Störungen ausgeschlossen werden, darunter ADHS, soziale Phobien, Sprachentwicklungsstörungen, Persönlichkeitsstörungen oder psychotische Erkrankungen.
Therapieansätze
Eine Heilung im klassischen Sinne gibt es nicht. Ziel der Therapie ist es, soziale Fähigkeiten zu fördern, Stress im Alltag zu reduzieren und die individuelle Lebensqualität zu steigern. Hierzu gehören:
- Soziales Kompetenztraining
- Verhaltenstherapie
- Förderung der Selbstregulation und Selbstwahrnehmung
- Begleitende Elternarbeit und Beratung
- Austausch in Selbsthilfegruppen
Asperger-Syndrom als gesellschaftliches Phänomen
In den letzten Jahren ist das öffentliche Bewusstsein für das Asperger-Syndrom stark gestiegen, nicht zuletzt durch populäre Darstellungen in Medien und Serien. Diese Popularität birgt allerdings die Gefahr der Verharmlosung, da das tatsächliche Leiden der Betroffenen häufig unterschätzt wird.
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Die Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die meist bereits im Kindesalter beginnt. Sie äußert sich durch eine Kombination aus Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität. In der Fachliteratur ist auch von der Hyperkinetischen Störung (HKS) oder dem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom die Rede.
Symptome und Diagnosekriterien
Typisch für Kinder mit ADHS sind:
-
Konzentrationsschwierigkeiten, leichte Ablenkbarkeit
-
Impulsives Verhalten, Handeln ohne nachzudenken
-
Motorische Unruhe, Zappeln, ständige Aktivität
-
Stimmungsschwankungen und emotionale Überforderung
Diese Symptome müssen in mindestens zwei Lebensbereichen (z. B. Schule und Familie) über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten bestehen und bereits im Vorschulalter beginnen, um die Diagnose zu stellen.
Ursachen
ADHS hat meist eine genetische Komponente, wird jedoch durch Umweltfaktoren wie familiäre Belastungen, schulische Überforderung oder psychosozialen Stress beeinflusst. Die Ausprägung der Störung ist individuell unterschiedlich.
Auswirkungen und Begleiterkrankungen
ADHS zählt zu den häufigsten Gründen für Lern- und Verhaltensprobleme bei Kindern. Oft treten Komorbiditätenwie:
-
Angststörungen
-
Depressive Verstimmungen
-
Borderline-Persönlichkeitsstörungen (vor allem im Jugend- und Erwachsenenalter)
Therapie und Behandlung
Die Behandlung von ADHS erfolgt in der Regel multimodal – also über verschiedene therapeutische Ansätze gleichzeitig:
-
Psychotherapie (z. B. Verhaltenstherapie)
-
Medikamentöse Behandlung (z. B. mit Methylphenidat)
-
Coaching und soziales Kompetenztraining
-
Enge Zusammenarbeit mit Eltern, Schule und ggf. Jugendhilfe
Eine fundierte Diagnostik durch einen Kinder- und Jugendpsychiater ist essenziell, um die richtige Therapie festzulegen und andere Störungen auszuschließen oder zu berücksichtigen.
ADHS im Erwachsenenalter
Auch Erwachsene können unter ADHS leiden – wenn auch mit anderen Symptomen als im Kindesalter. Zu den häufigen Beschwerden zählen:
-
Innere Unruhe, Rastlosigkeit
-
Konzentrationsprobleme im Alltag oder Beruf
-
Begleitende Störungen wie Angst, Depressionen oder Essstörungen
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Autismus
Was ist Autismus?
Autismus, oder genauer gesagt die Autismus-Spektrum-Störung, ist eine komplexe neurologische Entwicklungsbesonderheit. Sie beeinflusst, wie Menschen Reize wahrnehmen, verarbeiten und auf ihre Umwelt reagieren. Erste Anzeichen zeigen sich meist schon im frühen Kindesalter. Die genaue Ursache ist bis heute nicht vollständig geklärt, genetische Faktoren spielen aber eine große Rolle.
Wie äußert sich Autismus?
Menschen mit Autismus nehmen ihre Umwelt oft anders wahr. Ihre Fähigkeit, Reize zu filtern, ist eingeschränkt, was zu einer Überflutung durch Geräusche, Licht oder Berührungen führen kann. Das kann sehr belastend sein und Schutzreaktionen wie Rückzug oder stereotype Verhaltensweisen hervorrufen.
Warum spricht man von "Spektrum"?
Seit den neuen Klassifikationen (DSM-5 und ICD-11) wird nicht mehr zwischen Unterformen wie Asperger-Syndrom oder frühkindlichem Autismus unterschieden. Stattdessen wird Autismus als ein Spektrum verstanden – mit sehr verschiedenen Ausprägungen und Bedürfnissen von Person zu Person.
Wie häufig ist Autismus?
Unterschiedliche Studien zeigen, dass weltweit etwa 1 von 100 Menschen von Autismus betroffen ist. Die Zahlen schwanken, weil die Diagnose oft schwer zu stellen ist und Autismus sich individuell sehr unterschiedlich zeigt.
Was sind mögliche Ursachen?
Man weiß heute, dass Autismus in vielen Fällen genetisch bedingt ist. Mehrere Gene spielen dabei eine Rolle. Auch bestimmte Einflüsse während der Schwangerschaft, wie zum Beispiel bestimmte Medikamente, können möglicherweise eine Rolle spielen. Umweltfaktoren allein lösen aber keinen Autismus aus.
Welche Hauptmerkmale hat Autismus?
- Soziale Interaktion: Schwierigkeiten, soziale Signale richtig zu erkennen und auf andere Menschen zuzugehen.
- Kommunikation: Auffälligkeiten in Sprache, Gestik oder Mimik. Manche Menschen sprechen wenig oder gar nicht, andere sehr detailreich und formell.
- Verhalten: Starke Routinen, spezielle Interessen oder wiederholte Bewegungen sind typisch.
Wie sah die frühere Einteilung aus?
Früher unterschied man zwischen verschiedenen Formen:
- Frühkindlicher Autismus: Symptome zeigen sich meist vor dem dritten Lebensjahr, oft begleitet von einer verzögerten Sprachentwicklung.
- Hochfunktionaler Autismus: Menschen mit normaler oder hoher Intelligenz, die aber ähnliche soziale Herausforderungen haben.
- Asperger-Syndrom: Früher als eigene Form betrachtet, heute Teil des Autismus-Spektrums – ohne Verzögerung der Sprachentwicklung.
- Atypischer Autismus: Wenn nicht alle klassischen Merkmale erfüllt sind oder sich Symptome erst später entwickeln.
Wie wird Autismus diagnostiziert?
Die Diagnose basiert auf ausführlichen Gesprächen, Verhaltensbeobachtungen und speziellen Tests. Fachleute achten dabei besonders auf die Bereiche soziale Interaktion, Kommunikation und Verhalten. Es gibt verschiedene Fragebögen und Interviews, um Autismus besser einordnen zu können.
Was wird bei der Diagnose geprüft?
- Probleme in der sozialen Kommunikation
- Repetitives Verhalten oder eingeschränkte Interessen
- Frühe Entwicklung der Symptome
- Beeinträchtigungen im Alltag
- Ausschluss anderer Störungen
Welche Begleiterkrankungen sind häufig?
Viele Menschen im Autismus-Spektrum entwickeln zusätzlich andere Probleme wie ADHS, Angststörungen, Depressionen oder Schlafprobleme. Diese Begleiterkrankungen sollten erkannt und gezielt behandelt werden.
Wie kann Autismus behandelt werden?
Autismus selbst kann nicht "geheilt" werden, doch viele Maßnahmen helfen, die Lebensqualität zu verbessern:
- Verhaltenstherapie: Um soziale Fähigkeiten zu trainieren und den Alltag besser zu bewältigen.
- Frühförderung: Besonders wichtig für Kinder, um Fähigkeiten spielerisch zu stärken.
- Elterntrainings: Helfen, den Alltag mit einem autistischen Kind besser zu verstehen und zu gestalten.
- Therapien wie Ergotherapie, Logopädie oder Physiotherapie: Unterstützen motorische und sprachliche Entwicklung.
- Medikamente: Können eingesetzt werden, wenn zusätzliche Probleme wie starke Ängste oder Depressionen vorliegen – niemals jedoch zur "Behandlung" des Autismus selbst.
Worauf kommt es im Alltag an?
Menschen mit Autismus profitieren von klaren Strukturen, vorhersehbaren Abläufen und verständnisvollen Mitmenschen. Rückzugsmöglichkeiten, Stressreduktion und ein respektvoller Umgang sind für sie besonders wichtig.
Was sollte man über Autismus noch wissen?
Autismus ist keine Krankheit, sondern eine andere Art, die Welt wahrzunehmen. Mit der richtigen Unterstützung können viele Menschen im Autismus-Spektrum ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben führen.
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Behaviorismus
Was ist Behaviorismus?
Behaviorismus ist ein psychologisches Konzept, das sich damit beschäftigt, wie menschliches und tierisches Verhalten entsteht und verändert wird. Der zentrale Gedanke: Alles Verhalten lässt sich durch Reize aus der Umwelt und die darauf folgenden Reaktionen erklären – ohne einen Blick auf innere Vorgänge wie Gefühle oder Gedanken werfen zu müssen.
Wie entstand der Behaviorismus?
Der Behaviorismus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem amerikanischen Psychologen John B. Watson entwickelt. In den 1950er Jahren führte Frederic Skinner das Modell weiter aus. Einen besonders wichtigen Einfluss auf den Behaviorismus hatten die Experimente von Iwan Pawlow zur Konditionierung: Er zeigte, dass Hunde auf bestimmte Reize wie einen Glockenton mit Speichelfluss reagieren können, wenn sie diesen oft genug mit Futter verbinden.
Grundgedanken des Behaviorismus
Im Behaviorismus geht man davon aus, dass Verhalten aus einer einfachen Kette von Reiz (Stimulus) und Reaktion (Response) entsteht. Ein Beispiel: Hunger (Reiz) führt dazu, dass ein Mensch nach Nahrung sucht (Reaktion). Die inneren Prozesse, wie Gedanken oder Gefühle, spielen in dieser Theorie keine große Rolle und werden oft als "Black Box" bezeichnet – ein Bereich, der zwar existiert, aber nicht untersucht wird. Entscheidend ist nur das beobachtbare Verhalten und wie es sich beeinflussen lässt.
Warum der reine Behaviorismus heute als überholt gilt
Inzwischen weiß man, dass menschliches Verhalten viel komplexer ist, als der klassische Behaviorismus annimmt. Gedanken, Emotionen, innere Einstellungen und Werte beeinflussen unser Verhalten stark. Deshalb wurde der Behaviorismus in der modernen Psychotherapie weiterentwickelt: In der sogenannten kognitiven Verhaltenstherapie werden nicht nur äußere Reize und Reaktionen betrachtet, sondern auch die inneren Vorgänge wie Gedankenmuster, Selbstwahrnehmung und Gefühle gezielt einbezogen. Der reine Behaviorismus alleine kann also nicht mehr alle psychischen Prozesse umfassend erklären oder behandeln.
Fazit
Behaviorismus hat die Psychologie stark geprägt und bildet die Grundlage vieler moderner Therapieverfahren. Heute wird er aber fast immer mit neuen Ansätzen kombiniert, um auch die "Black Box" der Gedankenwelt in die Behandlung einzubeziehen.
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Biofeedback
Was ist Biofeedback?
Biofeedback ist ein therapeutisches Verfahren, bei dem körperliche Prozesse, die normalerweise unbewusst ablaufen, gemessen und in Echtzeit sichtbar oder hörbar gemacht werden. Die Patienten lernen dadurch, bestimmte Körperfunktionen bewusst zu beeinflussen. Typische Einsatzgebiete sind Stressreduktion, Schmerztherapie und die Behandlung psychosomatischer Beschwerden.
Wie funktioniert Biofeedback?
Sensoren messen biologische Vorgänge wie die Herzfrequenz, die Muskelspannung oder die Hautleitfähigkeit. Diese Messwerte werden in Form von Tönen, Lichtsignalen oder Grafiken dargestellt. Dadurch wird der Patient für Prozesse im eigenen Körper sensibilisiert und kann gezielt lernen, sie durch Entspannung oder Konzentration zu steuern.
Gängige Methoden des Biofeedbacks
Atemfeedback
Beim Atemfeedback wird die Atemfrequenz oder die Atemtiefe gemessen und visuell dargestellt. Patienten lernen durch bewusstes Atmen, ihre Atmung zu verlangsamen und zu vertiefen, was eine unmittelbare beruhigende Wirkung auf das vegetative Nervensystem haben kann.
EEG-Feedback (Neurofeedback)
Hier wird die elektrische Aktivität des Gehirns (EEG) gemessen. Patienten sehen z.B. grafisch, wie entspannt oder angespannt ihr Gehirn gerade ist. Ziel ist es, bestimmte Hirnwellenmuster zu fördern, etwa solche, die mit Konzentration oder Entspannung verbunden sind. Neurofeedback wird oft bei ADHS, Angststörungen oder Migräne eingesetzt.
Hautwiderstands-Feedback
Der elektrische Widerstand der Haut ändert sich je nach Erregungszustand. Dieses Feedback zeigt dem Patienten, wann er nervös oder gestresst ist, noch bevor er es selbst bewusst wahrnimmt. Über gezielte Entspannungstechniken kann er lernen, seine Erregung zu senken.
Herzfrequenz-Feedback
Hier wird die Herzfrequenz oder die sogenannte Herzratenvariabilität (HRV) gemessen. Ein ruhiger, regelmäßiger Herzschlag deutet auf einen entspannten Zustand hin. Patienten können gezielt lernen, ihre Herzaktivität positiv zu beeinflussen, etwa durch Atemtechniken oder Visualisierungen.
Muskel-Feedback (EMG-Biofeedback)
Über Oberflächenelektroden wird die elektrische Aktivität der Muskulatur gemessen. Besonders bei chronischen Verspannungen oder Schmerzen hilft Muskel-Biofeedback, verspannte Muskeln gezielt zu entspannen und so Beschwerden langfristig zu lindern.
Fazit
Biofeedback ist ein faszinierendes Verfahren, das Körper und Geist aktiv miteinander verbindet. Es eignet sich besonders gut für Menschen, die mehr Kontrolle über stressbedingte oder psychosomatische Beschwerden gewinnen möchten.
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Bulimie
Was ist Bulimie?
Bulimie, auch Bulimia nervosa genannt, ist eine psychische Essstörung. Betroffene erleben wiederkehrende Essanfälle, bei denen sie in kurzer Zeit große Mengen Nahrung zu sich nehmen. Anschließend versuchen sie, die aufgenommenen Kalorien durch Gegenmaßnahmen wie Erbrechen, Fasten oder exzessiven Sport wieder loszuwerden. Die Angst vor Gewichtszunahme steht dabei im Mittelpunkt.
Wie häufig kommt Bulimie vor?
Etwa 2 % aller Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Bulimie, wobei viele Fälle unerkannt bleiben. Meist tritt die Erkrankung im jungen Erwachsenenalter auf. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer.
Was sind mögliche Ursachen?
Bulimie entsteht meist durch eine Mischung verschiedener Faktoren:
- Genetische Einflüsse: In Familien tritt die Erkrankung gehäuft auf.
- Persönlichkeitsmerkmale: Menschen mit hoher emotionaler Empfindlichkeit oder starkem Perfektionismus sind anfälliger.
- Gesellschaftliche Einflüsse: Ideale rund um Körper und Schönheit setzen zusätzlichen Druck auf Betroffene.
- Diäten: Häufig entwickelt sich Bulimie nach strengen Diätversuchen oder als Folge einer Anorexie.
Typische Symptome bei Bulimie
Das auffälligste Merkmal sind die wiederkehrenden Essanfälle, oft verbunden mit einem Gefühl von Kontrollverlust. Nach den Anfällen folgen Versuche, die Kalorienzufuhr auszugleichen, zum Beispiel durch:
- Selbst herbeigeführtes Erbrechen
- Missbrauch von Abführmitteln oder Entwässerungstabletten
- Extremes Sporttreiben
- Strenges Hungern
Obwohl Bulimie oft mit einem normalen Körpergewicht einhergeht, können körperliche Folgen auftreten, wie z.B. Zahnschäden durch Magensäure, Herzrhythmusstörungen durch Elektrolytverschiebungen oder Entzündungen der Speiseröhre.
Diagnosekriterien
Eine Bulimie wird diagnostiziert, wenn Essanfälle und kompensatorische Maßnahmen mindestens einmal pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten auftreten. Zudem muss das eigene Körpergewicht einen übermäßigen Einfluss auf das Selbstwertgefühl haben. Die Diagnose erfolgt nach den Kriterien des DSM-5 oder der ICD-11.
Wie wird Bulimie behandelt?
Die wichtigste Behandlungsmethode ist eine Psychotherapie – insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie hat sich als sehr wirksam erwiesen. Hier lernen Betroffene, den Umgang mit Stress und negativen Gefühlen zu verbessern und ein gesundes Essverhalten zu entwickeln.
In schweren Fällen oder bei zusätzlichen psychischen Problemen wie Depressionen kann auch eine begleitende Behandlung mit Antidepressiva (z.B. Fluoxetin) sinnvoll sein. In manchen Fällen ist ein stationärer Aufenthalt notwendig, insbesondere wenn schwere körperliche Komplikationen auftreten.
Wie sind die Heilungschancen?
Etwa die Hälfte aller Menschen mit Bulimie kann durch Therapie vollständig geheilt werden. Bei etwa 20 % bleibt die Erkrankung bestehen, während es bei rund 30 % zu wiederkehrenden Rückfällen kommt. Frühzeitige Behandlung verbessert die Prognose deutlich.
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Burnout-Syndrom
Das Burnout-Syndrom (deutsch: „Ausgebranntsein“) beschreibt einen Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und mentaler Erschöpfung infolge chronischer Überlastung. In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) wird es unter dem Diagnoseschlüssel Z73.0 als Problem mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung aufgeführt.
Symptome und Beschwerden
Typische Anzeichen eines Burnouts sind:
-
Innere Leere, Erschöpfung und Antriebslosigkeit
-
Niedergeschlagenheit, Interessenverlust
-
Gefühl von Überforderung, trotz scheinbarer Leistungsfähigkeit
-
Psychosomatische Beschwerden wie Kopf-, Nacken- oder Bauchschmerzen
-
Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Rückzug
Burnout entwickelt sich oft schleichend und bleibt lange unerkannt – Betroffene versuchen meist, trotz Überforderung weiterhin zu funktionieren.
Ursachen und Risikofaktoren
Das Burnout-Syndrom tritt besonders häufig bei Menschen auf, die stark beansprucht werden, etwa:
-
Im beruflichen Umfeld (z. B. Pflegeberufe, Lehrer:innen, Führungskräfte)
-
In privaten Belastungssituationen (z. B. Pflege von Angehörigen, familiäre Konflikte)
Auch Jugendliche und junge Erwachsene sind zunehmend betroffen, insbesondere durch Leistungsdruck in Schule oder Studium.
Diagnose und Therapie
Erste Anlaufstelle bei einem Burnout-Verdacht ist oft der Hausarzt, der eine weitere Abklärung durch einen Psychotherapeuten oder Psychiater veranlassen kann.
Die Behandlung erfolgt in der Regel durch:
-
Psychotherapie, insbesondere kognitive Verhaltenstherapie oder Gesprächstherapie
-
In manchen Fällen durch eine begleitende medikamentöse Therapie (z. B. Antidepressiva)
-
Ergänzend können Stressbewältigungstraining, Achtsamkeit und Bewegung hilfreich sein
Früherkennung und gezielte Unterstützung sind entscheidend, um einem Burnout entgegenzuwirken und langfristige seelische Gesundheit zu fördern.
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C
D
Depression
Depression ist eine weit verbreitete psychische Erkrankung, die durch anhaltende Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Selbstzweifel und häufiges Grübeln gekennzeichnet ist. Man unterscheidet zwischen einzelnen depressiven Episoden und rezidivierenden depressiven Störungen. Das Risiko für einen Suizidist bei Betroffenen erhöht – rund die Hälfte aller Suizide geht auf eine Depression zurück.
Symptome und Erscheinungsformen
Typische Anzeichen einer Depression sind:
-
Traurigkeit, Freudlosigkeit, innere Leere
-
Erschöpfung, Interessenverlust, Konzentrationsschwierigkeiten
-
Schuldgefühle, Minderwertigkeitsgefühle
-
Schlafprobleme oder ein veränderter Tag-Nacht-Rhythmus
-
Körperliche Beschwerden ohne erkennbare organische Ursache (z. B. Kopf-, Muskel- oder Rückenschmerzen)
-
In manchen Fällen auch Aggressivität oder Substanzmissbrauch
Nicht jede Depression äußert sich durch klassische Symptome. Besonders bei Männern kann sie sich auch durch Reizbarkeit, sozialen Rückzug oder ungesunden Lebensstil zeigen.
Ursachen und Risikofaktoren
Depressionen entstehen durch ein Zusammenspiel genetischer, biologischer und psychosozialer Faktoren. Mögliche Auslöser sind:
-
Belastende Lebensereignisse (z. B. Verlust, Trennung, Überforderung)
-
Chronischer Stress oder körperliche Erkrankungen
-
Hormonelle Veränderungen (z. B. nach einer Geburt)
-
Lichtmangel (v. a. in den Wintermonaten)
Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer – unter anderem durch hormonelle Schwankungen. Gleichzeitig zeigen Männer seltener typische Symptome und holen seltener Hilfe, was sich in einer höheren Suizidrate widerspiegelt.
Behandlungsmöglichkeiten
Depressionen sind gut behandelbar. Je nach Schweregrad erfolgt die Therapie durch:
-
Psychotherapie (v. a. Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Verfahren)
-
Medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva
-
Ergänzende Maßnahmen wie Lichttherapie, Bewegung, Achtsamkeit
Wichtig ist die frühzeitige Diagnostik und eine individuell abgestimmte Behandlung, um Rückfälle zu vermeiden und langfristige Stabilität zu erreichen.
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Diagnose
Die Diagnose ist die Grundlage jeder psychotherapeutischen Behandlung. Sie beschreibt die klare Erkennung eines psychischen Störungsbildes, das von der seelischen Norm abweicht, und dient als Ausgangspunkt für eine gezielte Therapieplanung. Ziel ist es, eine fundierte Grundlage zu schaffen, auf der eine langfristige Linderung des Leidensdrucks erreicht werden kann.
Vorgehen und Verfahren
Die Diagnose erfolgt in mehreren Schritten, beginnend mit der Anamnese – dem ausführlichen Gespräch über die Beschwerden, Lebensumstände und Vorgeschichte des Patienten. Ergänzt wird dieser Schritt häufig durch:
-
Psychologische Testverfahren
-
Beobachtungen des Verhaltens
-
Standardisierte Fragebögen
-
Bei Bedarf: Schlaflabor, neuropsychologische Tests oder tiefenpsychologische Analyse
Da psychische Erkrankungen oft komplex und mehrdimensional sind, ist die Diagnostik selten mit einem einzigen Termin abgeschlossen. Eine sorgfältige, differenzierte Abklärung benötigt in der Regel mehrere Gespräche.
Differenzialdiagnose
Ein wichtiger Teil des diagnostischen Prozesses ist die sogenannte Differenzialdiagnose. Dabei werden verschiedene mögliche psychische Störungen geprüft, verglichen und Schritt für Schritt ausgeschlossen oder bestätigt. Dieses Vorgehen ist notwendig, weil viele psychische Symptome unspezifisch sind und bei unterschiedlichen Störungen auftreten können.
Herausforderungen in der psychologischen Diagnostik
Die Vielschichtigkeit psychischer Erkrankungen macht eine genaue Diagnose oft anspruchsvoll. Emotionale, soziale und biologische Einflussfaktoren müssen gleichermaßen berücksichtigt werden. Gleichzeitig besteht ein hoher Zeitdruck, da viele Patient:innen bereits unter erheblichem Leidensdruck stehen und schnell Hilfe benötigen.
Ein präzises diagnostisches Vorgehen ist jedoch unverzichtbar, um Therapieziele realistisch festzulegen, geeignete Methoden auszuwählen und langfristige Erfolge zu sichern.
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Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT)
Was ist die Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT)?
Die Dialektisch-behaviorale Therapie, kurz DBT, ist eine besondere Form der kognitiven Verhaltenstherapie. Sie wurde speziell für Menschen entwickelt, die unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden. Im Mittelpunkt steht die Idee, scheinbar widersprüchliche Gefühle und Gedanken – also gegensätzliche Pole – zu erkennen, anzunehmen und in Balance zu bringen.
Wie ist die DBT entstanden?
Die DBT wurde in den 1990er Jahren von der amerikanischen Psychologin Marsha M. Linehan entwickelt. Ursprünglich gedacht für schwer suizidale Patient:innen mit Borderline-Störungen, hat sich die Methode heute auch bei anderen psychischen Problemen bewährt.
Wann wird DBT eingesetzt?
DBT kommt vor allem zum Einsatz bei:
- Borderline-Persönlichkeitsstörungen
- Selbstverletzendem Verhalten ohne Suizidabsicht (NSSV)
- Essstörungen
Welche Elemente gehören zur DBT?
Einzeltherapie
In der Einzeltherapie arbeiten Patient:innen mit ihrer Therapeutin oder ihrem Therapeuten an persönlichen Themen. Wichtiges Werkzeug ist dabei ein Tagebuch, in dem Spannungszustände und deren Bewältigung festgehalten werden. Zudem wird zu Beginn ein Vertrag geschlossen, der Regeln und Verpflichtungen beider Seiten festlegt – für eine strukturierte und verbindliche Zusammenarbeit.
Gruppentherapie
Parallel zur Einzeltherapie findet ein Fertigkeitentraining in Gruppen statt, aufgeteilt in fünf Module:
- Innere Achtsamkeit: Bewusstes Wahrnehmen und Beschreiben eigener Empfindungen.
- Stresstoleranz: Erlernen von Strategien, um schwierige Situationen besser auszuhalten.
- Umgang mit Gefühlen: Gefühle erkennen, benennen und steuern lernen.
- Zwischenmenschliche Fertigkeiten: Aufbau und Pflege gesunder Beziehungen.
- Selbstwert: Entwicklung eines positiven Selbstbilds.
Die Gruppen sind oft weiter unterteilt in:
- Bezugsgruppen: Austausch unter Patient:innen, ohne Personal.
- Basisgruppen: Vermittlung von Wissen über psychische Erkrankungen (Psychoedukation).
- Skillsgruppen: Gemeinsames Erlernen und Üben neuer Strategien (Skills).
- Achtsamkeitsgruppen: Übungen zur Förderung bewusster Wahrnehmung und Entspannung.
Medikamentöse Unterstützung (Pharmakotherapie)
Medikamente sind in der DBT eher eine ergänzende Hilfe. Sie kommen zum Einsatz, um zum Beispiel Krisen abzumildern oder den Einstieg in die Therapie zu erleichtern. Zum Einsatz kommen unter anderem Neuroleptika oder Antidepressiva.
Wie läuft die Therapie ab?
Die Behandlung erfolgt in zwei Schritten:
- Erlernen von Selbstkontrolle: Betroffene lernen, ihre Emotionen besser wahrzunehmen, zu steuern und risikobehaftetes Verhalten zu reduzieren.
- Vertiefung und Aufarbeitung: Themen wie Traumabewältigung, Stärkung sozialer Kompetenzen und der Aufbau eines stabileren Selbstwertgefühls stehen im Vordergrund.
Ist die DBT wirksam?
Die Wirksamkeit der DBT ist in vielen wissenschaftlichen Studien bestätigt worden. Sie gilt heute als die Standardtherapie ("State of the Art") für die Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung und wird offiziell in den S2-Leitlinien empfohlen.
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Dissoziative Persönlichkeit
Die Dissoziative Persönlichkeitsstörung – auch bekannt als Multiple Persönlichkeitsstörung – ist eine schwere psychische Erkrankung, bei der es zu einer Aufspaltung von Identitäten kommt. Betroffene verfügen über zwei oder mehr unterschiedliche Persönlichkeitsanteile, die sich in Verhalten, Emotionen, Erinnerungen und Wahrnehmungdeutlich voneinander unterscheiden.
Diese Persönlichkeitszustände treten abwechselnd in Erscheinung, ohne dass der Patient das jeweils andere Erleben bewusst mitverfolgt. Erinnerungen an das Verhalten in einer anderen Identität fehlen häufig vollständig – ein Phänomen, das als Amnesie bezeichnet wird.
Ursachen
Die Entstehung der dissoziativen Persönlichkeitsstörung ist meist auf schwere Traumata in der Kindheitzurückzuführen. Dazu gehören unter anderem:
-
Sexueller oder körperlicher Missbrauch
-
Vernachlässigung
-
Emotionale Gewalt
-
Kriegserfahrungen, Unfälle oder das Erleben von extremer Angst
Die Spaltung der Persönlichkeit stellt eine Schutzfunktion des Geistes dar, um unerträgliche Erfahrungen auszugrenzen und psychisch zu überleben.
Begleiterkrankungen (Komorbiditäten)
Betroffene leiden häufig zusätzlich unter:
-
Depressionen
-
Angststörungen
-
Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS)
-
Borderline-Persönlichkeitsstörungen
Therapie und Behandlung
Die Behandlung ist komplex und meist langfristig. Ziel ist es, die verschiedenen Persönlichkeitsanteile zu integrieren oder deren Koexistenz zu stabilisieren. Zum Einsatz kommen:
-
Traumaorientierte Psychotherapie
-
Hypnotherapie
-
Tiefenpsychologisch fundierte Verfahren
-
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
-
Bildschirmtechnik zur Visualisierung innerer Anteile
Diese Methoden ermöglichen eine behutsame Aufarbeitung traumatischer Erfahrungen und tragen dazu bei, die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
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Dysthymie
Dysthymia, auch bekannt als dysthyme Störung, ist eine chronische Form der depressiven Verstimmung. Die Symptome sind weniger stark ausgeprägt als bei einer Major Depression, halten jedoch über mindestens zwei Jahrean – bei Kindern und Jugendlichen mindestens ein Jahr.
Symptome und Verlauf
Menschen mit Dysthymia leiden unter:
-
Anhaltend gedrückter Stimmung
-
Erschöpfung, Konzentrationsstörungen
-
Geringem Selbstwertgefühl
-
Pessimismus und sozialem Rückzug
Die Symptome werden von vielen Betroffenen als Teil ihrer Persönlichkeit wahrgenommen. Aus diesem Grund erfolgt die Diagnose häufig erst viele Jahre nach Beginn der Beschwerden, was die Dunkelziffer vermutlich hoch ausfallen lässt.
In manchen Fällen treten auf die dysthyme Grundstimmung depressive Episoden im Sinne einer Major Depression hinzu – dies wird als Double Depression bezeichnet.
Sonderformen der Dysthymie
-
Zyklothymia: Eine leichte Form bipolarer Störung, bei der sich dysthyme Phasen mit leicht gehobener Stimmung (marginal euphorisch) abwechseln.
-
Endo-reaktive Dysthymie: Eine Mischform mit endogenen (biologisch bedingten) und reaktiven (situationsbedingten) Komponenten. Hier tritt oft Hypochondrie auf – also eine übermäßige Angst vor Krankheiten.
Behandlung
Dysthymia spricht gut auf eine kombinierte Therapie an, bestehend aus:
-
Psychotherapie (insbesondere kognitive Verhaltenstherapie)
-
Medikamentöser Behandlung, etwa mit Sertralin – ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), der sich auch bei Angst- und Zwangsstörungen bewährt hat
Eine frühe therapeutische Begleitung kann helfen, den langjährigen Leidensweg vieler Betroffener zu verkürzen und die Lebensqualität deutlich zu verbessern.
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E
Eklektische Psychotherapie
Die eklektische Psychotherapie ist ein integrativer Therapieansatz, der gezielt unterschiedliche psychotherapeutische Methoden und Theorien kombiniert, um individuell bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Im Gegensatz zu klassischen Schulen wie der Psychoanalyse oder Verhaltenstherapie, die in sich geschlossene Systeme darstellen, setzt die eklektische Herangehensweise auf methodische Vielfalt und Fallorientierung.
Grundprinzipien
Im Zentrum der eklektischen Psychotherapie steht der Einzelfall. Die Auswahl der therapeutischen Mittel richtet sich nicht nach einer bestimmten Theorie, sondern nach den Bedürfnissen, Zielen und Ressourcen des Klienten. Dabei kann auf Elemente verschiedener bewährter Verfahren zurückgegriffen werden, unter anderem aus:
-
Kognitiver Verhaltenstherapie
-
Tiefenpsychologisch fundierten Verfahren
-
Systemischer Therapie
-
Humanistischer Psychotherapie
-
Gestalt- oder Körpertherapie
Vorteile des eklektischen Ansatzes
-
Individuelle Passgenauigkeit: Therapie wird auf die jeweilige Person zugeschnitten, nicht auf ein starres System.
-
Hohe Flexibilität: Therapeut:innen können bei Bedarf den Fokus der Behandlung dynamisch anpassen.
-
Ganzheitliche Wirkung: Durch die Kombination unterschiedlicher Perspektiven werden mehr Ebenen des Erlebens angesprochen – kognitiv, emotional, sozial und körperlich.
Theoretische Fundierung
Die eklektische Psychotherapie beruht auf der Überzeugung, dass keine einzelne Therapieform für alle Probleme oder alle Menschen die optimale Lösung bietet. Statt eines „entweder-oder“ wird ein „sowohl-als-auch“ verfolgt – mit dem Ziel, die jeweiligen Stärken unterschiedlicher Ansätze zu nutzen, ohne sich dogmatisch auf eine Theorie zu beschränken.
Inzwischen wird dieser Ansatz auch zunehmend von Therapeut:innen klassischer Richtungen übernommen, die ihre methodischen Werkzeuge um wirksame Techniken anderer Schulen ergänzen.
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Emotionale Intelligenz
Emotionale Intelligenz bezeichnet die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen, angemessen mit ihnen umzugehen und sie konstruktiv in soziale Interaktionen einzubringen. Sie umfasst unter anderem Empathie, Selbstregulation, soziale Kompetenz und die Fähigkeit, emotionale Informationen zielgerichtet zu nutzen – ohne dabei manipulativ zu handeln.
Bedeutung im zwischenmenschlichen Miteinander
Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz sind in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen, Perspektiven nachzuvollziehen und Konflikte einfühlsam zu lösen. Diese Fähigkeit wird von Mitmenschen meist als besonders wertvoll und vertrauensbildend erlebt. In sozialen oder beruflichen Kontexten kann sie dazu beitragen, harmonische Beziehungen aufzubauen, Verständnis zu fördern und gemeinsame Lösungen zu entwickeln.
Eigene Ziele durch Empathie erreichen
Emotionale Intelligenz ermöglicht es auch, eigene Bedürfnisse auf sozial verträgliche Weise zu verfolgen. Wer sich gut in sein Gegenüber einfühlen kann, weiß, wie man eine Situation gestaltet, in der alle Beteiligten profitieren – ohne Druck, Täuschung oder emotionale Manipulation.
Angeboren – und trainierbar
Während einige Menschen über ein natürlich ausgeprägtes Maß an emotionaler Intelligenz verfügen, lässt sich diese Fähigkeit auch bewusst entwickeln und trainieren. Durch gezielte Übungen in Achtsamkeit, Perspektivwechsel und Selbstreflexion kann die emotionale Kompetenz im Alltag stetig verbessert werden.
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Empathie
Empathie ist die Fähigkeit, sich in die Gefühlswelt anderer Menschen einzufühlen, deren Emotionen nachzuvollziehen und angemessen darauf zu reagieren. Sie spielt eine zentrale Rolle im sozialen Miteinander und ist eine grundlegende Voraussetzung für zwischenmenschliches Verständnis, Mitgefühl und gelungene Kommunikation.
Merkmale empathischen Verhaltens
Empathische Menschen können:
-
Die Emotionen anderer wahrnehmen und deuten
-
Perspektivwechsel vollziehen
-
Verstehen, wie das eigene Verhalten andere beeinflusst
-
Auf verbale wie nonverbale Signale (Tonfall, Körpersprache, Mimik) eingehen
Empathie zeigt sich darin, dass jemand überlegt, welche Auswirkungen seine Worte oder Handlungen auf andere haben könnten – auch wenn er sich letztlich anders entscheidet. Es geht nicht um bedingungsloses Mitempfinden, sondern um achtsames und respektvolles Verstehen.
Abgrenzung und emotionale Selbstregulation
Wichtig ist die Fähigkeit zur Abgrenzung: Empathie bedeutet nicht, sich von den Gefühlen anderer überrollen zu lassen. Wer empathisch ist, kann mitfühlen, ohne sich selbst emotional zu verlieren. Der Umgang mit Empathie ist individuell unterschiedlich – manche Menschen spüren besonders stark, andere lernen, ihre Empathiefähigkeit gezielt einzusetzen und gleichzeitig für sich selbst zu sorgen.
Bedeutung im sozialen Leben
Empathie gilt als eine der zentralen sozialen Kompetenzen. Sie erleichtert:
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Verständnisvolle Beziehungen und Freundschaften
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Konstruktive Konfliktlösung
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Teamfähigkeit im beruflichen Kontext
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Emotionale Nähe und Vertrauen in partnerschaftlichen Beziehungen
Empathie ist teils angeboren, kann aber auch durch Selbstreflexion, Achtsamkeit und Kommunikationstrainingbewusst weiterentwickelt werden.
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Entspannungsverfahren
Entspannung beschreibt einen Zustand körperlicher und psychischer Ruhe, in dem der Muskeltonus gesenkt, die neuronale Aktivität reduziert und der Parasympathikus aktiviert wird. Dabei wird der Gegenspieler, der Sympathikus, gehemmt – der Körper schaltet vom Stress- in den Erholungsmodus. Typische physiologische Effekte sind:
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Verringerter Herzschlag
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Niedrigerer Blutdruck
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Erweiterte Blutgefäße
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Reduzierte Muskelspannung
In diesem Zustand empfindet der Mensch oft innere Ruhe, Wohlbefinden, Gelassenheit und kann sich besser konzentrieren. Entspannung wirkt sich damit direkt positiv auf die psychische Gesundheit aus.
Wirkung bei psychischen und körperlichen Beschwerden
Regelmäßige Entspannung hilft bei vielen Beschwerden, darunter:
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Nervosität und innere Unruhe
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Burnout-Symptome
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Psychosomatische Beschwerden
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Chronischer Stress
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Nervenschwäche
Viele dieser Störungen lassen sich durch gezielte Entspannungsübungen wirksam lindern.
Entspannungstechniken
Im Laufe der Zeit haben sich zahlreiche Methoden zur aktiven Entspannung etabliert. Dazu gehören:
Asiatische Verfahren:
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Yoga
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Meditation
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Tai-Chi / Taijiquan
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Qigong
Westlich geprägte Verfahren:
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Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
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Autogenes Training
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Hypnose
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Imaginative Techniken (z. B. Fantasiereisen, Visualisierungen)
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Biofeedback: Ein Verfahren aus den 1970er Jahren, bei dem mithilfe elektronischer Geräte Körperfunktionen wie Puls, Hautleitwert oder Hirnströme sichtbar gemacht werden. Ziel ist es, durch Training eine bewusste Steuerung dieser Funktionen zu erlernen.
Durch kontinuierliche Anwendung können Entspannungsmethoden zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens, zur Stressprävention und zur therapeutischen Unterstützung psychischer Erkrankungen beitragen.
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Erwartungsangst
Erwartungsangst beschreibt die zukunftsbezogene Angst vor bestimmten Gedanken, Gefühlen, Situationen oder inneren Erlebnissen. Sie ähnelt der sogenannten „Angst vor der Angst“ (Phobiophobie), geht jedoch darüber hinaus: Auch Emotionen wie Trauer, Schuldgefühle oder Minderwertigkeitsgefühle können Auslöser dieser inneren Anspannung sein.
Entstehung und Verlauf
Erwartungsangst entsteht häufig infolge eines belastenden Erlebnisses, das mit starken negativen Gefühlen verbunden war. Typischerweise richtet sich die Angst zunächst auf ganz bestimmte Situationen, etwa:
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Prüfungen
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Vorstellungsgespräche
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Soziale Begegnungen
Mit der Zeit kann sich diese Angst generalisiert entwickeln – das heißt: Auch ähnliche, ursprünglich harmlose oder neutrale Situationen werden als bedrohlich empfunden. Dadurch wird der Alltag zunehmend eingeschränkt.
Betroffene geraten so in einen Teufelskreis aus:
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Angst vor einer Situation oder einem Gefühl
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Vermeidung dieser Situation
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Verstärkung der Angst durch ausbleibende korrigierende Erfahrungen
Therapieansätze
Im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung – insbesondere mittels kognitiver Verhaltenstherapie – lernen Betroffene:
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Die Funktionalität von Gefühlen zu verstehen
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Sich konstruktiv mit den gefürchteten Emotionen auseinanderzusetzen
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Vermeidungsverhalten zu reduzieren
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Neue Verarbeitungsstrategien zu entwickeln
Ein zentraler Bestandteil ist dabei die Konfrontation mit den erwarteten Gefühlen, um den übersteigerten Erwartungen die Realität entgegenzusetzen und Ängste langfristig abzubauen.
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Erziehung
Erziehung beginnt bereits im Säuglingsalter und begleitet den Menschen in unterschiedlichen Formen sein gesamtes Leben. Auch wenn der rechtliche Erziehungsauftrag der Eltern mit der Volljährigkeit endet, bleibt der Einfluss der Bezugspersonen, insbesondere der Eltern, häufig auch im Erwachsenenalter bestehen – sei es als Orientierung, Rat oder emotionale Rückbindung.
Bedeutung in der frühen Entwicklung
Besonders im Klein- und Schulkindalter sowie während der Pubertät ist Erziehung maßgeblich für die Entwicklung einer gesunden Psyche. Sie vermittelt:
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Soziale Kompetenzen und Umgangsformen
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Die Fähigkeit zur Selbstregulation
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Werte und Normen für das Leben in der Gemeinschaft
Kinder lernen durch ihre Eltern, wie sie sich in der Gesellschaft zurechtfinden, wie man Konflikte löst, Verantwortung übernimmt und eigene Bedürfnisse mit denen anderer in Einklang bringt.
Erziehung als Persönlichkeitsprägung
Erziehung prägt nicht nur das äußere Verhalten, sondern auch Denkmuster, Einstellungen und den Charakter. Auch im Jugendalter hat sie Einfluss: Jugendliche setzen sich mit den vermittelten Werten auseinander – entweder indem sie sich damit identifizieren oder indem sie sich davon abgrenzen. In beiden Fällen bleibt die Erziehung ein zentraler Bezugsrahmen für die Identitätsentwicklung.
Lebenslange Wirkung
Mit zunehmendem Alter nimmt die direkte erzieherische Einflussnahme ab, doch ihre Wirkung bleibt bestehen. Sie spiegelt sich in der Selbstwahrnehmung, der Beziehungsfähigkeit, im beruflichen Verhalten und in der Wertorientierung wider. So ist Erziehung ein dynamischer, langfristiger Prozess, der – bewusst oder unbewusst – das ganze Leben begleitet.
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Essstörungen
Essstörungen sind psychische Erkrankungen, die sich durch ein gestörtes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körperbild auszeichnen. Betroffene zeigen ein verändertes Essverhalten, das oft mit tiefgreifenden emotionalen und sozialen Problemen verbunden ist.
Formen von Essstörungen
Zu den bekanntesten Formen zählen:
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Anorexia nervosa (Magersucht): Drastische Gewichtsreduktion durch Nahrungsverweigerung und intensiven Bewegungsdrang, begleitet von einem gestörten Körperbild.
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Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht): Wiederholte Essanfälle mit anschließendem Erbrechen, Fasten oder exzessivem Sport zur Kompensation.
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Binge Eating Disorder: Heißhungeranfälle wie bei der Bulimie – allerdings ohne anschließendes Erbrechen. Diese Form hat in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen.
Ursachen
Die genauen Ursachen sind vielfältig und komplex. Essstörungen entstehen meist durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren:
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Gesellschaftlicher Schönheitsdruck
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Soziale Zugehörigkeit und Gruppenzwang
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Psychische Grunderkrankungen wie Minderwertigkeitsgefühle, Ängste oder depressive Zustände
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Mangelndes Körperbewusstsein oder fehlendes Wissen über gesunde Ernährung
Symptome und Wahrnehmungsverzerrung
Ein zentrales Merkmal vieler Essstörungen ist eine gestörte Selbstwahrnehmung: Betroffene nehmen ihren Körper trotz Untergewicht oder Normalgewicht als „zu dick“ wahr. Vor allem bei Anorexie ist diese Körperschemastörungstark ausgeprägt – das krankhafte Verhalten erscheint dem Patienten selbst logisch und notwendig.
Behandlung
Die Therapie von Essstörungen erfolgt in mehreren Schritten:
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Symptomatische Stabilisierung (z. B. Gewichtszunahme bei Anorexie)
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Aufarbeitung der Ursachen mithilfe von Psychotherapie (oft kognitive Verhaltenstherapie)
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Pädagogische und ernährungspsychologische Begleitung
In vielen Fällen ist ein stationärer Aufenthalt notwendig, um das akute Risiko zu minimieren und intensive therapeutische Unterstützung zu bieten.
Früherkennung und professionelle Hilfe sind entscheidend, da die Krankheit vom Betroffenen selbst selten als solche erkannt wird. Eine umfassende psychotherapeutische Begleitung kann helfen, langfristig wieder zu einem gesunden Körper- und Selbstbild zurückzufinden.
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Exposition
Die Exposition ist eine bewährte psychotherapeutische Methode, bei der Betroffene gezielt mit einem angstauslösenden Reiz oder Trigger konfrontiert werden – unter therapeutischer Anleitung und in einem sicheren Rahmen. Ziel ist es, die Angstreaktion schrittweise abzubauen und neue, realistische Erfahrungen mit der angstauslösenden Situation zu machen.
Anwendung und Zielsetzung
Expositionsverfahren sind insbesondere Bestandteil der Verhaltenstherapie, werden aber auch in Kombination mit anderen Therapieverfahren – etwa Hypnotherapie – eingesetzt. Typische Anwendungsgebiete sind:
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Phobien (z. B. Spinnen-, Flug-, Höhenangst)
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Panikstörung
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Zwangsstörungen
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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Beispiel: Bei Spinnenangst wird der Patient schrittweise an die Konfrontation mit dem Tier herangeführt – zunächst durch Bilder, später durch direkte Begegnung. Ziel ist es, dem Patienten praktisch erlebbar zu machen, dass die befürchtete Katastrophe nicht eintritt und dass die Angst von selbst nachlässt.
Aufbau der Exposition
Die Konfrontation erfolgt nicht plötzlich oder schockartig, sondern wird sorgfältig vorbereitet. In der Regel durchläuft der Patient:
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Vorbereitung und Aufklärung
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Stufenweise Annäherung an den Angstreiz
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Begleitende therapeutische Unterstützung (z. B. durch Atemtechniken, kognitive Umstrukturierung)
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Reflexion und Auswertung der gemachten Erfahrungen
Am Ende der Therapie dient die Exposition auch als „Praxistest“: Der Patient kann zeigen, dass er mit der früher gefürchteten Situation anders umgeht und sich seiner Angst nicht mehr ausgeliefert fühlt.
Die Exposition zählt zu den effektivsten Methoden zur Angstbewältigung – sie fördert Selbstwirksamkeit, reduziert Vermeidungsverhalten und stärkt langfristig das Vertrauen in die eigene psychische Stabilität.
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Extinktion
Extinktion – auch Löschung genannt – ist ein zentraler Begriff der behavioristischen Lerntheorien und beschreibt den Abbau erlernter Verhaltensweisen durch das Ausbleiben der ursprünglichen Verstärkungs- oder Kopplungsmechanismen.
Extinktion in der klassischen Konditionierung
Bei der klassischen Konditionierung erfolgt Extinktion, wenn der konditionierte Stimulus (CS) wiederholt nicht mehr mit dem unkonditionierten Stimulus (UCS) gepaart wird. Beispiel: Wenn ein Hund nach dem Glockenton (CS) kein Futter (UCS) mehr erhält, schwächt sich die erlernte Reaktion (z. B. Speichelfluss) mit der Zeit ab.
Extinktion in der operanten Konditionierung
Im Rahmen der operanten Konditionierung wird ein Verhalten gelöscht, wenn es nicht mehr verstärkt wird. Ein Kind, das kein Lob mehr für das Aufräumen bekommt, stellt dieses Verhalten möglicherweise wieder ein.
Die Löschungsresistenz – also wie hartnäckig ein Verhalten bestehen bleibt – hängt unter anderem vom ursprünglichen Verstärkerplan ab: Verhaltensweisen, die intermittierend (also nur gelegentlich) verstärkt wurden, sind meist schwerer zu löschen.
Begleitphänomene der Extinktion
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Extinktionsausbruch: Zu Beginn der Löschungsphase kann das Verhalten zunächst verstärkt auftreten – als Reaktion auf das plötzliche Ausbleiben des Verstärkers.
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Kontextabhängigkeit: Extinktion ist oft an bestimmte Umgebungen gebunden. Gelöschtes Verhalten kann in einem anderen Kontext wieder erscheinen.
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Spontane Erholung: Auch nach erfolgreicher Extinktion kann das gelöschte Verhalten plötzlich wieder auftreten – meist nach einer gewissen Zeit oder in ähnlichen Situationen wie beim ursprünglichen Lernen.
Extinktion ist somit kein Vergessen, sondern ein aktiver Lernprozess, bei dem die ursprüngliche Reaktion gehemmt, aber nicht vollständig ausgelöscht wird.
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F
Familienaufstellung
Die Familienaufstellung ist ein diagnostisches und therapeutisches Verfahren, das vor allem in der systemischen Therapie eingesetzt wird. Ziel ist es, unbewusste Beziehungsdynamiken innerhalb der Familie sichtbar zu machen, die mit aktuellen psychischen oder emotionalen Problemen in Zusammenhang stehen können.
Methode und Ablauf
Bei einer Familienaufstellung werden fremde Personen (Stellvertreter) ausgewählt, um Mitglieder der Familie des Patienten zu repräsentieren. Der Patient stellt diese Personen im Raum so auf, wie er die Beziehungen und Dynamiken innerhalb der Familie subjektiv wahrnimmt – etwa Nähe, Distanz, Zugehörigkeit oder emotionale Spannungen.
Diese räumliche Anordnung dient dazu, verborgene Muster und Konflikte aufzudecken. Therapeut:innen beobachten die Positionen, Körpersprache und Emotionen der Stellvertreter, um daraus therapeutische Hypothesen und Ansätzeabzuleiten.
Zielsetzung
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Erkennen familiärer Verstrickungen oder ungelöster Konflikte
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Verständnis für die eigene Rolle innerhalb des Familiensystems
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Auflösen generationsübergreifender Belastungen
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Förderung der emotionalen Abgrenzung und Autonomie
Die Methode eignet sich auch zur Analyse anderer sozialer Systeme, etwa im beruflichen oder schulischen Kontext.
Einsatzbereiche
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Systemische Familientherapie: Zentrales Werkzeug zur Visualisierung von Beziehungsdynamiken
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Tiefenpsychologisch fundierte Therapie: Die Reaktion des Patienten auf die Aufstellung gibt Hinweise auf innere Konflikte, Projektionen oder verdrängte Emotionen
Durch die Familienaufstellung erhalten Betroffene oft neue Perspektiven auf ihre familiären Bindungen, was den therapeutischen Prozess nachhaltig unterstützen kann.
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Flugangst (Aviophobie
Was ist Aviophobie?
Unter Aviophobie versteht man die ausgeprägte Angst vor dem Fliegen. Betroffene verspüren schon beim Gedanken an einen Flug, beim Buchen eines Tickets oder spätestens beim Einsteigen in ein Flugzeug intensive Angstgefühle, die bis zu Panikattacken reichen können. Die Aviophobie gehört zu den spezifischen Phobien und ist eine der häufigsten Reiseängste weltweit.
Wie äußert sich Flugangst?
Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Typisch sind:
- Herzrasen und Zittern
- Schweißausbrüche
- Atemnot oder das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen
- Übelkeit oder Magenbeschwerden
- Schwindel oder das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren
- Unkontrollierbare Angst, dass das Flugzeug abstürzen könnte
Manche Betroffene meiden Flüge komplett, andere steigen zwar ins Flugzeug, erleben aber den Flug als extrem belastend.
Was sind die Ursachen von Aviophobie?
Die Ursachen der Flugangst sind vielfältig. Häufig spielen mehrere Faktoren zusammen:
- Negative Erfahrungen bei früheren Flügen, etwa starke Turbulenzen oder Notlandungen
- Generelle Angststörungen oder eine ausgeprägte Verlustangst
- Unkontrollierbarkeit: Das Gefühl, die Situation im Flugzeug nicht beeinflussen zu können
- Mediale Berichterstattung über Flugunfälle
- Unwissenheit über die Sicherheitstechnik und Abläufe im Flugverkehr
Wie kann Flugangst behandelt werden?
Flugangst ist sehr gut behandelbar. Je nach Ausprägung kommen verschiedene Methoden in Betracht:
- Konfrontationstraining: Schrittweise Annäherung an die angstauslösende Situation, eventuell kombiniert mit einem Flugangst-Seminar.
- Verhaltenstherapie: Erlernen neuer Gedankenmuster und Umgangsstrategien mit der Angst.
- Entspannungsverfahren: Atemtechniken, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen helfen, in Stressmomenten ruhig zu bleiben.
- Aufklärung: Kenntnisse über Flugzeugtechnik und Flugabläufe verringern das Gefühl von Ausgeliefertsein.
- Medikamentöse Unterstützung: In Einzelfällen können kurzfristig angstlösende Medikamente zum Einsatz kommen, dies sollte jedoch ärztlich begleitet werden.
Was können Betroffene selbst tun?
Es hilft, sich gut auf den Flug vorzubereiten: rechtzeitig buchen, entspannte Anreise planen und auf ausreichend Schlaf achten. Viele Menschen profitieren davon, Entspannungsübungen zu trainieren oder Musik, Hörbücher oder Filme zur Ablenkung an Bord mitzubringen. Eine bewusste, ruhige Atmung ist in Momenten starker Anspannung besonders hilfreich.
Fazit
Aviophobie kann sehr belastend sein, ist aber kein Schicksal: Mit den richtigen Maßnahmen und Unterstützung können Betroffene wieder angstfrei reisen und Flüge als sichere Form der Fortbewegung erleben.
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G
GOP / Gebührenordnung
Die Gebührenordnung für Psychotherapeuten (GOP) regelt die Vergütung psychotherapeutischer Leistungen für Privatversicherte und Beihilfeberechtigte in Deutschland. Sie verweist auf die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) und legt fest, welche Leistungen Psychotherapeut*innen erbringen und abrechnen dürfen – und zu welchem Honorar.
Seit wann gibt es die GOP?
Die GOP wurde 1996 eingeführt – und seitdem nie grundlegend reformiert. Sie basiert weiterhin auf medizinischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus den 1990er Jahren. Das ist eines der zentralen Probleme, da sich sowohl die Anforderungen an Psychotherapie als auch die Lebenshaltungskosten seither stark verändert haben.
Beispiel: Honorar für eine Psychotherapeutische Sitzung
Die GOP sieht für eine typische psychotherapeutische Einzelsitzung die Ziffer 870 vor. Bei Anwendung des Regelhöchstsatzes (2,3-facher Satz) ergibt sich ein Honorar von 100,55 Euro. Dieser Betrag wurde so bereits 1996 festgelegt.
Rechnet man die Inflation bis ins Jahr 2025 ein, entspricht dieses Honorar heute real nur noch etwa 60,00 Euro an Kaufkraft – es ist also inflationsbereinigt deutlich entwertet worden. Während die Honorare der gesetzlichen Krankenkassen seitdem mehrfach angepasst wurden, blieb das Honorar für Privatversicherte auf dem alten Niveau. Das hat gravierende Folgen.
Warum ist das problematisch?
In den letzten Jahren haben viele Psychotherapeut*innen zunehmend keine Behandlungen mehr für Privatversicherte angeboten. Der Grund: Die Vergütung ist im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung oft schlechter. Während gesetzlich Versicherte mittlerweile je nach Region teils über 110 bis 120 Euro pro Sitzung erhalten, stagniert das Honorar für Privatbehandlungen weiter bei 100,55 Euro – auf Basis veralteter Berechnungen.
Viele Privatversicherte erhielten daher keinen Therapieplatz, weil Therapeut*innen verständlicherweise lieber gesetzlich Versicherte behandelten oder auf Selbstzahler auswichen.
Neue Abrechnungsempfehlungen seit Juli 2024
Um dieser Versorgungslücke entgegenzuwirken, haben sich die Bundespsychotherapeutenkammer, die Bundesärztekammer, der Verband der Privaten Krankenversicherung sowie die Beihilfestellen von Bund und Ländern auf neue Abrechnungsempfehlungen verständigt. Diese gelten seit dem 1. Juli 2024 und beinhalten unter anderem:
- Die Einführung neuer Leistungen: Psychotherapeutische Sprechstunde, Akutbehandlung, Kurzzeittherapie.
- Zusatzmöglichkeiten zu Sitzungen: zwar immer noch 2,3-facher Satz als Standard, 1,8-facher Satz für diagnostische Leistungen und 100,55 Euro für eine psychotherapeutische Sitzung laut GOP, aber grundsätzlich zusetzbar ist nun die Erhebung des psychischen Befundes (Ziffer 801) und 33,52 Euro pro Sitzung
- Erweiterung der abrechenbaren Leistungen durch Analogziffern für moderne Therapieverfahren und Settings.
- Das Ziel, die Versorgungslage für Privatversicherte wieder zu verbessern, indem Psychotherapeut*innen durch faire Vergütung motiviert werden, Behandlungen anzubieten.
Was ist eine Analogziffer?
Da die GOP veraltet ist, fehlen viele moderne Therapieformen im Leistungsverzeichnis. Mithilfe sogenannter Analogziffern dürfen Psychotherapeut*innen eine vergleichbare GOÄ-Leistung abrechnen, wenn diese in Art, Zeitaufwand und Struktur ähnlich ist. Diese Analogabrechnung muss nachvollziehbar und transparent dokumentiert werden, wird aber zunehmend als legitimer Weg anerkannt, um neue Leistungen abzubilden.
Schwellenwert, Faktor und Faktorsteigerung
Der Schwellenwert ist der Regelsatz, bis zu dem eine Leistung ohne besondere Begründung gegenüber der Versicherung abgerechnet werden kann. Für psychotherapeutische Leistungen liegt dieser üblicherweise beim 2,3-fachen Satz. Wird darüber hinaus gesteigert (z. B. 3,5-fach), spricht man von einer Faktorsteigerung, die eine schriftliche Begründung voraussetzt (z. B. erhöhter Schwierigkeitsgrad, besonderer Aufwand).
In der Praxis erstatten viele Versicherungen diese höheren Steigerungssätze nicht automatisch – hier lohnt sich vorab ein Blick in die individuellen Vertragsbedingungen oder ein klärendes Gespräch mit der Versicherung.
Fazit
Die GOP ist ein überholtes System – sie stammt aus dem Jahr 1996 und wurde seitdem nicht grundlegend reformiert. In der Folge war die psychotherapeutische Versorgung für Privatversicherte jahrelang unattraktiv vergütet. Die neuen Abrechnungsempfehlungen seit Juli 2024 stellen einen wichtigen Schritt dar, um diese Schieflage zu korrigieren und wieder mehr Psychotherapeut*innen zur Behandlung privat Versicherter zu motivieren.
Dennoch gibt es wohl keinen Berufsstand wie Psychologische Psychotherapeuten, die seit nunmehr knapp 30 Jahren keine Gehaltsanpassung mehr erhalten haben - trotz Inflation in diesem Zeitraum.
Wir Psychologischen PsychotherapeutInnen in den Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen kämpfen dafür, dass unsere hochwertigen Leistungen nach einem langen Studium und weiterer, kostenintensiver Ausbildung endlich fair und adäquat bezahlt werden und fordern den Bundesgesundheitsminister auf, endlich die neu-reformierte Gebührenordnung für Psychotherapeuten gesetzlich in Kraft treten zu lassen.
Generalisierte Angststörung
Die Generalisierte Angststörung (GAS) zählt laut ICD-10 zu den „Sonstigen Angststörungen“. Sie ist gekennzeichnet durch eine anhaltende, übermäßige Angst, die nicht auf konkrete Situationen oder Objekte beschränkt ist. Betroffene machen sich dauerhaft Sorgen – etwa um Gesundheit, Familie, Arbeit oder alltägliche Ereignisse – ohne dass eine reale Bedrohung vorliegt.
Symptome
Die Angst äußert sich sowohl psychisch als auch körperlich. Typische Beschwerden sind:
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Herzrasen, Zittern, Schweißausbrüche
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Übelkeit, Schwindel, Muskelverspannungen
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Innere Unruhe, Schlafstörungen
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Spannungskopfschmerzen
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Anhaltendes Grübeln, das nicht zu beruhigen ist
Die Symptome treten über Wochen oder Monate hinweg an den meisten Tagen auf und beeinträchtigen den Alltag erheblich.
Ursachen
Die Entstehung der Generalisierten Angststörung wird durch eine Kombination genetischer und psychosozialer Faktoren begünstigt. Häufige Auslöser sind:
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Einschneidende Lebensereignisse (z. B. Verlust, Trennung, Überforderung)
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Chronischer Stress
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Familiäre Vorbelastung für Angststörungen
Behandlung
Eine effektive Therapie setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:
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Psychotherapie: Bearbeitung von Sorgen, angstauslösenden Gedanken und dahinterliegenden Konflikten
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Verhaltenstherapie: Erlernen neuer Denk- und Verhaltensmuster, gezielte Konfrontation mit angstauslösenden Situationen
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Angewandte Entspannung: Verfahren wie Progressive Muskelentspannung zur Reduktion körperlicher Anspannung
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Medikamentöse Therapie: In schweren Fällen Einsatz von Antidepressiva (z. B. SSRIs oder SNRIs)
Eine frühzeitige Behandlung kann helfen, den chronischen Verlauf zu verhindern und die Lebensqualität spürbar zu verbessern.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Gestalttherapie
Gestalttherapie
1. Definition
Die Gestalttherapie ist eine Form der Psychotherapie, die in den 1940er Jahren von Fritz Perls, Laura Perls und Paul Goodman entwickelt wurde. Sie versteht sich als humanistisches Therapieverfahren und stellt den Menschen als Ganzes – seine Gedanken, Gefühle, Körperwahrnehmungen und sein Verhalten – in den Mittelpunkt. Die Gestalttherapie ist erfahrungsorientiert und legt den Fokus auf das Hier und Jetzt. In Deutschland kann eine Gestalttherapie in der Regel nicht über die gesetzliche Krankenversicherung abgerechnet werden.
2. Theorie
Ein zentrales Konzept der Gestalttherapie ist die Idee der "offenen Gestalten". Unter einer nicht abgeschlossenen Gestalt versteht man eine Erfahrung oder einen Konflikt, der emotional oder kognitiv nicht vollständig verarbeitet wurde. Diese offenen Gestalten beeinflussen unbewusst das aktuelle Erleben und Handeln des Menschen und können zu inneren Spannungen und psychischen Problemen führen.
Anders als in der Psychoanalyse wird der Fokus in der Gestalttherapie nicht auf vergangene Ereignisse oder deren Deutung gelegt, sondern auf das gegenwärtige Erleben und Verhalten. Der Klient soll in Kontakt mit seinen aktuellen Gefühlen, Bedürfnissen und Konflikten gebracht werden. Das bewusste Erleben und Bearbeiten dieser offenen Gestalten ermöglicht letztlich deren Abschluss und führt zu innerer Entlastung und neuer Handlungsfähigkeit.
3. Zielsetzung und Vorgehen
Das Hauptziel der Gestalttherapie ist es, das Bewusstsein des Klienten für seine eigenen inneren Prozesse zu fördern und ihn zu befähigen, unverarbeitete Erfahrungen abzuschließen. Durch die bewusste Wahrnehmung von Gedanken, Gefühlen und körperlichen Empfindungen können innere Blockaden gelöst werden, was zu mehr Lebendigkeit, Kreativität und Eigenverantwortung führt.
Der Therapeut unterstützt den Klienten dabei, seine Emotionen zuzulassen, auszudrücken und zu integrieren. Zentral ist dabei die Arbeit im Hier und Jetzt: Der Klient wird ermutigt, seine momentanen Erfahrungen wahrzunehmen und auszudrücken, anstatt sich auf Analysen oder Interpretationen seiner Vergangenheit zu stützen. Der Therapieprozess ist erfahrungsorientiert und nutzt häufig kreative Methoden wie Rollenspiele, den Einsatz von Symbolen oder den berühmten "leeren Stuhl", um innere Konflikte sichtbar und bearbeitbar zu machen.
4. Besonderheiten der Gestalttherapie
Eine Besonderheit der Gestalttherapie ist ihr Verständnis von Widerstand. Während Widerstände in anderen Therapieformen oft als Hindernisse gesehen werden, betrachtet die Gestalttherapie sie als Ausdruck wichtiger innerer Prozesse. Widerstand wird nicht "gebrochen" oder interpretiert, sondern respektiert und in die therapeutische Arbeit integriert.
Das Erleben von Kontakt und Unterbrechungen im Kontakt ist ein weiteres zentrales Thema. Störungen im Kontakt mit sich selbst oder der Umwelt werden als Hinweis auf unvollendete Gestalten verstanden. Ziel der Therapie ist es, diese Kontaktstörungen bewusst zu machen und zu überwinden, sodass der Klient wieder in vollen Austausch mit seiner Umwelt treten kann.
5. Ablauf einer Gestalttherapie
Die Gestalttherapie verläuft individuell und erlebniszentriert. Typische Elemente sind:
- Wahrnehmung und Bewusstmachung: Der Klient wird angeleitet, seine momentanen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen bewusst wahrzunehmen.
- Erlebnisorientierte Methoden: Mit Hilfe von Übungen wie Rollenspielen, Körperarbeit oder kreativen Ausdrucksformen (z.B. Malen) werden innere Prozesse sichtbar gemacht.
- Dialogarbeit: Durch direkte Kommunikation zwischen Therapeut und Klient entsteht ein authentischer Kontakt, der heilend wirken kann.
- Arbeit mit dem "Hier und Jetzt": Vergangene Erfahrungen werden nicht als isolierte Ereignisse betrachtet, sondern ins aktuelle Erleben integriert.
Der therapeutische Prozess wird nicht durch starre Techniken bestimmt, sondern folgt dynamisch den Bedürfnissen und dem Prozess des Klienten.
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Gewissen
Das Gewissen ist eine emotionale und moralische Instanz im Menschen, die uns Rückmeldung über unsere eigenen Gedanken, Handlungen und Entscheidungen gibt. Es hilft dabei, unser Verhalten mit unserem inneren Wertesystemabzugleichen und orientiert sich an dem, was wir als „richtig“ oder „falsch“ empfinden.
Gutes und schlechtes Gewissen
Ein gutes Gewissen entsteht, wenn unsere Handlungen mit unseren Überzeugungen übereinstimmen – wir fühlen uns im Einklang mit uns selbst. Ein schlechtes Gewissen hingegen signalisiert einen inneren Konflikt: Wir empfinden Reue, Schuld oder Zweifel, weil wir glauben, gegen unsere Werte oder gegen andere Menschen gehandelt zu haben.
Ein schlechtes Gewissen kann den Impuls auslösen, Fehler wiedergutzumachen, etwa durch entschuldigendes Verhalten oder einen Ausgleich für das Geschehene.
Beeinflussbarkeit von außen
Das Gewissen ist nicht nur ein innerer Maßstab, sondern kann auch von sozialem Druck oder Manipulationbeeinflusst werden. Beispiel: Ein enttäuschter Ex-Partner kann versuchen, durch Schuldzuweisungen ein schlechtes Gewissen zu erzeugen, um emotionale Bindung oder Kontrolle wiederherzustellen. Die Wirkung solcher Versuche hängt von der Selbstreflexion und Abgrenzungsfähigkeit des Einzelnen ab.
Psychologische Bedeutung
Ein übersteigertes Gewissen kann zu übermäßigen Schuldgefühlen führen, wie sie etwa bei Zwangsstörungen oder depressiven Erkrankungen auftreten. Umgekehrt kann ein fehlendes oder stark eingeschränktes GewissenAnzeichen für psychische Störungen wie dissoziale Persönlichkeitsstörungen (z. B. Soziopathie) sein, bei denen Empathie und moralische Verantwortung kaum vorhanden sind.
Das Gewissen ist somit nicht nur eine moralische Orientierungshilfe, sondern spielt auch eine wichtige Rolle für psychische Gesundheit, Reife und zwischenmenschliches Verhalten.
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H
Habituation
William Thorpe geprägt und beschreibt einen einfachen, aber zentralen Lernmechanismus: Der Organismus lernt, auf einen Reiz nicht mehr zu reagieren, wenn dieser häufig auftritt und keine Bedeutung für das Überleben hat.
Funktionsweise
Durch Habituation kann der Mensch Reizmuster ausblenden, die dauerhaft präsent, aber irrelevant oder ungefährlich sind. So werden negative Reaktionen reduziert und kognitive Ressourcen geschont – ein wichtiger Prozess für die Reizverarbeitung im Alltag.
Ein klassisches Beispiel stammt von Albrecht Peiper, der bereits 1925 beobachtete, dass Neugeborene auf akustische Reize reagieren, diese Reaktion bei Wiederholung jedoch schwächer wird. Sogar Ungeborene zeigen bereits erste Formen von Habituation.
Abgrenzung zu Ermüdung
Habituation darf nicht mit Ermüdung verwechselt werden:
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Bei Ermüdung ist der gesamte Organismus weniger reaktiv – unabhängig vom Reiz.
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Bei Habituation ist die Reaktion nur auf den konkret wiederholten Reiz reduziert. Ein neuer Reiz löst weiterhin eine normale oder starke Reaktion aus.
Kurzzeit- und Langzeithabituation
Es wird zwischen zwei Formen unterschieden:
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Kurzzeit-Habituation: Tritt schnell ein, hält jedoch nur kurz an. Beispiel: Die laute Musik in einer Diskothek wird nach wenigen Minuten nicht mehr als störend empfunden, kann aber bei erneutem Besuch wieder auffallen.
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Langzeit-Habituation: Entwickelt sich langsamer, ist jedoch dauerhafter. Beispiel: Ein bekanntes Bild wird bei mehrmaligem Anblick immer weniger beachtet – die Aufmerksamkeit nimmt deutlich ab.
Habituation ist ein grundlegender Bestandteil des Lernens und der emotionalen und sensorischen Anpassung an die Umwelt. Sie hilft dabei, sich auf relevante Reize zu konzentrieren und alltägliche Reizüberflutung besser zu bewältigen.
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Helfer-Syndrom
Das Helfer-Syndrom beschreibt ein psychisches Verhaltensmuster, bei dem sich Menschen zwanghaft helfend in das Leben anderer einmischen, oft bis zur Selbstaufopferung – unabhängig davon, ob ihre Hilfe gewünscht ist oder nicht. Der Wunsch zu helfen ist dabei nicht mehr frei wählbar, sondern wird zu einem inneren Zwang.
Merkmale und Auswirkungen
Typische Anzeichen eines Helfer-Syndroms sind:
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Unaufgeforderte Hilfe – selbst wenn keine Notlage besteht
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Selbstaufopferung bis zur körperlichen oder seelischen Erschöpfung
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Überidentifikation mit der Rolle als Helfer
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Nicht-Ertragen-Können, wenn andere leiden oder Fehler machen
-
Ignorieren eigener Grenzen und Bedürfnisse
Das Syndrom belastet nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch das soziale Umfeld:
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Es entstehen Spannungen, wenn Hilfe als aufdringlich oder übergriffig empfunden wird.
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Menschen mit Helfer-Syndrom laufen Gefahr, ausgenutzt zu werden – sei es bewusst oder unbewusst.
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Auch wenn keine Ausnutzung stattfindet, kann das Erleben, nicht angenommen oder gebraucht zu werden, erheblichen Leidensdruck erzeugen.
Ursprünge und psychologische Hintergründe
Häufig liegen dem Helfer-Syndrom tieferliegende emotionale Muster zugrunde, z. B.:
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Der Wunsch nach Anerkennung, Zugehörigkeit oder Kontrolle
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Kindheitserfahrungen, in denen Hilfeleistung als Weg zur Zuneigung erlebt wurde
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Ein instabiles Selbstwertgefühl, das über die Rolle als „Helfer“ stabilisiert werden soll
Therapie und Umgang
Die Behandlung eines ausgeprägten Helfer-Syndroms erfolgt meist im Rahmen einer psychotherapeutischen Begleitung, etwa durch:
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Selbstreflexion: Wo endet gesunde Hilfsbereitschaft, wo beginnt Selbstschädigung?
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Grenzen setzen lernen
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Stärkung des Selbstwertgefühls
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Entwicklung einer gesunden Beziehungsgestaltung
Ziel ist es, die Fähigkeit zu helfen zu bewahren, aber nicht auf Kosten der eigenen psychischen Gesundheit.
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Histrionische Persönlichkeitsstörung
1. Definition
Die histrionische Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Störung, die durch ein übermäßig dramatisches, emotionales und theatralisches Verhalten geprägt ist. Betroffene suchen intensiv nach Aufmerksamkeit und Anerkennung und zeigen ein ausgeprägtes Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen. Die Störung wird den sogenannten Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen zugeordnet, die allgemein durch impulsives und emotional instabiles Verhalten charakterisiert sind.
2. Symptome
Typische Symptome der histrionischen Persönlichkeitsstörung umfassen:
- ständiges Suchen nach Aufmerksamkeit und Bestätigung
- ausgeprägte Ichbezogenheit
- häufig verführerisches oder sexuell provokatives Verhalten
- rasche Stimmungswechsel und übertriebene emotionale Ausdrucksweisen
- gefühlsbetonter und oft vager Sprachstil
- Schwierigkeiten in der Aufrechterhaltung tiefer und dauerhafter Beziehungen
- oberflächliche soziale Bindungen, oft geprägt von Manipulation und Inszenierung
Betroffene wirken häufig charmant und lebensfroh, können aber bei näherem Kontakt emotionale Tiefe und Beständigkeit vermissen lassen.
3. Therapie
Die Behandlung der histrionischen Persönlichkeitsstörung erfolgt primär psychotherapeutisch, insbesondere durch tiefenpsychologisch fundierte oder kognitive Verhaltenstherapie. Ziel ist es, die Selbstwahrnehmung und Emotionsregulation zu verbessern. In einigen Fällen kann eine begleitende medikamentöse Therapie sinnvoll sein, beispielsweise bei ausgeprägten depressiven oder Angst-Symptomen.
Da Persönlichkeitsmerkmale tief im Erleben verankert sind, gestaltet sich die Therapie oft langwierig. Eine vollständige "Heilung" im klassischen Sinne ist selten, jedoch können deutliche Verbesserungen im sozialen Umgang und im emotionalen Gleichgewicht erreicht werden.
4. Medizingeschichte
Die histrionische Persönlichkeitsstörung hat historische Wurzeln, die bis ins Altertum reichen. Die Hysterie – ein Konzept, das heute weitgehend durch modernere Begriffe ersetzt ist – gilt als eine der ältesten beschriebenen psychischen Störungen. Bereits im Corpus Hippocraticum, einer Sammlung medizinischer Schriften des antiken Griechenlands, wurde die Ursache für hysterische Zustände im Uterus ("hystera") verortet.
Philosophen wie Platon glaubten, dass eine unerfüllte Gebärmutter im Körper wandere und dabei Organe schädige. Entsprechend wurden Heirat und Schwangerschaft als "Therapie" empfohlen. Im Mittelalter und der Renaissance entwickelte sich daraus eine Praxis von vaginalen und Beckenbodenmassagen, die später durch mechanische Hilfsmittel wie Vibratoren ergänzt wurden. Einige dieser Geräte basierten auf komplexen Uhrwerksmechanismen, um Ärzten und Hebammen die Behandlung zu erleichtern.
Erst ab dem 18. Jahrhundert begannen Mediziner wie Jean-Martin Charcot und später Sigmund Freud, die Hysterie als Ausdruck innerer psychischer Konflikte zu verstehen. Freud sah in der Hysterie einen Ausdruck verdrängter emotionaler Konflikte, was den Grundstein für die moderne psychodynamische Sichtweise auf die histrionische Persönlichkeitsstörung legte.
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Hyperaktivität
1. Definition
Unter Hyperaktivität versteht man einen Zustand, der sich durch eine übermäßige psychische Erregbarkeit und daraus resultierende motorische Unruhe auszeichnet. Betroffene Personen wirken oft rastlos, impulsiv und haben Schwierigkeiten, sich längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren oder ruhig zu bleiben.
2. Hintergrund
Die Beurteilung, ob ein Verhalten als hyperaktiv eingestuft wird, ist nicht absolut objektiv, sondern hängt stark von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen ab. Was in einem Kontext als lebhafte Energie angesehen wird, kann in einem anderen Umfeld als sozial auffälliges oder unangemessenes Verhalten interpretiert werden.
Der Übergang zwischen normal gesteigerter Aktivität und pathologischer Hyperaktivität ist fließend. Hyperaktivität muss nicht zwangsläufig krankhaft sein; sie kann auch Ausdruck eines lebendigen Temperaments oder individueller Persönlichkeitsmerkmale sein. Erst wenn die Hyperaktivität zu deutlichen Beeinträchtigungen im sozialen, schulischen oder beruflichen Bereich führt, wird sie als behandlungsbedürftig angesehen.
3. Ursachen
Hyperaktivität kann verschiedene Ursachen haben, die sich grob in psychische, hirnorganische und somatische Faktoren unterteilen lassen:
- Psychische Störungen:
- Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS): Die bekannteste Ursache für Hyperaktivität bei Kindern und Erwachsenen.
- Bipolare Störungen: Besonders in manischen Phasen zeigen Betroffene eine ausgeprägte Ruhelosigkeit und Aktivitätssteigerung.
- Angstsyndrome: Anhaltende Unruhe und Rastlosigkeit können Ausdruck einer inneren Anspannung sein.
- Autismus: Manche Formen von Autismus gehen mit hyperaktivem Verhalten einher, insbesondere im Kindesalter.
- Manie: Eine gesteigerte Aktivität, die oft mit übertriebenem Optimismus und vermindertem Schlafbedürfnis einhergeht.
- Somatische Störungen:
- Schlafentzug: Mangelnder Schlaf kann paradoxerweise zu gesteigerter motorischer Unruhe führen.
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion): Eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen kann zu innerer Unruhe und erhöhter Aktivität führen.
- Drogenmissbrauch: Substanzen wie Kokain oder Amphetamine führen zu einer deutlichen Erhöhung von Antriebsniveau und Aktivität.
- Medikamente: Bestimmte Antidepressiva oder Stimulanzien können Nebenwirkungen wie gesteigerte Unruhe verursachen.
- Alkoholembryopathie: Kinder, die im Mutterleib Alkohol ausgesetzt waren, zeigen oft hyperaktives Verhalten.
- Genetische Syndrome: Beim Fragilen-X-Syndrom oder Angelman-Syndrom tritt Hyperaktivität häufig als Symptom auf.
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Hypersexualität
Hypersexualität
1. Definition
Hypersexualität beschreibt ein über das übliche Maß hinausgehendes sexuelles Verlangen oder eine deutlich gesteigerte sexuelle Appetenz. Der Begriff wird in der Medizin, Sexualwissenschaft, Psychotherapie sowie der klinischen Psychologie verwendet.
2. Formen
Hypersexualität ist kein einheitliches Krankheitsbild und kann viele unterschiedliche Ausprägungen und Ursachen haben, unter anderem:
- hormonelle Störungen, z.B. im Bereich von LH oder Testosteron
- Folge der Einnahme bestimmter Medikamente
- psychische Erkrankungen wie Impulskontrollstörungen
- Drogenmissbrauch, insbesondere von Kokain
In einigen Fällen tritt eine gesteigerte Sexualität auch ohne erkennbare körperliche oder psychische Ursache auf.
3. Geschichte
Das Phänomen einer übermäßigen sexuellen Appetenz ist schon seit Jahrhunderten bekannt. 1830 beschrieben die französischen Psychiater Esquirol und Pinel das unnatürliche Verlangen nach Sexualität unter dem Begriff "Erotomanie". Der Wissenschaftler Krafft-Ebing prägte später den Begriff "sexuelle Hyperästhesie". Weitere geläufige Bezeichnungen sind:
- Sexsucht
- Sexualsucht
- Hypererotizismus
- Hyperlibido
- Sexualabhängigkeit
- Sexualzwang
Die älteren Begriffe "Satyriasis" (für Männer) und "Nymphomanie" (für Frauen) werden heute (2024) medizinisch nicht mehr verwendet.
4. Differenzierung
Es ist oft schwer zu bestimmen, wann gesteigerte Sexualität krankhaft ist. Die sexuelle Aktivität unterscheidet sich von Mensch zu Mensch erheblich. Manche stellen Sexualität stark in den Vordergrund ihres Lebens, andere messen ihr weniger Bedeutung bei – beides kann noch im Rahmen des Normalen liegen.
Erst wenn das sexuelle Verlangen das Leben des Betroffenen oder seiner Partner erheblich beeinträchtigt, spricht man von einer möglichen Störung. Entscheidende Hinweise können dabei die eigene Leidenswahrnehmung sowie die Belastung des sozialen Umfelds geben.
5. Symptome
Typische Anzeichen für eine Hypersexualität können sein:
- ständig bestehendes sexuelles Verlangen
- Gefühl, nie vollständig befriedigt zu sein
- Einengung oder Überforderung des Partners in Bezug auf Sexualität
- häufige oder zwanghafte Masturbation
- übermäßiger Konsum von Pornografie
- sexuelle Aufdringlichkeit gegenüber Fremden
- Vernachlässigung von beruflichen oder sozialen Verpflichtungen
- deutliche Einengung des Interessensspektrums
- psychische Entzugssymptome bei sexueller Abstinenz
6. Diagnose
Eine Diagnose wird hauptsächlich durch Beobachtung, Gespräche mit dem Betroffenen sowie gegebenenfalls mit Partnern oder Angehörigen gestellt. Objektive Tests oder Laboruntersuchungen zur Feststellung von Hypersexualität gibt es nicht.
7. Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der individuellen Ausprägung und möglichen Ursachen. Zu den wichtigsten Therapieansätzen zählen:
- umfangreiche Suchttherapie zur Stärkung der Impulskontrolle
- kognitive Verhaltenstherapie oder Gesprächstherapie
- Gruppentherapien oder Paartherapie
- Einsatz bestimmter Psychopharmaka (z.B. selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)
- Training von Enthaltsamkeit über längere Phasen (Zölibatsphasen)
- Teilnahme an Selbsthilfegruppen
Ein frühzeitiges Erkennen und eine individuell angepasste Therapie verbessern die Prognose deutlich und können zu einer stabilen Regulation des Sexualverhaltens führen.
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Hypnose
Die klinische Hypnose ist ein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren der Psychotherapie, das auf der gezielten Kommunikation mit dem Unterbewusstsein basiert. Ziel ist es, bewusste und unbewusste Ebenen des Erlebens miteinander zu verbinden, um psychische Blockaden zu lösen und Veränderungsprozesse anzustoßen.
Wirkprinzip
Im hypnotischen Zustand befindet sich der Patient in einer tiefen Entspannung zwischen Wachsein und Schlaf. In diesem Zustand ist der Zugang zum Unterbewusstsein besonders offen – mentale Filter und Abwehrmechanismen treten in den Hintergrund. Der Patient bleibt dabei jedoch wach und ansprechbar.
Dieser Zustand ermöglicht es:
-
Innere Konflikte zu erkennen
-
Angstbesetzte Inhalte neu zu bewerten
-
Blockaden zu lösen, die auf der bewussten Ebene allein nicht zugänglich sind
-
Das Einverständnis des Unterbewusstseins für gewünschte Verhaltensänderungen einzuholen
Einsatzgebiete
Die klinische Hypnose wird unter anderem bei folgenden psychischen Beschwerden erfolgreich eingesetzt:
-
Angststörungen
-
Phobien
-
Depressionen
-
Chronische Schmerzen
-
Psychosomatische Beschwerden
-
Verhaltensblockaden, z. B. bei Sucht oder Selbstwertproblemen
Therapeutischer Effekt
Viele Patient:innen erleben durch Hypnose das Gefühl, dass Verstand und Unterbewusstsein wieder „an einem Strang ziehen“. Ängste, die zuvor als unkontrollierbar empfunden wurden, lassen sich nun emotional und körperlich anders erleben. Die Hypnose wirkt wie ein Katalysator im therapeutischen Prozess – Veränderung wird leichter möglich, weil innere Widerstände abgebaut werden.
Wichtig ist, dass die Hypnose immer von qualifizierten Therapeut:innen durchgeführt wird, da sie ein tiefgreifendes und sensibles Verfahren darstellt.
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ICD-10
Die ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist ein weltweit anerkanntes Klassifikationssystem für Krankheiten und Gesundheitsprobleme, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben wird. Es dient der standardisierten Diagnosestellung, statistischen Erfassung und Abrechnung im Gesundheitswesen.
Historischer Hintergrund
Die Ursprünge reichen bis ins Jahr 1893 zurück, als Jacques Bertillon die erste Version eines internationalen Todesursachenverzeichnisses – die Bertillon-Klassifikation – entwickelte. Aus der ursprünglich rein mortalitätsbezogenen Klassifikation mit nur 44 Diagnosen entstand im Laufe der Zeit das heutige ICD-System, das kontinuierlich weiterentwickelt wird.
Anwendung und Bedeutung
In Deutschland sind alle Vertragsärzt:innen sowie ärztlich geleitete Einrichtungen verpflichtet, Diagnosen gemäß der ICD-10-GM (German Modification) zu codieren. Auch andere Länder wie Österreich, Australien oder die USAnutzen eigene Erweiterungen. Zudem existieren Fachversionen für verschiedene medizinische Bereiche wie Onkologie, Neurologie, Kinderheilkunde oder Rheumatologie.
Aufbau der ICD-10
Die ICD-10 besteht aus drei Hauptbänden:
-
Systematisches Verzeichnis
-
Alphabetisches Verzeichnis
-
Regelwerk zur Verschlüsselung
Die Klassifikation umfasst:
-
22 Krankheitskapitel
-
261 Krankheitsgruppen
-
2037 dreistellige Krankheitsklassen
-
12.161 vierstellige Subkategorien
Einträge bestehen aus alphanumerischen Codes (z. B. A95.0: Buschgelbfieber), wobei:
-
Der Buchstabe die Diagnosegruppe kennzeichnet
-
Die Zahlen die Erkrankung und ggf. Untergruppen beschreiben
-
Die vierte Stelle durch einen Punkt abgetrennt wird
-
8 und 9 für „sonstige näher bezeichnete“ bzw. „nicht näher bezeichnete“ Zustände stehen
Einige Kapitel enthalten auch fünfstellige Subkategorien zur noch genaueren Differenzierung.
Zusatzangaben und Sonderklassifikationen
-
Zusatzkennzeichen:
-
V: Verdachtsdiagnose
-
G: Gesicherte Diagnose
-
A: Ausgeschlossene Diagnose
-
Z: Zustand nach Diagnose
-
-
Lateralitätsangaben: R (rechts), L (links), B (beiderseits)
-
M-Achse (Neubildungen): Sechsstellige histologische Klassifikation (z. B. M8010/3)
Kreuz-Stern-System
Viele Erkrankungen werden in der ICD-10 doppelt klassifiziert:
-
Kreuz-Kennung (+): Primär nach der Ursache (Ätiologie)
-
Stern-Kennung (*): Sekundär nach der Organmanifestation
→ Die Kreuz-Notation dient statistischen Zwecken, die Stern-Notation wird in der Leistungsabrechnungverwendet.
Strukturierung und Hinweise
Jedes Kapitel beginnt mit einem Kapitelvorspann samt Auflistung der enthaltenen Gruppen. Ein- und Ausschlussvermerke („Inkl.“ / „Exkl.“) helfen, die richtige Kategorie zuzuordnen. Generell gilt: So spezifisch wie möglich kodieren, also Subkategorien und Zusätze konsequent nutzen.
Die ICD-10 ist damit ein zentrales Instrument zur medizinischen Kommunikation, Qualitätssicherung, Forschung und Abrechnung, das weltweit vergleichbare Standards in der Diagnostik sicherstellt.
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J
K
Kassensitz
In Deutschland unterscheidet man zwischen psychotherapeutischen Praxen mit Kassenzulassung – dem sogenannten Kassensitz – und Privatpraxen. Für Patientinnen und Patienten, insbesondere gesetzlich Versicherte, ist es wichtig zu wissen, was ein Kassensitz bedeutet, welche Einschränkungen damit verbunden sind und welche Alternativen es gibt.
Was bedeutet „Kassensitz“?
Ein Kassensitz bezeichnet die offizielle Zulassung eines Psychologischen Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin zur Teilnahme an der vertragspsychotherapeutischen Versorgung – also am Abrechnungssystem der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Nur wer einen solchen Kassensitz besitzt (oder als Angestellte*r in einer solchen Praxis arbeitet), darf psychotherapeutische Leistungen direkt mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen.
Die Zahl der Kassensitze ist streng begrenzt und wird regional geplant. Die Vergabe erfolgt durch die Kassenärztliche Vereinigung, meist über ein Bewerbungsverfahren auf ausgeschriebene Sitze oder durch Praxisübernahmen.
Welche Beschränkungen gelten für kassenzugelassene Psychotherapeut*innen?
Mit der Kassenzulassung gehen bestimmte rechtliche und administrative Vorgaben einher. Dazu gehören unter anderem:
- Genehmigungspflicht: Eine Psychotherapie muss bei der Krankenkasse beantragt und bewilligt werden, bevor sie begonnen oder fortgeführt werden kann.
- Stundenkontingente: Die Anzahl der Behandlungsplätze pro Woche ist begrenzt (Regelbehandlungszeit). Auch Gruppentherapien sind kontingentiert.
- Formale Abläufe: Es gibt verbindliche Richtlinien für Diagnostik, Antragsverfahren, Dokumentation und Berichterstattung an die Gutachterstellen.
- Regionale Bindung: Der Sitz ist an einen bestimmten Ort gebunden und kann nicht beliebig verlegt werden.
- Therapieform und -dauer: Die Krankenkassen übernehmen nur bestimmte wissenschaftlich anerkannte Verfahren (z. B. Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie) und die Therapiedauer ist begrenzt (Kurzzeit- und Langzeitverfahren).
- Videotherapie: Videobehandlung ist möglich, aber nur im Rahmen der Kassenregelungen (z. B. mit zertifizierten Anbietern und bestimmten technischen Vorgaben und auch auf eine bestimmte Stunden-Anzahl beschränkt).
Warum müssen gesetzlich Versicherte oft so lange auf einen Therapieplatz warten?
Die hohe Nachfrage nach Psychotherapie übersteigt in vielen Regionen deutlich das Angebot an verfügbaren Kassensitzen. Da die Zahl der kassenzugelassenen Psychotherapeut*innen durch die Bedarfsplanung begrenzt ist, können nicht beliebig viele neue Praxen eröffnen. Gleichzeitig steigen psychische Belastungen und Erkrankungen in der Bevölkerung – etwa durch Stress, Isolation oder gesellschaftliche Veränderungen.
In der Folge entstehen lange Wartezeiten: Patient*innen warten häufig mehrere Monate auf einen freien Therapieplatz. Vor allem in Großstädten oder ländlichen Regionen mit Unterversorgung kann dies zu erheblichen Versorgungsengpässen führen.
Welche Vorteile bietet eine Behandlung in einer Privatpraxis?
Psychotherapeut*innen in Privatpraxen arbeiten ohne Kassenzulassung. Sie rechnen direkt mit den Patient*innen ab – entweder als Selbstzahler*innen oder über eine private Krankenversicherung bzw. die Beihilfe. Diese Form der Behandlung bietet mehrere Vorteile:
- Schneller Zugang: Termine sind oft kurzfristig verfügbar – ohne monatelange Wartezeiten.
- Keine Antragsverfahren: Die Therapie kann ohne vorherige Genehmigung durch Krankenkassen begonnen werden.
- Flexible Therapiegestaltung: Therapieform, Dauer und Frequenz können individueller auf die Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmt werden.
- Videotherapie ohne Kassenbindung: Online-Therapie ist problemlos möglich, auch ohne spezifische technische Anforderungen der GKV und zeitlich unbegrenzt.
- Vertraulichkeit: Es erfolgt keine Meldung an Krankenkassen oder Gutachter – was insbesondere für Menschen wichtig sein kann, die auf absolute Diskretion angewiesen sind.
Allerdings müssen Patient*innen in der Privatpraxis die Kosten selbst tragen – es sei denn, sie haben eine private Krankenversicherung, eine Beihilfeberechtigung oder die gesetzliche Krankenkasse übernimmt in Ausnahmefällen die Kosten (z. B. im Kostenerstattungsverfahren).
Fazit
Ein Kassensitz ist die Voraussetzung dafür, dass ein*e Psychologische*r Psychotherapeut*in direkt mit gesetzlichen Krankenkassen abrechnen kann – aber er bringt auch zahlreiche bürokratische Vorgaben mit sich. Die starke Nachfrage nach kassenzugelassenen Therapieplätzen führt häufig zu langen Wartezeiten.
Die Behandlung in einer Privatpraxis bietet eine flexible, diskrete und oft schnellere Alternative – besonders für Menschen, die sich in akuten Krisen befinden oder auf individuelle Gestaltungsfreiheit in der Therapie Wert legen.
Die Leistungen in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen sind sämtlich von privaten Krankenkassen bzw. der Beihilfe erstattbar! Ausserdem sind wir Ihnen gerne bei Fragen zum Thema Kostenerstattungs-Verfahren behilflich.
Kinesiologie
Die Kinesiologie ist ein alternativmedizinisches Konzept, das eine Brücke zwischen traditionellen Heilverfahren und modernen medizinischen Erkenntnissen schlägt. Der Begriff stammt aus dem Altgriechischen: „Kinesis“ bedeutet Bewegung, „Logos“ steht für Lehre – also die Lehre der Bewegung.
Grundprinzip
Zentrales Instrument der Kinesiologie ist der Muskeltest, mit dem Blockaden, Stressauslöser oder energetische Ungleichgewichte erkannt werden sollen. Der Körper reagiert dabei unmittelbar auf emotionale, geistige und physische Reize – diese Reaktionen nutzt der Therapeut zur Diagnose und zur Auswahl der weiteren Behandlungsschritte.
Anwendungsziel
Die Kinesiologie verfolgt das Ziel, Körper, Geist und Seele in Balance zu bringen. Durch gezielte Bewegungen, Berührungen oder mentale Techniken wird versucht, den Energiefluss im Körper zu harmonisieren und Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Dabei werden sowohl traditionelle Konzepte – etwa aus der chinesischen Meridianlehre – als auch neurologische und motorische Erkenntnisse der westlichen Medizin einbezogen.
Die vier Säulen der Kinesiologie
-
Balancieren der körperlichen, emotionalen und mentalen Ebenen
-
Regulierung des Energieflusses in den Meridianen
-
Aktivierung beider Gehirnhälften zur Förderung von Koordination, Konzentration und mentaler Klarheit
-
Beobachtung und Harmonisierung der Muskelreaktionen
Einsatzbereiche
Die Kinesiologie kann unterstützend wirken bei:
-
Stressbewältigung
-
Lernschwierigkeiten und Konzentrationsproblemen
-
Energetischen Blockaden
-
Förderung der Selbstwahrnehmung
-
Stärkung des Wohlbefindens im Alltag oder Beruf
Sie wird in der Gesundheitsprävention, im Coaching, in der Pädagogik sowie in der begleitenden Therapiepsychischer Belastungen angewendet.
Diagnose und Therapie
Vor Beginn der Behandlung steht der kinesiologische Muskeltest. Anhand der muskulären Reaktionen auf bestimmte Reize oder Aussagen kann der Therapeut erkennen, wo energetische Ungleichgewichte bestehen. Auf dieser Basis wird die weitere Behandlung individuell geplant – zum Beispiel durch Bewegungsübungen, Akupressur, Visualisierungen oder Gespräche.
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Kognition
Kognition bezeichnet die Gesamtheit aller mentalen Prozesse, die mit dem Erkennen, Denken, Verstehen, Planen und Erinnern zusammenhängen. Im weitesten Sinne meint Kognition das, was wir als „Denken“ begreifen – doch sie umfasst deutlich mehr: darunter auch Wille, Aufmerksamkeit, Imagination, Kreativität, Lernen und Introspektion.
Kognitive Funktionen im Überblick
Zu den zentralen kognitiven Fähigkeiten gehören:
-
Gedächtnis (Kurz- und Langzeitgedächtnis)
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Lernfähigkeit
-
Aufmerksamkeit und Konzentration
-
Sprache und Verstehen
-
Urteilsvermögen und Problemlösen
-
Vorstellungskraft (Imagination)
-
Planung und Zielsetzung
-
Selbstreflexion
Kognitive Prozesse beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen, wie wir Entscheidungen treffen und wie wir mit anderen Menschen interagieren. Sie sind eng mit Emotionen, Motivation und Verhalten verknüpft.
Relevanz in verschiedenen Disziplinen
Kognition ist ein zentrales Forschungsfeld in:
-
Psychologie: Fokus auf mentale Zustände, Überzeugungen, Wünsche und Einstellungen
-
Neurowissenschaften: Untersuchung der zugrunde liegenden Hirnstrukturen und neuronalen Prozesse
-
Philosophie: Fragen nach Bewusstsein und Erkenntnis
-
Pädagogik: Förderung kognitiver Entwicklung in Lernprozessen
-
Künstliche Intelligenz: Nachbildung menschlicher Kognition in technischen Systemen
Auch die kognitiven Fähigkeiten von Tieren werden zunehmend erforscht, um evolutionäre Grundlagen des Denkens zu verstehen.
Begrenzungen der kognitiven Leistungsfähigkeit
Die Kognition unterliegt natürlichen Grenzen:
-
Das Arbeitsgedächtnis ist nur für wenige Informationseinheiten gleichzeitig zugänglich
-
Wahrnehmung ist selektiv und verzerrt
-
Erinnerungen im Langzeitgedächtnis sind veränderbar und oft nicht zuverlässig abrufbar
-
Stress, Müdigkeit, Ablenkung oder emotionale Belastung wirken sich negativ auf kognitive Prozesse aus
Diese Begrenzungen machen deutlich, dass unsere Realität konstruiert ist – geprägt durch innere Vorstellungen, Erfahrungen und Interpretationen.
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Kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist ein wissenschaftlich fundiertes, strukturiertes Psychotherapieverfahren, das in den 1960er-Jahren von Albert Ellis und Aaron T. Beck entwickelt wurde. Sie verbindet kognitive Methoden – also das Arbeiten an Gedanken und Bewertungen – mit verhaltensorientierten Ansätzen, um psychische Beschwerden gezielt zu behandeln.
Grundprinzip
Im Zentrum der kognitiven Verhaltenstherapie stehen die Kognitionen eines Menschen – also seine Denkmuster, Bewertungen und inneren Überzeugungen. Ziel ist es, dysfunktionale Gedankenmuster zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und durch realistischere, hilfreiche Gedanken zu ersetzen.
Beispiel: Aus „Ich bin ein Versager“ wird „Ich habe einen Fehler gemacht, aber ich kann daraus lernen“.
Methodisches Vorgehen
Die Therapie kombiniert zwei Hauptbereiche:
-
Kognitive Verfahren: Arbeiten an Denkmustern, inneren Überzeugungen und Einstellungen
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Verhaltensorientierte Methoden: Aktivierung, Konfrontation, Training neuer Verhaltensweisen
Typische Techniken sind:
-
Gedankenprotokolle
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Verhaltensanalysen
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Expositionsübungen
-
Rollenspiele und Hausaufgaben
-
Selbstinstruktionstraining
Rolle von Therapeut und Klient
Die KVT ist ziel- und lösungsorientiert. Therapeut:in und Klient:in arbeiten auf Augenhöhe zusammen. Der Patient übernimmt eine aktive Rolle, reflektiert, probiert aus und bewertet seine Fortschritte. Diese Zusammenarbeit fördert Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung.
Fokus auf die Gegenwart
Im Gegensatz zu tiefenpsychologischen Verfahren liegt der Schwerpunkt der KVT nicht auf der Kindheit oder Vergangenheit, sondern auf der Gegenwart: Es geht darum, aktuelle Denk- und Verhaltensmuster zu verändern, die das Leiden aufrechterhalten.
Anwendungsgebiete
Die KVT ist eine der am besten erforschten Psychotherapieformen und besonders wirksam bei:
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Depressionen
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Panikattacken und Angststörungen
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Phobien
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Essstörungen
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Zwangsstörungen
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Schlafstörungen
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Stress- und Schmerzbewältigung
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Konditionierung
1. Definition
Der Begriff Konditionierung beschreibt in der Psychologie das Erlernen von Reiz-Reaktions-Mustern. Dabei wird eine bestimmte Reaktion auf einen Reiz durch Lernprozesse aufgebaut oder verändert. Konditionierung bildet eine der wichtigsten Grundlagen des menschlichen und tierischen Lernens.
2. Einteilung
Man unterscheidet zwei Hauptformen der Konditionierung:
Klassische Konditionierung
Bei der klassischen Konditionierung wird ein ursprünglich neutraler Reiz mit einem bedeutungsvollen Reiz verknüpft. Nach wiederholter Kopplung reicht der ehemals neutrale Reiz alleine aus, um eine automatische Reaktion auszulösen. Dieses Prinzip wurde durch die Experimente von Iwan Pawlow berühmt, bei denen Hunde nach mehrmaliger Verknüpfung von einem Glockenton und Futter auch beim reinen Glockenton Speichelfluss zeigten – obwohl das Futter fehlte.
Operante Konditionierung
Bei der operanten oder instrumentellen Konditionierung erfolgt Lernen über Belohnung oder Bestrafung. Der Organismus lernt dabei, dass bestimmte Verhaltensweisen angenehme Konsequenzen (positive Verstärkung) oder unangenehme Konsequenzen vermeiden (negative Verstärkung). Typische Beispiele sind das Belohnen erwünschten Verhaltens bei Kindern oder das Vermeiden von Strafen bei Tieren im Training.
3. Konditionierung in der modernen Psychotherapie
In der modernen Psychotherapie spielt die Konditionierung weiterhin eine zentrale Rolle, besonders innerhalb der Verhaltenstherapie. Viele psychische Störungen, wie Phobien, Angststörungen oder Zwangserkrankungen, werden als Ergebnis ungünstiger Konditionierungsprozesse betrachtet.
Therapeutische Verfahren nutzen bewusst Umkonditionierung: Beispielsweise werden bei der Expositionstherapie angstauslösende Reize gezielt mit neuen, angstfreien Erfahrungen verknüpft. Auch das Prinzip der Verstärkung wird eingesetzt, etwa um soziale Kompetenzen bei Menschen mit sozialen Ängsten zu fördern oder positives Verhalten bei Depressionen zu verstärken.
Allerdings wird die reine Konditionierung heute nicht mehr als alleinige Erklärung für menschliches Verhalten gesehen. Kognitive Prozesse wie Gedanken, Bewertungen und Erwartungen spielen eine ebenso große Rolle. Daher spricht man in der modernen Verhaltenstherapie häufig von kognitiv-behavioralen Ansätzen, die sowohl das Gelernte (konditionierte) Verhalten als auch die begleitenden Gedanken berücksichtigen.
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Konfrontationsverfahren
Konfrontationsverfahren sind psychotherapeutische Methoden innerhalb der Verhaltenstherapie, die gezielt zur Behandlung von Angst- und Zwangsstörungen eingesetzt werden. Besonders effektiv sind sie bei sozialen Phobien, Agoraphobie, spezifischen Phobien (z. B. Spinnen-, Höhen-, Flugangst), Panikstörungen sowie Zwangserkrankungen.
Zielsetzung
Ziel der Konfrontation ist eine systematische „Verlernung“ der Angstreaktion. Der Patient wird dabei mit den angstauslösenden Reizen in einem kontrollierten therapeutischen Rahmen konfrontiert – bewusst und wiederholt, um neue, korrigierende Erfahrungen zu ermöglichen.
Wirkweise
-
Die Angst wird nicht durch Vermeidung reduziert, sondern durch Verweilen in der Situation.
-
Der Patient erkennt: Die befürchteten Katastrophen treten nicht ein.
-
Der Körper kann sich automatisch regulieren, ohne Flucht oder Sicherheitsverhalten.
-
Ängstliche Gedanken und Erwartungen werden reflektiert, überprüft und relativiert.
-
Durch die emotionale Verarbeitung werden langfristig neuronale Verknüpfungen verändert – die Angst verliert ihre Macht.
Ablauf der Expositionsübungen
-
Die Übungen erfolgen in der Regel schrittweise und in Begleitung eines Therapeuten.
-
Beginnend mit leichteren Situationen wird die Konfrontation langsam gesteigert.
-
Der Patient wird ermutigt, auch eigenständig zu üben, um eine dauerhafte Gewöhnung (Habituation) zu erreichen.
-
Positive Erfahrungen während der Übungen stärken das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit.
Langfristiger Effekt
Die wiederholte Konfrontation mit angstauslösenden Situationen führt dazu, dass die körperlichen und emotionalen Reaktionen auf die Reize abnehmen – bis sie im Idealfall vollständig verschwinden. Konfrontationsverfahren gehören zu den wirksamsten Methoden der modernen Angsttherapie.
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Konversion
Der Begriff Konversion stammt ursprünglich von Sigmund Freud, der ihn zur Beschreibung eines psychodynamischen Mechanismus prägte: starke seelische Spannungen und innere Konflikte werden in körperliche Symptome umgewandelt. Dieser Vorgang geschieht unbewusst und dient dem psychischen Selbstschutz, ist aber zugleich krankheitsverursachend.
Definition und Funktion
Eine Konversionsstörung (nach ICD-10: dissoziative Störung der Bewegung und Empfindung) liegt vor, wenn psychische Belastungen in körperliche Symptome umschlagen, für die keine organische Ursache gefunden werden kann. Beispiele sind:
-
Lähmungen
-
Krampfanfälle
-
Sehstörungen
-
Schmerzen
-
Ohnmachtsanfälle
-
Erektionsstörungen
Diese Symptome sind nicht bewusst herbeigeführt, sondern Ausdruck unbewusster seelischer Konflikte, die das Bewusstsein nicht zulässt. Die Konversion dient als Abwehrmechanismus, um unerträgliche Emotionen wie Wut, Angst, Schuld oder Scham vom Ich fernzuhalten.
Sonderform: Affektäquivalent
Das sogenannte Affektäquivalent beschreibt eine Abspaltung emotionaler und körperlicher Reaktionen: Der Patient erlebt nicht den zugrunde liegenden Affekt, sondern ausschließlich körperliche Symptome. Diese sogenannten larvierten Angstzustände äußern sich häufig durch:
-
Herzrasen
-
Schweißausbrüche
-
Engegefühl in der Brust
-
Atemnot
-
Magen-Darm-Beschwerden
Die eigentliche Angst oder innere Not bleibt dabei verdrängt, während sich der Körper symptomatisch äußert.
Therapie und Behandlung
Die Konversionsstörung kann erfolgreich mit psychotherapeutischen Methoden behandelt werden – insbesondere durch:
-
Psychodynamische Therapie zur Bearbeitung unbewusster Konflikte
-
Kognitive Verhaltenstherapie, um Symptomwahrnehmung und Affektbewusstsein zu fördern
-
Aufklärung über psychosomatische Zusammenhänge
-
Förderung von Emotionsausdruck und Affektregulation
Ziel ist es, dem Patienten bewusst zu machen, dass seine körperlichen Symptome seelischen Ursprungs sind und nur durch das Aufdecken und Verarbeiten dieser inneren Konflikte dauerhaft gelindert werden können.
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Kostenerstattung
Wer gesetzlich krankenversichert ist, hat grundsätzlich Anspruch auf eine psychotherapeutische Behandlung – allerdings in der Regel nur bei Praxen mit Kassenzulassung. Wenn dort jedoch kein Platz frei ist oder die Wartezeiten unzumutbar lang sind, besteht die Möglichkeit, Psychotherapie im Rahmen des sogenannten Kostenerstattungsverfahrens auch in einer Privatpraxis zu erhalten.
Keine direkte Abrechnung mit der gesetzlichen Krankenkasse
Unsere Fachzentren haben – mit Ausnahme der Bahn-BKK – keine Direktverträge mit gesetzlichen Krankenkassen. Das bedeutet, dass die Krankenkassen die Kosten für Ihre Behandlung in unseren Praxen nicht automatisch übernehmen. Sie haben jedoch zwei Möglichkeiten:
- Sie kommen als Selbstzahler*in – das bietet einige Vorteile wie schnelle Termine, keine Bürokratie und volle Vertraulichkeit.
- Oder Sie beantragen das Kostenerstattungsverfahren – dabei kann Ihre Krankenkasse verpflichtet sein, die Behandlungskosten zu übernehmen.
Was ist das Kostenerstattungsverfahren?
Das Kostenerstattungsverfahren ermöglicht es gesetzlich Versicherten, sich auch in einer Privatpraxis behandeln zu lassen, wenn das reguläre Versorgungssystem versagt – also kein Therapieplatz bei einer Kassentherapeutin oder einem Kassentherapeuten verfügbar ist. In solchen Fällen übernimmt die Krankenkasse auf Antrag die Kosten der Behandlung – aber nur, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Voraussetzungen für die Kostenerstattung
Sie haben Anspruch auf Kostenerstattung durch Ihre Krankenkasse, wenn:
- Ihnen durch eine*n Ärzt*in oder im Rahmen einer psychotherapeutischen Sprechstunde eine Notwendigkeit zur Psychotherapie bescheinigt wurde.
- kein Therapieplatz bei einem kassenzugelassenen Psychotherapeuten verfügbar ist.
- die Wartezeit auf einen Therapieplatz unzumutbar lang wäre (z. B. mehrere Monate).
- Ihre Krankenkasse keine zumutbare Alternative anbieten kann.
In diesem Fall spricht man von einem sogenannten Systemversagen – und genau das begründet Ihren gesetzlichen Anspruch auf Kostenerstattung.
Wichtige Hinweise zur Antragstellung
Beachten Sie: Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten nur nach vorheriger Genehmigung. Sie müssen in der Regel auch nachweisen, dass Sie vergeblich versucht haben, einen Therapieplatz im Kassensystem zu bekommen.
Unsere Tipps für Ihren Antrag
- Holen Sie sich eine Dringlichkeitsbescheinigung von einer Ärztin oder einem Arzt. Diese bestätigt, dass eine Psychotherapie zeitnah notwendig ist. Damit umgehen Sie die oft wenig hilfreiche „psychotherapeutische Sprechstunde“ bei Kassentherapeut*innen.
- Kontaktieren Sie Ihre Krankenkasse direkt und teilen Sie mit, dass Sie eine Dringlichkeitsbescheinigung vorliegen haben.
- Stellen Sie klar, dass Sie das Kostenerstattungsverfahren beantragen, wenn kein Therapieplatz in zumutbarer Zeit angeboten werden kann.
- Sollte Ihre Krankenkasse auf die Suche durch Sie selbst verweisen: Weisen Sie darauf hin, dass die gesetzliche Pflicht zur Vermittlung bei der Kasse liegt, nicht bei Ihnen.
Findet die Krankenkasse keinen Therapieplatz – obwohl Ihre Notwendigkeit zur Behandlung ärztlich bestätigt wurde – muss sie die Kostenübernahme in einer Privatpraxis genehmigen.
Wenn die Krankenkasse zögert – berufen Sie sich auf Ihr Recht
Im Gespräch mit Ihrer Krankenkasse kann folgender Hinweis helfen:
„Mir wurde die Notwendigkeit einer zeitnahen Behandlung bereits attestiert. Es ist Ihre Aufgabe, nun einen Therapieplatz für mich zu finden. Wenn Sie keinen zumutbaren Platz bereitstellen können, liegt ein Systemversagen vor. Ich beantrage daher die Kostenerstattung für die Behandlung in einer Privatpraxis und bitte um Ihre schriftliche Bestätigung.“
Wenn nötig, kündigen Sie an, Ihre gesetzlich verankerten Rechte notfalls mit anwaltlicher Hilfe durchzusetzen.
Fazit
Auch als gesetzlich Versicherte*r haben Sie unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, sich in einer Privatpraxis behandeln zu lassen – mit Kostenübernahme durch Ihre Krankenkasse. Entscheidend ist, dass ein akuter Bedarf besteht und das reguläre Kassensystem keine Versorgung sicherstellen kann. Mit einer ärztlichen Bescheinigung und einem gut begründeten Antrag haben Sie rechtlich gute Chancen auf eine Bewilligung im Rahmen des Kostenerstattungsverfahrens. Wir helfen Ihnen in der Frage der Kostenerstattung in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen gerne weiter.
L
Libido
1. Definition
Unter Libido wird die sexuelle Appetenz beziehungsweise der Geschlechtstrieb eines Individuums verstanden. Dahinter steht das Bedürfnis nach Befriedigung sexueller Lust, welches zu den primären menschlichen Bedürfnissen gehört und eine wichtige Rolle für die Fortpflanzung spielt.
2. Die männliche Libido
Beim Mann wird die Libido unter anderem durch den Testosteronspiegel gesteuert, der deutlich höher ist als bei Frauen. Evolutionsbiologisch ist dies nachvollziehbar, da ein männliches Individuum in der Natur möglichst viele Nachkommen zeugen soll, um seine Gene weiterzugeben. Zudem erreichen Männer im Durchschnitt schneller einen Orgasmus als Frauen, was die Ausbreitung der Gene zusätzlich unterstützt.
3. Die weibliche Libido
Die weibliche Libido wird durch den Zyklusverlauf und den - wenn auch niedrigen - Testosteronspiegel beeinflusst. Besonders um den Eisprung herum steigt bei vielen Frauen die sexuelle Lust, was die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung erhöht. Auch äußere Zeichen wie ein veränderter Körpergeruch oder Pheromone spielen vermutlich eine Rolle dabei, wie attraktiv Frauen auf Männer wirken. Während einer Schwangerschaft kann die Libido bei einigen Frauen ebenfalls gesteigert sein.
Biologisch gesehen konzentriert sich die Fortpflanzungsstrategie der Frau weniger auf häufige Sexualkontakte mit wechselnden Partnern, sondern auf die erfolgreiche Austragung und Aufzucht von Nachkommen.
4. Störungen der Libido
Störungen der Libido können in verschiedene Richtungen auftreten – eine Verminderung oder eine krankhafte Steigerung. Dabei spielen sowohl genetische als auch psychologische und körperliche Faktoren eine Rolle. Auch Medikamente, Alkohol oder andere Drogen können die Libido beeinflussen.
4.1. Verlust bzw. Verminderung der Libido
Ein Verlust oder eine deutliche Verminderung der sexuellen Lust wird heute unter verschiedenen Sexualfunktionsstörungen zusammengefasst. Früher sprach man bei Frauen von "Frigidität", ein Begriff, der heute (2024) als überholt gilt. Ursachen können körperlicher Natur sein, etwa hormonelle Störungen wie ein Testosteronmangel, oder psychischer Natur, etwa Depressionen oder hoher Stress. Auch Medikamente können eine verminderte Libido auslösen.
4.2. Steigerung der Libido
Eine krankhafte Steigerung der Libido wird heute geschlechtsneutral als Hypersexualität bezeichnet. Früher sprach man bei Frauen von "Nymphomanie" und bei Männern von "Satyriasis". Ursachen für Hypersexualität sind vielfältig und noch nicht abschließend erforscht; diskutiert werden unter anderem genetische Veranlagung, hormonelle Veränderungen und Einflüsse durch Medikamente oder Drogen.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
M
Messie-Syndrom
1. Was ist das Messie-Syndrom?
Das Messie-Syndrom beschreibt eine Verhaltensstörung, bei der Betroffene große Schwierigkeiten haben, sich von Gegenständen zu trennen. Über die Zeit sammelt sich so immer mehr an, bis es zu sichtbarem Chaos in der Wohnung kommt. In schweren Fällen können die Lebensverhältnisse dadurch massiv beeinträchtigt werden. Fachlich spricht man auch von „krankhaftem Horten“.
2. Warum entsteht das Messie-Syndrom?
Schon immer haben Menschen Dinge gesammelt, um für schlechte Zeiten vorbereitet zu sein. Beim Messie-Syndrom geht diese normale Vorsicht jedoch weit darüber hinaus. Betroffene haben oft Ängste, Unsicherheit oder erlittene Verluste erlebt. Das Horten von Dingen wird dann zu einem Versuch, sich Sicherheit zu verschaffen. Entscheidungen fallen schwer, und Alltagsaufgaben wie Aufräumen oder Wegwerfen werden zur Überforderung.
3. Wer ist betroffen?
Schätzungen zufolge leiden etwa 2 bis 6 Prozent der Menschen unter dem Messie-Syndrom. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Besonders häufig tritt die Störung bei Menschen über 55 Jahren auf. Oft verschlimmert sich die Problematik mit der Zeit, wenn sie nicht behandelt wird.
4. Typische Anzeichen
Menschen mit Messie-Syndrom haben ein starkes Bedürfnis, Dinge aufzubewahren – selbst dann, wenn sie objektiv keinen Wert mehr haben. Sie verspüren Unbehagen oder sogar Angst beim Gedanken, sich von Gegenständen zu trennen. Oft gehen damit weitere Probleme einher:
- Unordnung und chaotische Wohnverhältnisse
- Scham und Rückzug aus sozialen Kontakten
- Streit mit Angehörigen oder Nachbarn
- Hygienische Probleme bis hin zu Gesundheitsgefahren
5. Was sind mögliche Ursachen?
Die Gründe für das Messie-Syndrom sind vielfältig. Oft liegen seelische Belastungen wie Verluste, Trennungen oder Traumata zugrunde. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder ADHS können eine Rolle spielen. Manche Betroffene haben nie gelernt, richtig mit Dingen und Entscheidungen umzugehen.
6. Was ist wichtig für die Diagnose?
Manchmal wird das Messie-Syndrom mit einer gewöhnlichen Unordnung verwechselt. Eine genaue Diagnose stellt eine erfahrene Therapeutin oder ein Therapeut. Dabei wird geprüft, ob das Sammeln tatsächlich den Alltag und die Lebensqualität beeinträchtigt – und ob möglicherweise andere Erkrankungen dahinterstecken.
7. Behandlungsmöglichkeiten
Die wichtigste Hilfe ist eine Psychotherapie, oft kombiniert mit praktischer Unterstützung beim Aufräumen. Besonders bewährt hat sich eine Verhaltenstherapie, bei der die Betroffenen lernen, Entscheidungen zu treffen, loszulassen und neue Strukturen im Alltag aufzubauen. In manchen Fällen können auch Medikamente ergänzend helfen, etwa bei starker innerer Unruhe oder Konzentrationsproblemen.
8. Wissenswertes
Seit 2013 ist das Messie-Syndrom als eigenständige psychische Erkrankung anerkannt. Das Wissen darüber hat sich stark erweitert – heute weiß man, dass niemand aus "Faulheit" zum Messie wird, sondern dass echte seelische Ursachen dahinterstehen.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Missbrauch
In der Psychologie wird der Begriff Missbrauch heute vorrangig im Zusammenhang mit dem Missbrauch von Menschen verwendet. Er beschreibt das Ausnutzen und Degradieren einer Person zu einem Objekt, um eigene Machtbedürfnisse, Triebe oder emotionale Defizite zu kompensieren – meist unter bewusster Missachtung von Grenzen.
Formen des Missbrauchs
Missbrauch kann auf verschiedene Weise auftreten:
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Körperlicher Missbrauch: Schläge, Zwang, körperliche Verletzungen
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Sexueller Missbrauch: Übergriffe auf die sexuelle Selbstbestimmung
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Emotionaler / psychischer Missbrauch: Demütigung, Manipulation, Isolation, Drohungen
Allen Formen gemeinsam ist ein systematisches Machtungleichgewicht, bei dem der Täter seine Position nutzt, um das Opfer zu kontrollieren oder zu unterwerfen.
Soziale Kontexte
Missbrauch geschieht häufig im familiären Umfeld, in Partnerschaften oder im sozialen Nahbereich. Täter bauen auf die emotionale oder materielle Abhängigkeit des Opfers – etwa durch:
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Vertrautheit oder Autorität
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Angst vor Konsequenzen
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Scham und Schuldgefühle beim Opfer
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Die fehlende Unterstützung durch Dritte, insbesondere bei innerfamiliären Übergriffen
Besonders tragisch ist die Dynamik innerhalb von Familien, wo Missbrauch oft geleugnet, verharmlost oder dem Opfer selbst angelastet wird.
Täterprofile und Risikofaktoren
Studien deuten darauf hin, dass Täter häufig:
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Persönlichkeitsstörungen (z. B. narzisstisch, antisozial) aufweisen
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Unter Suchtproblemen leiden
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Ein geringes Selbstwertgefühl haben
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Selbst früher Opfer von Missbrauch waren
Bei sexuellem Missbrauch von Kindern werden verschiedene Tätergruppen unterschieden – der Anteil pädophiler Täter wird je nach Studie mit 10 bis 65 Prozent angegeben. Andere Täter handeln aus Macht- oder Dominanzmotiven, nicht aus pädosexueller Orientierung.
Folgen für die Opfer
Missbrauch hinterlässt oft tiefe seelische Wunden und kann zu schwerwiegenden psychischen Erkrankungen führen:
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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
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Depressionen und Angststörungen
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Essstörungen, Selbstverletzendes Verhalten
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In schweren Fällen: Persönlichkeitsstörungen oder dissoziative Störungen, z. B. dissoziative Identitätsstörung (DID), deren Existenz in Teilen der Fachwelt kontrovers diskutiert wird
Eine professionelle psychotherapeutische Begleitung ist für Betroffene unerlässlich, um erlittene Traumata zu verarbeiten und langfristige Stabilität aufzubauen.
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Moral
Moral ist ein Sammelbegriff für die Wertvorstellungen, Normen und Idealbilder, an denen sich menschliches Verhalten innerhalb einer Gesellschaft orientiert. Sie gibt Richtlinien für „richtig“ und „falsch“, „gut“ und „böse“vor – nicht mit dem Ziel, das individuelle Überleben zu sichern, sondern um ein gesellschaftlich wünschenswertes Miteinander zu fördern.
Ursprung und kulturelle Prägung
Moral ist kulturell geprägt und entwickelt sich im Zusammenspiel von:
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Gesellschaftlichen Traditionen
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Religiösen Lehren
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Familären und sozialen Einflüssen
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Persönlicher Reflexion und Erfahrung
Ein Beispiel für eine stark kulturell geprägte Moralvorstellung ist die traditionelle christliche Sexualmoral, die sexuellen Kontakt außerhalb der Ehe ablehnt oder ihn allein zur Fortpflanzung legitimiert.
Individuelle Moralvorstellungen
Jeder Mensch bildet im Laufe seines Lebens eine eigene Moral, die zwar von der Gesellschaft beeinflusst, aber nicht vollständig übernommen wird. Diese persönliche Moral kann bewusst oder unbewusst das eigene Verhalten bestimmen – unabhängig davon, ob sie offen kommuniziert wird.
Oft ist die eigene Moral höher angesetzt als realistisch erreichbar. Dennoch bemühen sich viele Menschen darum, ihr Verhalten daran zu orientieren – was zu Selbstreflexion, Wachstum, aber auch zu inneren Konflikten führen kann.
Moral als Entwicklungsimpuls oder Einschränkung
Moral kann sowohl Orientierung bieten als auch als einengend erlebt werden. Insbesondere in Phasen der Rebellion(z. B. in der Jugend) wird bestehende Moral häufig infrage gestellt oder bewusst verletzt – allerdings meist nur in Bezug auf fremde, übernommene Werte. Eine eigene moralische Haltung behält jeder Mensch in gewisser Form bei, auch wenn sie sich im Laufe der Zeit wandelt.
Moral ist somit ein dynamisches Konzept, das nicht nur das gesellschaftliche Zusammenleben regelt, sondern auch die persönliche Entwicklung und Identitätsfindung beeinflusst.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
N
Narzisstische Persönlichkeit
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eine tiefgreifende Störung des Selbstwertgefühls, die sich durch ein auffälliges Spannungsverhältnis zwischen innerer Unsicherheit und äußerem Überlegenheitsanspruchauszeichnet. Menschen mit dieser Störung wirken häufig arrogant, selbstsicher und überlegen, leiden jedoch im Inneren oft unter Selbstzweifeln, Ablehnung des eigenen Ichs und einem fragilen Selbstbild.
Merkmale
Typische Kennzeichen einer narzisstischen Persönlichkeit sind:
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Ständiges Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung
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Geringe Empathiefähigkeit: Schwierigkeiten, sich in andere einzufühlen
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Überempfindlichkeit gegenüber Kritik
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Verzerrte Selbst- und Fremdwahrnehmung, oft zur Stabilisierung des Selbstwerts
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Wenig ausgeprägte Schuld- und Schamgefühle
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Tendenz zu Lügen oder Übertreibung, um das eigene Selbstbild zu wahren
Nach außen präsentieren sich Betroffene oft charismatisch oder überlegen, doch innerlich bestehen oft Gefühle von Leere, Unsicherheit oder Minderwertigkeit.
Entstehung
Die narzisstische Persönlichkeitsstruktur entsteht meist bereits in der frühen Kindheit. Mögliche Ursachen sind:
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Mangel an emotionaler Zuwendung, Sicherheit oder Lob
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Übermäßige Idealisierung, bei der Kinder zwar bewundert, aber nicht als eigenständige Persönlichkeiten ernst genommen werden
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Emotionale Vernachlässigung oder inkonsistentes Bindungsverhalten
Diese Erfahrungen verhindern die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls, was zu einem kompensatorischen Verhalten führt.
Therapie
Die Behandlung erfolgt in der Regel im Rahmen einer psychotherapeutischen Langzeittherapie, häufig mit tiefenpsychologischem oder verhaltenstherapeutischem Ansatz. Zentrale Therapieziele sind:
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Entwicklung eines realistischen, stabilen Selbstbilds
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Förderung von Selbstreflexion und Empathie
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Aufbau tragfähiger zwischenmenschlicher Beziehungen
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Umgang mit Kritik, Frustration und Ablehnung
Die Therapie kann herausfordernd sein, da Betroffene oft keine Krankheitseinsicht zeigen und sich selbst als funktional erleben. Häufig sind es Partner:innen, Familienangehörige oder Kolleg:innen, die unter dem Verhalten leiden und professionelle Hilfe anregen.
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Neurasthenie
Neurasthenie, oft auch als „Nervenschwäche“ bezeichnet, ist ein historisch geprägter Begriff für eine psychische oder psychosomatische Erschöpfungsstörung mit vielfältigen körperlichen und seelischen Beschwerden. Die genaue Einordnung ist bis heute umstritten: Es ist nicht eindeutig geklärt, ob es sich um eine primär psychische Erkrankungoder eine medizinisch erklärbare Funktionsstörung handelt.
Symptomatik
Die Beschwerden bei Neurasthenie sind unspezifisch, aber belastend und umfassen unter anderem:
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Chronische Erschöpfung und schnelle Ermüdbarkeit
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Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen
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Kopfschmerzen, Neuralgien (Nervenschmerzen)
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Innere Unruhe, Ängstlichkeit, Melancholie
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Schlafstörungen und sexuelle Inappetenz
Die Symptome können sowohl durch Überforderung als auch durch Unterforderung oder Monotonie verstärkt werden. Gemeinsam ist ihnen eine deutlich reduzierte Belastbarkeit, sowohl psychisch als auch körperlich.
Abgrenzung zu anderen Krankheitsbildern
-
Keine nachweisbaren organischen Nervenschäden, daher Abgrenzung zur Neuropathie
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Unterschiede zum Burnout: Während Burnout eher auf äußere Belastungen wie Arbeitsdruck zurückzuführen ist, gilt Neurasthenie als unspezifisch und oft ohne erkennbaren äußeren Auslöser
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Überschneidungen bestehen mit dem heutigen Krankheitsbild des Chronischen Erschöpfungssyndroms (Chronic Fatigue Syndrome, CFS)
Therapieansatz
Die Behandlung ist oft langwierig und individuell unterschiedlich, da eine klare medizinische Ursache nicht festgestellt werden kann. Elemente einer erfolgreichen Therapie können sein:
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Psychohygiene: Aufbau gesunder Lebensgewohnheiten
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Kognitive Umstrukturierung: Arbeit an belastenden Gedanken- und Bewertungsmustern
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Individuelles körperliches Training, angepasst an das Belastungsniveau
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Stabilisierung des Lebensrhythmus (z. B. durch Schlaf- und Stressmanagement)
Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aktivität und Schonung:
„So viel Belastung wie möglich – so viel Ruhe wie nötig.“
Neurasthenie wird heute nur noch selten als eigenständige Diagnose verwendet, bleibt aber ein relevantes Konzept in der psychotherapeutischen Praxis bei diffusen Erschöpfungszuständen.
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Neurose
Der Begriff Neurose ist ein historisch gewachsener Ausdruck für eine Gruppe psychischer Störungen, die sich vor allem durch Verhaltensauffälligkeiten und innerseelische Konflikte äußern – ohne dass eine organische Ursacheoder ein Verlust des Realitätsbezugs vorliegt.
Historischer Wandel
Früher wurde die Neurose als funktionelle Störung ohne körperlichen Befund verstanden und von der Psychoseabgegrenzt, die mit Realitätsverlust und oft fehlendem Krankheitsbewusstsein einhergeht. Sigmund Freud prägte den Begriff maßgeblich und sah in der Neurose das Ergebnis unbewusster innerer Konflikte, die sich in psychischen Symptomen niederschlagen.
In der modernen klinischen Diagnostik – insbesondere im ICD-10 und DSM-5 – wird der Begriff „Neurose“ nicht mehr offiziell verwendet. Stattdessen wird differenziert nach konkreten Störungsbildern wie:
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Angststörungen
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Zwangsstörungen
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Phobien
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Somatoforme Störungen
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Hypochondrie
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Paranoide und schizoide Persönlichkeitszüge (bei Abgrenzung zu Psychosen)
Merkmale einer neurotischen Störung
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Länger andauernde psychische Beschwerden mit hohem Leidensdruck
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Der Patient ist sich seiner Symptome bewusst, kann sie aber nicht kontrollieren
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Häufig bestehen Störungen im Verhalten und in zwischenmenschlichen Beziehungen
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Fehlanpassung an Lebenssituationen, ohne dass eine strukturelle Persönlichkeitsstörung vorliegt
Die Symptome beeinflussen das soziale, berufliche oder private Leben oft deutlich, obwohl die Realität nicht verzerrt wahrgenommen wird – ein wichtiger Unterschied zur Psychose.
Behandlung
Neurotische Störungen gelten als gut behandelbar, vor allem durch:
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Psychoanalyse oder tiefenpsychologisch fundierte Verfahren (z. B. zur Aufarbeitung innerer Konflikte)
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Kognitive Verhaltenstherapie (zur Veränderung dysfunktionaler Denk- und Verhaltensmuster)
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Entspannungsverfahren und achtsamkeitsbasierte Ansätze zur Selbstregulation
Je früher eine Therapie beginnt, desto höher ist die Chance auf eine deutliche Symptomlinderung und Verbesserung der Lebensqualität.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
O
Orientierungsstörung
Mentale Orientierung beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, sich in Bezug auf Zeit, Ort, Situation und die eigene Person korrekt zu verorten. Diese kognitive Fähigkeit ist ein grundlegender Bestandteil des Bewusstseins und der Selbstwahrnehmung. Ist sie gestört, spricht man von einer Orientierungsstörung, die häufig im Zusammenhang mit neurologischen oder psychischen Erkrankungen auftritt.
Formen der Orientierungsstörung
Orientierungsstörungen lassen sich in vier Bereiche unterteilen:
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Zeitliche Desorientierung
→ Der Betroffene kann Datum, Uhrzeit, Wochentag oder Jahreszeit nicht benennen.
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Örtliche Desorientierung
→ Die Person weiß nicht, wo sie sich befindet – z. B. im Krankenhaus, zu Hause oder auf der Straße.
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Situative Desorientierung
→ Der Zusammenhang zur aktuellen Lebenssituation oder zum Kontext fehlt (z. B. “Warum bin ich hier?”).
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Desorientierung zur eigenen Person
→ Der Betroffene erkennt seinen Namen, seine Lebensgeschichte oder sein Alter nicht mehr.
Ursachen
Orientierungsstörungen können kurzfristig oder dauerhaft auftreten und haben verschiedene Ursachen, darunter:
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Demenz (z. B. Alzheimer-Erkrankung)
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Delir oder akute Verwirrtheitszustände
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Psychosen
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Starke Erschöpfung oder Stress
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Wahrnehmungs- und Gedächtnisstörungen
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Traumatische Hirnschäden oder Stoffwechselerkrankungen
In vielen Fällen sind Wahrnehmung, Gedächtnis und Bewusstsein gleichzeitig betroffen.
Diagnostik und Therapie
Vor der Behandlung muss die Ursache der Desorientierung sorgfältig abgeklärt werden – z. B. durch neurologische, internistische oder psychiatrische Untersuchungen. Die Therapie richtet sich anschließend nach der jeweiligen Grunderkrankung und kann umfassen:
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Gesprächstherapie und kognitive Förderung
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Medikamentöse Behandlung
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Realitätsorientierungstraining
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Konzentrations- und Gedächtnistraining
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Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen
Besonders bei älteren Menschen oder Patient:innen mit Demenz ist ein strukturierter Alltag mit klaren Reizen und regelmäßiger Aktivierung hilfreich, um Desorientierung vorzubeugen oder zu mildern.
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P
Paartherapie / Paarberatung / Eheberatung
Paartherapie – auch bekannt als Eheberatung – ist ein psychotherapeutisches Verfahren, das Paaren helfen soll, Beziehungskonflikte zu klären, Kommunikation zu verbessern und gemeinsam zu erarbeiten, ob und wie die Partnerschaft fortgeführt werden kann. Dabei stehen sowohl die individuellen Bedürfnisse der Partner als auch das System „Paar“ als Einheit im Fokus der therapeutischen Arbeit.
Zielsetzung
Das Ziel einer Paartherapie ist nicht zwingend die Fortführung der Beziehung um jeden Preis, sondern die individuell und gemeinschaftlich beste Lösung:
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Stärkung der Partnerschaft durch besseres Verständnis und neue Kommunikationsmuster
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Bewältigung von Krisen (z. B. durch Untreue, Distanz, Unvereinbarkeit von Lebensentwürfen)
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Begleitete Trennung, wenn eine gemeinsame Zukunft nicht mehr tragfähig erscheint
Ablauf und Methodik
In einem geschützten Rahmen können beide Partner:
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Offen über ihre Gefühle, Verletzungen und Bedürfnisse sprechen
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Konflikte analysieren, die im Alltag untergehen oder verdrängt werden
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Ursachen der Beziehungsprobleme aufdecken (z. B. Rollenverteilung, Lebensphasen, emotionale Vernachlässigung)
Therapeut:innen unterstützen durch gezielte Fragen, Kommunikationsübungen und Reflexion, ohne Partei zu ergreifen. Je nach Ansatz können Elemente der systemischen Therapie, der Verhaltenstherapie oder der tiefenpsychologischen Arbeit einfließen.
Unterschied: Psychologische vs. religiöse Beratung
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Psychologische Paartherapie: Ziel ist eine ergebnisoffene Klärung – Fortführung oder Trennung sind gleichwertige Optionen.
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Religiös motivierte Beratung (z. B. von christlichen Trägern): Häufig mit dem Ziel, die Beziehung dauerhaft zu erhalten, oft kostenlos oder auf Spendenbasis angeboten.
Einbindung von Familie
Wenn Kinder betroffen sind, fließen häufig systemische Aspekte in die Paartherapie ein:
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Wie können Eltern trotz Trennung eine stabile Elternschaft leben?
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Wie lässt sich verhindern, dass Kinder emotional zwischen die Fronten geraten?
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Welche Lösungen sind für das gesamte Familiensystem tragfähig?
Die Paartherapie bietet somit Raum für Veränderung, Klarheit und faire Entscheidungen, sei es für einen gemeinsamen Neuanfang oder eine respektvolle Trennung.
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Panikstörung
Eine Panikstörung ist eine Angststörung, bei der es zu plötzlich und unerwartet auftretenden Panikattackenkommt – ohne reale äußere Bedrohung. Diese Attacken gehen mit intensiven körperlichen und psychischen Symptomen einher und lösen bei den Betroffenen oft eine anhaltende Angst vor der nächsten Attacke aus.
Symptome einer Panikattacke
Eine Panikattacke dauert meist wenige Minuten bis maximal eine halbe Stunde, wirkt für die Betroffenen aber extrem bedrohlich. Typische Symptome sind:
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Herzrasen oder Herzklopfen
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Atemnot oder Engegefühl in der Brust
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Schweißausbrüche und Zittern
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Schwindel, Benommenheit, Übelkeit
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Hitze- oder Kälteschauer
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Gefühle der Entfremdung (Depersonalisation/Derealisation)
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Todesangst oder Angst, „verrückt zu werden“
Zusätzlich entsteht oft eine sogenannte „Angst vor der Angst“: Die Furcht vor einer weiteren Attacke kann ausreichen, um einen neuen Anfall auszulösen – ein Teufelskreis entsteht.
Häufige Begleiterkrankung: Agoraphobie
Viele Betroffene entwickeln zusätzlich eine Agoraphobie, also die Angst vor öffentlichen Plätzen, Menschenmengen oder Situationen, aus denen sie nicht schnell entkommen könnten. Dies führt häufig zu Vermeidungsverhalten, das den Alltag massiv einschränkt.
Ursachen
Die genauen Ursachen sind multifaktoriell:
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Genetische Veranlagung
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Störungen im Neurotransmitterhaushalt
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Erhöhte Stressanfälligkeit
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Belastende Lebensereignisse (z. B. Trennung, Todesfall, Krankheit)
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Frühere traumatische Erfahrungen
Diagnostik
Eine Panikstörung liegt vor, wenn:
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Wiederholt spontane Panikattacken auftreten
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Eine anhaltende Erwartungsangst vor erneuten Attacken besteht
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Die Symptome nicht durch körperliche Ursachen (z. B. Schilddrüsenerkrankung) erklärbar sind
Behandlung
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gilt als besonders wirksam. Ziele der Therapie sind:
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Aufklärung über die körperlichen Symptome
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Abbau von Angstgedanken und Katastrophenfantasien
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Konfrontation mit angstauslösenden Situationen
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Aufbau von Körpervertrauen durch Atemtechniken, Achtsamkeit und Entspannung
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Förderung von Selbstwirksamkeit
Bei schwer ausgeprägten Symptomen kann zusätzlich eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva oder in Ausnahmefällen mit Benzodiazepinen erfolgen – letztere jedoch nur kurzzeitig und kontrolliert, um Abhängigkeit zu vermeiden.
Eine frühzeitige und gezielte Behandlung erhöht die Chancen auf eine vollständige Bewältigung deutlich.
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Paradoxe Intention
1. Was ist eine paradoxe Intention?
Die paradoxe Intention ist eine besondere Technik in der Psychotherapie. Dabei wird der Patient nicht ermutigt, seine Ängste oder Symptome zu bekämpfen – im Gegenteil: Er wird aufgefordert, genau das absichtlich herbeizuführen, wovor er Angst hat. Dadurch verändert sich der innere Druck, und die Angst verliert oft an Macht.
2. Wer hat die paradoxe Intention entwickelt?
Die Methode wurde vom österreichischen Neurologen und Psychiater Viktor Frankl eingeführt. Frankl gilt auch als Begründer der Logotherapie, einer bedeutenden Richtung innerhalb der Psychotherapie, die Sinn und innere Haltung in den Mittelpunkt stellt.
3. Wie funktioniert die paradoxe Intention?
Der Grundgedanke ist einfach: Wenn ein Mensch nicht mehr gegen seine Ängste ankämpft, sondern sich erlaubt, sie bewusst zuzulassen oder sogar zu verstärken, verliert die Angst oft ihren Schrecken. Der innere Druck, etwas unbedingt vermeiden zu müssen, wird damit reduziert. Das kann dazu führen, dass die Symptome nachlassen oder ganz verschwinden.
Ein Beispiel: Jemand, der unter Lampenfieber leidet, könnte sich bewusst vornehmen, auf der Bühne extra zu zittern oder sich zu versprechen. Indem er sich das "Schlimmste" selbst erlaubt, verringert sich die Angst davor erheblich.
4. Grenzen der Methode
Die paradoxe Intention kann sehr wirksam sein, ist aber nicht für jede Problematik geeignet. Vor allem bei tiefsitzenden Phobien oder komplexeren Ängsten wird sie meist nur als ergänzende Technik eingesetzt – und nicht als alleinige Behandlung.
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Persönlichkeit
Die Persönlichkeit eines Menschen ist das Resultat eines einzigartigen Zusammenspiels psychischer Merkmale, die sich in ihrer Ausprägung, Stabilität und Ausdrucksweise unterscheiden. Sie bestimmt maßgeblich, wie ein Mensch denkt, fühlt und handelt, und bildet die Grundlage für das individuelle Verhalten in verschiedenen Lebenssituationen.
Einzigartigkeit und Entwicklung
Jede Persönlichkeit ist das Produkt aus:
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Genetischer Veranlagung
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Frühen Bindungserfahrungen
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Sozialisation und Umwelteinflüssen
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Lebensereignissen und inneren Entwicklungsprozessen
Diese Faktoren prägen nicht nur die Stärke einzelner Eigenschaften, sondern auch deren Feinabstufung und Wechselwirkung untereinander – wodurch jede Persönlichkeit einzigartig ist.
Forschungsinteresse: Merkmale und Dispositionen
Die psychologische Persönlichkeitsforschung widmet sich vor allem zwei Aspekten:
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Stabilität und Dynamik von Persönlichkeitsmerkmalen
→ Hierbei interessiert, wie konstant bestimmte Eigenschaften über Zeit und Situationen hinweg bleiben und welche Konstrukte (z. B. Temperament, Neurobiologie) ihnen zugrunde liegen.
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Dispositionen und Verhalten
→ Untersucht wird, wie Eigenschaften mit Umweltfaktoren interagieren und sich im Verhalten zeigen (Rekonstrukte). Dabei spielen Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeit und äußeren Reizen eine entscheidende Rolle.
Anwendungsbereiche und Diagnostik
Die Analyse und Beschreibung der Persönlichkeit ist nicht nur zentral in der psychologischen Diagnostik, sondern auch in:
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Psychotherapie
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Berufs- und Eignungsdiagnostik
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Pädagogik und Erziehungsberatung
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Sozialpsychologie
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Forschung zu abweichendem Verhalten (z. B. Persönlichkeitsstörungen)
Persönlichkeitsmodelle
Es gibt verschiedene theoretische Ansätze, um Persönlichkeit zu erfassen. Am bekanntesten ist das Fünf-Faktoren-Modell („Big Five“) mit den Dimensionen:
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Neurotizismus
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Extraversion
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Offenheit für Erfahrungen
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Verträglichkeit
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Gewissenhaftigkeit
Diese Dimensionen ermöglichen eine strukturierte, empirisch gestützte Beschreibung von Persönlichkeitsprofilen und werden auch im therapeutischen Setting zunehmend genutzt.
Ziel der Persönlichkeitspsychologie
Zentrale Fragen der Persönlichkeitspsychologie sind:
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Wie entsteht Persönlichkeit?
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Wie verändert sie sich im Lauf des Lebens?
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Wie lässt sich Verhalten vorhersagen und beeinflussen?
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Wie können Persönlichkeitsmerkmale gezielt gestärkt oder reguliert werden?
Das Verständnis der Persönlichkeit ist damit grundlegend für psychologische Interventionen, Beratung und Therapie.
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Persönlichkeitsstörung
Persönlichkeitsstörungen sind tiefgreifende, langfristige Abweichungen im Erleben, Denken und Verhalten, die deutlich vom kulturellen Erwartungsmuster abweichen und zu Leidensdruck oder Beeinträchtigungen im sozialen, beruflichen oder persönlichen Leben führen. Sie betreffen insbesondere die Beziehungsfähigkeit, Impulskontrolle, Affektregulation und Selbstwahrnehmung.
Abgrenzung und Ursprung
Früher wurden viele dieser Störungen unter dem Begriff Psychopathie zusammengefasst. Heute spricht man differenzierter von Persönlichkeitsstörungen, wenn:
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die Muster überdauernd und unflexibel sind
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sie bereits in der Kindheit oder Jugend beginnen
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die Beeinträchtigung über mehrere Lebensbereiche hinweg deutlich wird
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das Verhalten nicht auf vorübergehende äußere Belastungen zurückzuführen ist
Klassifikation (nach ICD-10 und DSM-IV)
Zur Systematisierung werden Persönlichkeitsstörungen in drei Cluster unterteilt:
Cluster A – Sonderbar, exzentrisch, sozial distanziert
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Paranoide Persönlichkeitsstörung: Übersteigertes Misstrauen, überempfindlich gegenüber Kritik
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Schizoide Persönlichkeitsstörung: Emotionale Kühle, kein Bedürfnis nach engen Beziehungen
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Schizotypische Persönlichkeitsstörung: Magisches Denken, soziale Ängste, seltsames Verhalten
Cluster B – Dramatisch, emotional, impulsiv
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Borderline-Persönlichkeitsstörung: Instabiles Selbstbild, intensive Beziehungen, Impulsivität, emotionale Dysregulation
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Dissoziale (antisoziale) Persönlichkeitsstörung: Mangel an Empathie, Missachtung sozialer Normen, manipulatives Verhalten
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Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Überhöhtes Selbstbild, Bedürfnis nach Bewunderung, geringe Empathie
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Histrionische Persönlichkeitsstörung: Theatralik, starke Bedürftigkeit nach Aufmerksamkeit, oberflächliche Emotionen
Cluster C – Ängstlich, unsicher, kontrollierend
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Vermeidende (ängstliche) Persönlichkeitsstörung: Soziale Hemmung, Angst vor Zurückweisung, niedriger Selbstwert
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Abhängige Persönlichkeitsstörung: Übermäßige Bedürftigkeit, Entscheidungsunfähigkeit, Unterordnung
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Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung: Perfektionismus, Kontrollzwang, übermäßige Gewissenhaftigkeit
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Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung (umstritten): Widerstand gegen Anforderungen, indirekter Ausdruck von Ärger
Therapie und Behandlung
Obwohl Persönlichkeitsstörungen häufig chronisch verlaufen, sind sie therapierbar – insbesondere durch:
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Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
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Kognitive Verhaltenstherapie
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Schematherapie oder dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) bei Borderline-Störungen
Der Therapieerfolg hängt stark von der Einsichtsfähigkeit, der Motivation zur Veränderung und einer stabilen therapeutischen Beziehung ab.
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Phobie
Eine Phobie ist eine nach ICD-10 klassifizierte Angststörung, die durch unangemessene, übersteigerte Angstreaktionen gegenüber bestimmten Situationen, Objekten oder sozialen Konstellationen gekennzeichnet ist. Obwohl Betroffene oft wissen, dass ihre Angst irrational oder übertrieben ist, können sie sich ihr kaum entziehen.
Formen der Phobie
Die Liste bekannter Phobien ist lang, da prinzipiell jeder Gegenstand oder jede Situation phobisch besetzt sein kann. Zu den häufigsten zählen:
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Agoraphobie: Angst vor weiten Plätzen, Menschenmengen oder Situationen, aus denen man schwer fliehen kann
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Klaustrophobie: Angst vor engen Räumen (z. B. Aufzügen, Tunneln)
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Aviophobie: Angst vorm Fliegen
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Soziale Phobie: Angst vor negativer Bewertung durch andere Menschen, oft in Gruppen oder bei öffentlichen Auftritten
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Spezifische Phobien: Angst vor bestimmten Objekten oder Tieren (z. B. Spinnen, Blut, Höhen, Spritzen)
Umgang mit der Störung
Menschen mit einer Phobie entwickeln meist Vermeidungsstrategien, um angstbesetzte Reize zu umgehen:
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Soziale Isolation bei sozialer Phobie
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Verzicht auf Reisen bei Flugangst
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Vermeidung von Aufzügen oder U-Bahnen bei Klaustrophobie
Diese Vermeidung verstärkt jedoch langfristig die Angst und kann zu einer generalisierteren Angststörung oder Panikstörung führen. In akuten Situationen können Panikattacken mit Herzrasen, Schwindel, Atemnot und Kontrollverlust auftreten.
Wer ist betroffen?
Phobien treten häufig bei Personen mit einer neurotischen Persönlichkeitsstruktur auf, können aber auch im Zusammenhang mit:
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Depressionen
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Chronischer Erschöpfung
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Traumatischen Erfahrungen
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Familiärer Vorbelastung
entwickelt werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Phobien sind gut behandelbar, insbesondere mit:
-
Kognitiver Verhaltenstherapie (z. B. systematische Desensibilisierung, Konfrontationstherapie)
-
Expositionsverfahren zur kontrollierten Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz
-
Entspannungsverfahren und Achtsamkeitstraining
-
In schweren Fällen: medikamentöse Unterstützung
Frühzeitige therapeutische Hilfe kann die Angstreaktion deutlich reduzieren und die Lebensqualität spürbar verbessern.
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Phobophobie
Phobophobie bezeichnet die Angst vor dem Erleben von Angst selbst – also eine erwartungsbezogene Angstreaktion, die sich nicht auf äußere Reize oder Situationen, sondern auf das Gefühl der Angst an sich richtet. Diese Form der Angststörung kann als eine sekundäre Störung im Zusammenhang mit Panikattacken, Angststörungen oder Phobien auftreten.
Merkmale der Phobophobie
-
Erwartung von Angstzuständen ohne konkreten Auslöser
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Übermäßige Selbstbeobachtung: Körperliche oder emotionale Regungen werden als Anzeichen für eine bevorstehende Panikattacke interpretiert
-
Verstärkungsmechanismus: Die Angst vor der Angst löst selbst Angst aus → Teufelskreis
-
Generalisation: Immer mehr alltägliche Situationen werden als potenziell bedrohlich empfunden
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Rückzug: Aus Angst vor den Symptomen vermeiden Betroffene soziale oder berufliche Kontexte, was zur Isolation führen kann
Abgrenzung zu anderen Phobien
Während klassische Phobien auf konkrete äußere Objekte oder Situationen gerichtet sind (z. B. Höhen, Spinnen, Flugzeugflüge), richtet sich die Phobophobie nach innen:
-
Die Angst richtet sich gegen die eigene Gefühlswelt
-
Symptome wie Herzklopfen, Schweißausbrüche oder Unruhe werden überinterpretiert
-
Es kommt zu einem Zustand ständiger Anspannung, Alarmbereitschaft und Vermeidungsverhalten
Psychologische Dynamik
Phobophobie führt oft dazu, dass Betroffene:
-
Angstsymptome übermäßig beobachten und bewerten
-
Neutrale körperliche Empfindungen pathologisieren
-
Normale Stressreaktionen als Vorboten des Kontrollverlusts empfinden
-
Sich selbst als „nicht belastbar“ oder „krank“ erleben, was den Angstkreislauf weiter verstärkt
Therapieansätze
Die Behandlung der Phobophobie erfolgt in der Regel im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie und zielt auf:
-
Entkatastrophisierung der eigenen Körperwahrnehmung
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Neubewertung von Angstsymptomen als normal und vorübergehend
-
Konfrontative Übungen, um den Umgang mit der Angst zu trainieren und zu entdramatisieren
-
Aufbau von Körpervertrauen und Selbstwirksamkeit
Zentral ist es, den Teufelskreis der Angstspirale zu unterbrechen und zu lernen, Angstsymptome als durchaus aushaltbar und ungefährlich zu erleben.
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Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
1. Was ist PITT?
Die psychodynamisch imaginative Traumatherapie, kurz PITT, ist eine besondere Form der Psychotherapie, die speziell für Menschen mit schweren seelischen Verletzungen entwickelt wurde. Die Methode wurde von der Psychoanalytikerin Luise Reddemann ins Leben gerufen. Ziel der PITT ist es, Betroffenen dabei zu helfen, ihre traumatischen Erfahrungen besser zu verarbeiten, ihre inneren Kräfte zu aktivieren und wieder mehr Sicherheit und Kontrolle über das eigene Leben zu gewinnen.
2. Wie funktioniert PITT?
Im Zentrum der PITT steht die Arbeit mit sogenannten Imaginationen – also mit inneren Bildern. Die Patienten werden angeleitet, sich positive, sichere Orte oder beschützende Figuren vorzustellen. Diese inneren Bilder helfen, belastende Gefühle zu beruhigen und Angst oder Überforderung besser auszuhalten. Dadurch wird die emotionale Stabilität gestärkt.
Ein wichtiges Prinzip der PITT ist es, den Patienten nicht sofort mit dem Trauma zu konfrontieren, sondern ihn zunächst innerlich zu stabilisieren. So können Überforderungen vermieden und die Selbstheilungskräfte gestärkt werden. Neben den Imaginationsübungen werden auch Elemente der klassischen Gesprächstherapie, Achtsamkeit und Selbstmitgefühl in die Behandlung eingebaut.
Die PITT wird individuell angepasst und kann in der Einzeltherapie, in der Paar- oder Familientherapie und sowohl ambulant als auch stationär angewendet werden.
3. Für wen ist PITT geeignet?
PITT richtet sich an Menschen, die unter schweren seelischen Verletzungen leiden. Dazu gehören etwa Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt, Menschen mit komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen oder solche, die in ihrer Kindheit wiederholt Vernachlässigung, Missbrauch oder andere Beziehungstraumata erlebt haben.
Auch bei Patienten, die durch Kriegserfahrungen, Flucht oder schwere Unfälle traumatisiert wurden, kann die PITT eine hilfreiche Therapieform sein.
4. Die drei Phasen der PITT
Die Therapie gliedert sich in drei Hauptphasen:
- Stabilisierungsphase: Zunächst geht es darum, innere Sicherheit aufzubauen. Der Patient erlernt Techniken zur Selbstberuhigung, Schutzmechanismen und Strategien, um starke Emotionen besser kontrollieren zu können. Besonders wichtig ist hier die Arbeit mit positiven Imaginationen wie dem "Inneren sicheren Ort".
- Traumakonfrontation: Erst wenn ausreichend Stabilität erreicht ist, werden die belastenden Erlebnisse behutsam angesprochen und verarbeitet. Dabei wird darauf geachtet, dass der Patient nicht erneut überfordert oder retraumatisiert wird.
- Integrationsphase: In der letzten Phase geht es darum, das Erlebte als Teil der eigenen Lebensgeschichte anzunehmen. Der Patient lernt, dass das Trauma nicht seine ganze Identität bestimmt, sondern ein Teil der Vergangenheit ist, der bewältigt werden kann.
5. Besonderheiten der PITT
Im Unterschied zu anderen Trauma-Therapien legt PITT einen sehr großen Wert auf Eigenverantwortung, Selbstschutz und behutsame Vorgehensweise. Die Therapie verzichtet bewusst auf Konfrontationstherapien, die Patienten stark belasten könnten. Stattdessen werden die eigenen inneren Stärken gefördert und der Patient wird ermutigt, sanft mit sich selbst umzugehen.
PITT eignet sich deshalb besonders gut für Menschen, die schon lange unter komplexen, oft vielschichtigen Traumafolgen leiden und für die ein sanfter, stabilisierender Zugang nötig ist.
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Prokrastination
Prokrastination beschreibt ein chronisches und wiederkehrendes Verhalten, unangenehme oder herausfordernde Aufgaben willentlich aufzuschieben, obwohl deren Erledigung eigentlich wichtig wäre. Umgangssprachlich spricht man oft vom „Aufschieberitis“, fachlich wird jedoch zwischen gelegentlichem Aufschieben und einer behandlungsbedürftigen Prokrastinationsstörung unterschieden.
Merkmale der Prokrastination
Damit von klinisch relevanter Prokrastination gesprochen werden kann, müssen drei Bedingungen erfüllt sein:
-
Verzögerung: Eine notwendige Handlung wird absichtlich verschoben.
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Fehlende Notwendigkeit: Die Verzögerung ist nicht funktional begründet (z. B. kein triftiger äußerer Grund).
-
Kontraproduktivität: Das Verhalten wirkt sich negativ auf Lebensqualität, Leistungsfähigkeit oder Wohlbefinden aus.
Psychische Dynami
Betroffene erleben meist einen inneren Konflikt: Sie wissen, dass sie handeln sollten – können es aber nicht. Die Folge:
-
Angst, Unlust, Selbstvorwürfe
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Zunehmender Druck durch aufgeschobene Aufgaben
-
Vermeidungsverhalten, das kurzfristig entlastet, langfristig aber belastet
Ein Teufelskreis entsteht: Je größer der Berg unerledigter Aufgaben, desto mehr Angst und Schuldgefühle – desto stärker das Bedürfnis, der Situation auszuweichen.
Mögliche Ursachen
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Perfektionismus: Die Angst, es nicht „perfekt genug“ zu machen, blockiert den Anfang.
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Entscheidungsangst oder Angst vor Versagen
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Schlechte Zeitplanung oder mangelnde Struktur
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Geringes Selbstwertgefühl
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Langeweile oder Unterforderung
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Überforderung und Stress
In vielen Fällen liegt eine Kombination aus emotionalen, kognitiven und organisatorischen Faktoren vor.
Strategien gegen Prokrastination
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Zerlegung großer Aufgaben in kleine, machbare Schritte
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Zeitmanagement-Tools (z. B. To-do-Listen, Zeitfenster, Timer-Techniken)
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Belohnungssysteme: Kleine Erfolge bewusst feiern
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Realistische Ziele setzen
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Achtsamkeitsübungen und Stressreduktion
Wenn Selbsthilfestrategien nicht ausreichen, kann eine psychologische Beratung oder Verhaltenstherapie helfen, zugrunde liegende Blockaden oder Glaubenssätze zu identifizieren und zu verändern.
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Psychoedukation
1. Was ist Psychoedukation?
Psychoedukation bedeutet, Patienten und ihre Angehörigen gezielt über psychische oder körperliche Erkrankungen zu informieren. Dabei geht es nicht nur um reine Wissensvermittlung, sondern auch darum, den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern und die Bewältigung zu fördern. Die Aufklärung erfolgt durch Ärzte, Psychologen oder speziell geschultes Pflegepersonal.
2. Hintergrund und Zielsetzung
Die Psychoedukation wurde ursprünglich entwickelt, um Menschen mit Schizophrenie und deren Angehörigen zu helfen. Heute wird sie bei vielen Krankheiten eingesetzt. Ziel ist es, nicht einfach nur Wissen weiterzugeben, sondern ein echtes Verständnis für die Erkrankung zu schaffen. Dabei sollen die Betroffenen lernen, besser mit ihrer Krankheit umzugehen, Rückfälle zu vermeiden und neue Kraftquellen zu entdecken.
Wichtige Ziele der Psychoedukation sind:
- Verständnis über die Krankheit und ihre Entstehung fördern
- Behandlungsansätze erklären
- Soziale Fähigkeiten stärken
- Stressbewältigung verbessern
- Umgang mit Angehörigen erleichtern
- Rückfälle verhindern
- Eigene Stärken und Ressourcen aktivieren
3. Wann wird Psychoedukation eingesetzt?
Psychoedukation wird bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt, etwa bei Depressionen, Psychosen, Angststörungen, Essstörungen oder auch bei körperlichen Krankheiten wie Diabetes, Krebs oder Herzerkrankungen. Generell gibt es kaum Einschränkungen, wann eine Psychoedukation sinnvoll ist. Allerdings können starke Ängste, Unruhe oder schwere Konzentrationsprobleme den Prozess erschweren.
4. Formen der Psychoedukation
Es gibt verschiedene Wege, Psychoedukation anzubieten:
- Einzelgespräche: In einem persönlichen Gespräch klärt der Therapeut den Patienten über die Krankheit auf und beantwortet individuelle Fragen.
- Gruppensitzungen: Hier tauschen sich mehrere Patienten oder Angehörige aus. Diese Form ist besonders effektiv, da die Teilnehmer voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen können.
In beiden Formen geht es darum, das Wissen auf eine verständliche und greifbare Weise zu vermitteln – nicht als „Frontalunterricht“, sondern als gemeinsames Verstehen.
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Psychose
Psychosen sind schwere psychische Störungen, die mit einer gestörten Wahrnehmung der Realität einhergehen. Sie äußern sich vor allem durch Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Paranoia und Desorganisation des Denkens. Betroffene erleben ihre Umwelt und sich selbst auf eine Weise, die für Außenstehende kaum nachvollziehbar ist.
Symptome
Typische Merkmale einer Psychose sind:
-
Halluzinationen (v. a. akustisch, z. B. Stimmenhören)
-
Wahnvorstellungen (z. B. Verfolgungswahn, Größenwahn)
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Desorganisiertes Denken und Sprechen
-
Störungen des Ich-Erlebens (z. B. Gefühl, ferngesteuert zu sein, Gedanken seien nicht mehr „eigen“)
-
Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, emotionale Verflachung (v. a. bei längerem Verlauf)
Nicht jede Psychose zeigt alle diese Merkmale gleichzeitig. Der Verlauf kann akut oder chronisch rezidivierend sein.
Abgrenzung zur Schizophrenie
Schizophrenie ist eine spezifische Form der Psychose, aber nicht gleichzusetzen mit dem Begriff selbst. Weitere psychotische Störungsbilder sind z. B.:
-
Bipolare Störung mit psychotischen Episoden
-
Depression mit psychotischen Symptomen
-
Drogeninduzierte Psychose
-
Organisch bedingte Psychosen (z. B. durch Hirnschädigungen)
Ursachen
Die Entstehung von Psychosen ist multifaktoriell bedingt:
-
Genetische Veranlagung (erhöhtes Risiko bei familiärer Vorbelastung)
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Neurobiologische Veränderungen (z. B. Dopaminhaushalt im Gehirn)
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Psychosoziale Belastungen (z. B. Trennung, Jobverlust, Mobbing)
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Traumatische Erfahrungen
-
Drogenkonsum, insbesondere Cannabis, Halluzinogene, Amphetamine
-
Organische Auslöser, z. B. Hirnverletzungen, Tumore oder Infektionen
Verlauf und Häufigkeit
-
Etwa 1 % der Bevölkerung erkrankt im Laufe des Lebens an einer Psychose.
-
In rund 25 % der Fälle bleibt es bei einem einmaligen Schub.
-
In anderen Fällen treten rezidivierende oder chronische Verläufe auf, teils mit anhaltenden Einschränkungen.
Behandlung
Die Therapie besteht in der Regel aus:
-
Medikamentöser Behandlung mit Neuroleptika (Antipsychotika), um akute Symptome zu lindern und Rückfälle zu vermeiden
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Psychotherapie, vor allem kognitive Verhaltenstherapie, um Realitätsbezug zu fördern und soziale Kompetenzen zu stärken
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Psychoedukation und Angehörigenarbeit
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Soziotherapeutische Unterstützung, etwa zur Alltagsbewältigung
Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn verbessert die Prognose deutlich. Ziel ist es, die Symptomkontrolle zu stabilisieren, Rückfälle zu vermeiden und die soziale Teilhabe zu fördern.
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Psychosomatische Störungen
Psychosomatische Störungen beschreiben körperliche Beschwerden, die wesentlich durch psychische Belastungen oder innere Konflikte mitverursacht oder verstärkt werden. Dabei ist das Zusammenspiel zwischen Psyche und Körper entscheidend: Die Seele „spricht“ über den Körper – häufig als Warnsignal bei einem gestörten inneren Gleichgewicht.
Charakteristika
Im Gegensatz zu rein psychischen Störungen wie Angst oder Apathie, die oft ohne körperliche Symptome auftreten, manifestieren sich psychosomatische Erkrankungen durch deutliche körperliche Beschwerden, die jedoch nicht immer durch organische Befunde erklärbar sind. Häufige Symptome sind:
-
Kreislaufschwäche
-
Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Durchfall, Übelkeit)
-
Kopfschmerzen oder Migräne
-
Schlafstörungen
-
Herzklopfen, Atemnot oder Druckgefühle
Das vegetative Nervensystem – zuständig für unwillkürliche Körperfunktionen – spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung solcher Beschwerden.
Drei Gruppen psychosomatischer Störungen
-
Befindlichkeitsstörungen
→ Leichte, diffuse Beschwerden ohne klare körperliche Ursache
Beispiele: Nervosität, Antriebslosigkeit, Reizbarkeit
-
Funktionelle Störungen
→ Körperliche Beschwerden ohne nachweisbare organische Schädigung
Beispiele: Herzrasen, Reizdarm, Impotenz
-
Psychosomatosen
→ Echte Erkrankungen von Organen, bei denen psychische Faktoren eine bedeutende Rolle spielen
Beispiele: Magengeschwür, Neurodermitis, Asthma bronchiale
Ursachen
Psychosomatische Beschwerden entstehen oft in emotional belastenden Lebensphasen, z. B. durch:
-
Stress, Überforderung, innere Konflikte
-
Traumatische Erlebnisse
-
Verdrängte Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer
-
Dauerhafte Anspannung ohne ausreichende Regeneration
Der Körper reagiert dabei mit Symptomen, die als körperlicher Ausdruck seelischen Leids gedeutet werden können.
Behandlung
Eine erfolgreiche Therapie psychosomatischer Störungen muss ganzheitlich erfolgen – also körperlich und psychischansetzen:
-
Körperliche Behandlung (z. B. medikamentöse Therapie, Entspannungsverfahren)
-
Psychotherapeutische Begleitung, z. B. durch Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Verfahren oder integrative Ansätze
-
Psychoedukation: Verständnis für den Zusammenhang von Psyche und Körper fördern
-
Stressbewältigung und Emotionsregulation lernen
Ziel der Therapie ist es, nicht nur Symptome zu lindern, sondern die eigentlichen Ursachen zu erkennen und zu bearbeiten, um ein stabiles körperlich-seelisches Gleichgewicht wiederherzustellen.
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Psychotherapie
Die Psychotherapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren zur Behandlung psychischer, psychosomatischer und verhaltensbezogener Störungen. Sie nutzt psychologische Methoden, um Leidenszustände zu lindern, Verhaltensweisen zu verändern und seelische Heilungsprozesse anzustoßen. Je nach Störung und Zielsetzung kann sie auch ohne medikamentöse Unterstützung durchgeführt werden, wobei Psychopharmaka in bestimmten Fällen begleitend sinnvoll sein können.
Beziehung als Wirkfaktor
Ein zentrales Element jeder Psychotherapie ist die therapeutische Beziehung. Sie basiert auf Vertrauen, Empathie und professioneller Nähe – und dient als heilende Basis dafür, dass der Patient Selbstwirksamkeit erfährt und seine inneren Ressourcen aktiviert werden. Der Therapeut begleitet diesen Prozess durch gezielte Methoden, emotionales Einfühlungsvermögen und fachliche Struktur.
Voraussetzungen für eine Psychotherapie
-
Behandlungsbedürftigkeit, z. B. bei diagnostizierten psychischen Störungen
-
Leidensdruck beim Patienten (z. B. durch Ängste, Depressionen, Zwänge)
-
Therapiemotivation und Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit
-
Therapieziele, die gemeinsam definiert werden: entweder Symptomlinderung oder tiefgreifende Persönlichkeitsveränderung
Psychotherapeutische Verfahren
Die Psychotherapie ist ein pluralistisches Feld, das unterschiedliche Theorieschulen und Techniken umfasst. Zu den wichtigsten Richtungen gehören:
-
Verhaltenstherapie (VT)
→ Zielgerichtete Arbeit an konkretem Verhalten und Denkmustern, sehr strukturiert und wissenschaftlich fundiert
-
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
→ Untersuchung unbewusster Konflikte und früher Beziehungserfahrungen
-
Analytische Psychotherapie
→ Längere, intensivere Therapieform nach Freud, Jung, Adler; Fokus auf innerseelische Dynamiken
-
Systemische Therapie
→ Betrachtung des Patienten im Kontext seiner Beziehungen und Lebenssysteme (z. B. Familie)
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Humanistische Verfahren (z. B. Gesprächstherapie nach Rogers, Gestalttherapie)
→ Betonung von Selbstverwirklichung, persönlichem Wachstum und Authentizität
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Körper- und kunsttherapeutische Methoden
→ Arbeit mit nonverbalen Ausdrucksformen, z. B. Tanz, Malen, Atemtechniken
In Deutschland sind vier Verfahren kassenärztlich zugelassen:
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Verhaltenstherapie
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Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
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Analytische Psychotherapie
- Systemische Psychotherapie
Auswahl des richtigen Verfahrens
Die Wahl des Therapieansatzes hängt von:
-
Art und Schwere der Erkrankung
-
Persönlichkeitsstruktur des Patienten
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Therapiezielen
-
individuellen Präferenzen
ab.
Aufgrund der Komplexität psychischer Erkrankungen ist eine individuelle Therapieplanung entscheidend. Oft fließen auch methodenübergreifende Ansätze („eklektisch-integrativ“) in die Behandlung ein.
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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
1. Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?
Die posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, ist eine seelische Erkrankung, die nach einem extrem belastenden Erlebnis entstehen kann. Solche Ereignisse sind zum Beispiel schwere Unfälle, Gewalterfahrungen, Naturkatastrophen oder auch die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit. PTBS kann auch auftreten, wenn man Zeuge eines schlimmen Vorfalls wird.
2. Hintergrund
Bei einer PTBS fühlen sich die Betroffenen ausgeliefert und hilflos. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie selbst betroffen waren oder das Geschehen nur beobachtet haben. Das Erlebte wird innerlich nicht verarbeitet und kann langfristig psychische Probleme auslösen.
3. Typische Symptome
- Wiedererleben des Traumas (Intrusionen): Flashbacks, Albträume oder plötzlich auftauchende Erinnerungen, die sich kaum kontrollieren lassen.
- Sozialer Rückzug: Betroffene ziehen sich aus ihrem Umfeld zurück, empfinden kaum noch Freude und vermeiden alles, was sie an das Ereignis erinnern könnte.
- Ständige Anspannung (Hyperarousal): Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, starke Reizbarkeit und eine erhöhte Schreckhaftigkeit.
Diese Symptome treten oft nicht sofort auf, sondern entwickeln sich manchmal erst Wochen oder Monate nach dem belastenden Ereignis.
4. Wie häufig ist PTBS?
Die Häufigkeit hängt stark von der Art des Traumas ab:
- Nach einer Vergewaltigung erkranken etwa 50 % der Betroffenen.
- Nach anderen Gewaltverbrechen etwa 25 %.
- Bei Kriegs- oder Katastrophenopfern sogar etwa 50 %.
- Nach Verkehrsunfällen oder schweren Krankheiten liegt die Häufigkeit bei etwa 15 %.
Insgesamt liegt die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens eine PTBS zu entwickeln, bei etwa 2 bis 7 % der Bevölkerung.
5. Wie wird PTBS diagnostiziert?
Die Diagnose wird gestellt, wenn die Beschwerden länger als vier Wochen bestehen und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Dabei ist ein vertrauensvolles Gespräch mit einem Therapeuten besonders wichtig. Auch spezielle Fragebögen können zur Unterstützung eingesetzt werden.
6. Begleiterkrankungen
Häufig treten neben der PTBS noch weitere seelische Probleme auf, etwa Depressionen, Angststörungen oder auch Suchterkrankungen. Manche Betroffene haben zudem ein erhöhtes Risiko für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten.
7. Behandlung der PTBS
7.1. Erste Schritte
Wichtig ist zunächst, den Betroffenen in Sicherheit zu bringen und Stabilität zu schaffen. Entspannungsübungen helfen dabei, das innere Stresslevel zu senken.
7.2. Medikamente
In bestimmten Fällen werden Medikamente eingesetzt, vor allem Antidepressiva wie Sertralin oder Paroxetin. Diese können helfen, Albträume, Angst und innere Anspannung zu lindern.
7.3. Traumatherapie
Nach einer ersten Stabilisierung kann die gezielte Aufarbeitung des Traumas beginnen. Eine bewährte Methode ist EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), bei der die Verarbeitung traumatischer Erinnerungen durch bestimmte Augenbewegungen unterstützt wird.
8. Wie gut sind die Heilungschancen?
PTBS ist oft eine langwierige Erkrankung. Viele Betroffene können durch Therapie eine deutliche Besserung erreichen, eine vollständige Heilung ist jedoch nicht immer möglich. Wichtig ist, dass Betroffene frühzeitig Hilfe suchen und Geduld mitbringen.
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Q
R
Reizkonfrontation
Die Reizkonfrontation ist eine psychologische Methode, bei der ein Mensch gezielt mit einem problematischen oder angstauslösenden Reiz in Kontakt gebracht wird. Während unsere Umwelt uns ständig mit Reizen konfrontiert, wird die Reizkonfrontation insbesondere dann therapeutisch relevant, wenn die Reaktion auf einen Reiz unangemessen stark ist und zu Leidensdruck oder funktionellen Einschränkungen führt.
Alltagsphänomen und psychologische Bedeutung
Im Alltag ist Reizkonfrontation selbstverständlich – z. B. beim Anblick einer Spinne oder bei öffentlichem Sprechen. Doch während manche Menschen gelassen reagieren, entwickeln andere starke Angst- oder Panikreaktionen. Diese abweichende Reizverarbeitung wird dann problematisch, wenn sie:
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zu Vermeidungsverhalten führt
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den Alltag stark beeinträchtigt
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körperliche oder seelische Belastung verursacht
-
Lebensqualität einschränkt
Nur in solchen Fällen besteht aus psychotherapeutischer Sicht ein Behandlungsbedarf.
Therapeutischer Einsatz
Die Reizkonfrontation ist ein zentrales Element der kognitiven Verhaltenstherapie, insbesondere bei:
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Phobien (z. B. Spinnenangst, Höhenangst, Flugangst)
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Zwangsstörungen
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Panikstörungen
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Sozialen Ängsten
Das Ziel ist es, die Angstreaktion abzubauen und den Reiz als ungefährlich zu erleben – durch wiederholten, kontrollierten Kontakt.
Methoden der Reizkonfrontation
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In-vivo-Konfrontation: Direkte Konfrontation mit dem Reiz in der realen Welt
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Imaginationskonfrontation: Vorstellung des angstauslösenden Reizes in Gedanken
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Graduierte Konfrontation: Langsames Heranführen in kleinen Schritten (systematische Desensibilisierung)
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Flooding: Intensive Konfrontation mit dem maximal angstauslösenden Reiz (nur bei ausreichender Stabilität)
Wirkung und Ziel
Die Reizkonfrontation dient dazu,
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die Vermeidung zu durchbrechen
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eine neue Lernerfahrung zu ermöglichen
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den Patienten zu befähigen, mit dem Reiz selbstbestimmt und gelassen umzugehen
Zudem kann sie als Messinstrument eingesetzt werden, um den Erfolg der Therapie zu überprüfen: Kann der Patient sich dem Reiz stellen, ohne in alte Muster zu verfallen?
Die Konfrontation mit dem Reiz wird immer begleitet und vorbereitet, um Überforderung zu vermeiden und langfristig einen stabilen Umgang mit Angstsituationen zu ermöglichen.
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Reparenting
1. Was ist Reparenting?
Reparenting ist ein psychotherapeutischer Ansatz, bei dem der Therapeut eine Art "elterliche Rolle" für den Patienten übernimmt – allerdings nicht in der Realität, sondern auf einer inneren, emotionalen Ebene. Der Begriff bedeutet übersetzt so viel wie "neu Eltern sein". Ziel ist es, emotionale Bedürfnisse zu erfüllen, die in der Kindheit nicht ausreichend gestillt wurden. Dabei geht es um emotionale Sicherheit, Fürsorge, Vertrauen und Unterstützung.
2. Wie funktioniert Reparenting?
Im Laufe der Therapie bietet der Therapeut dem Patienten symbolisch genau das an, was in der frühen Entwicklung gefehlt hat. Dies kann z.B. emotionale Wärme, Schutz, Lob oder auch Grenzen und Struktur sein. Der Therapeut verhält sich bewusst fürsorglich, unterstützend und respektvoll. So entsteht eine korrigierende emotionale Erfahrung.
In vielen Fällen geschieht dies nicht aktiv durch reale Handlungen, sondern durch imaginative Techniken: Der Patient stellt sich vor, wie er als Kind von einem liebevollen Erwachsenen umsorgt wird – oft unter Anleitung des Therapeuten. Diese inneren Bilder helfen, emotionale Verletzungen aus der Kindheit zu heilen und ein neues, gesundes Selbstbild aufzubauen.
Reparenting wird häufig in Verbindung mit anderen Therapieformen wie der Schematherapie oder inneren Kind-Arbeit eingesetzt.
3. Wozu dient Reparenting?
Das Ziel von Reparenting ist es, schädliche Denk- und Verhaltensmuster, die auf frühe Verletzungen zurückgehen, besser zu verstehen und schrittweise zu verändern. Indem die Patientin oder der Patient lernt, sich selbst mitfühlender und fürsorglicher zu behandeln, entsteht langfristig mehr innere Stabilität und Selbstvertrauen.
Typische Ziele des Reparenting sind unter anderem:
- Entwicklung von Selbstfürsorge und Selbstliebe
- Stärkung des Selbstwertgefühls
- Auflösung alter negativer Glaubenssätze ("Ich bin nichts wert", "Ich darf keine Hilfe annehmen")
- Verbesserung der Fähigkeit, gesunde Beziehungen zu anderen aufzubauen
4. Für wen eignet sich Reparenting?
Reparenting kann besonders hilfreich sein für Menschen, die in ihrer Kindheit emotionale Vernachlässigung, Missbrauch oder Bindungsabbrüche erlebt haben. Auch bei Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Angststörungen oder komplexen Traumafolgestörungen wird Reparenting häufig eingesetzt.
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Reziproke Hemmung
Die reziproke Hemmung beschreibt das gleichzeitige Auftreten zweier einander entgegengesetzter Reaktionen, bei dem die stärkere Reaktion die schwächere unterdrückt. Dieses Prinzip findet sowohl in der Humanmedizin als auch in der Psychologie Anwendung – mit jeweils spezifischer Bedeutung für Bewegung, emotionale Reaktionenoder Verhaltenssteuerung.
In der Humanmedizin und Physiotherapie
In der Muskulatur ist die reziproke Hemmung ein zentraler Bestandteil koordinierten Bewegens:
-
Wird ein Muskel (z. B. der Agonist) aktiv angespannt, hemmt das Nervensystem gleichzeitig den Antagonisten, also den Gegenspieler.
-
Beispiel: Beim Beugen des Arms zieht sich der Bizeps zusammen, während der Trizeps entspannt wird.
-
Diese neurophysiologische Verschaltung macht Bewegung effizienter und fließender.
In der Physiotherapie wird dieser Effekt gezielt genutzt, z. B. zur Dehnung verspannter Muskelgruppen durch Aktivierung ihrer Gegenspieler.
Im vegetativen Nervensystem
Auch das autonome Nervensystem arbeitet nach dem Prinzip der reziproken Hemmung:
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Sympathikus: Aktiv bei Stress, Angst, körperlicher Anspannung (Flucht-/Kampf-Reaktionen)
-
Parasympathikus: Aktiv bei Entspannung, Verdauung, Schlaf, Sexualität
Beide Systeme wirken gegensätzlich und können sich gegenseitig hemmen – je nach Reizlage wird das eine aktiviert, das andere gehemmt.
Psychologische Anwendung – Angstabbau durch Entspannung
In der Psychotherapie – besonders bei Angststörungen – wird die reziproke Hemmung gezielt eingesetzt, um unangenehme Reaktionen wie Angst durch angenehme Reize zu überlagern:
-
Beispiel: Ein Kind, das Angst vor Hunden hat, wird in eine positive emotionale Situation gebracht (z. B. durch Spiel oder Süßigkeiten).
-
Gleichzeitig erfolgt eine schrittweise Konfrontation mit dem Angstreiz (z. B. ein Bild oder ein kleiner, ruhiger Hund).
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Die gleichzeitige Aktivierung von Angst und Entspannung führt dazu, dass die stärkere Reaktion (z. B. Freude) die Angstreaktion hemmt.
-
Diese Methode wird auch in der systematischen Desensibilisierung oder in der Verhaltenstherapie eingesetzt.
Ziel der Methode
Die reziproke Hemmung hilft dabei, neue emotionale Verknüpfungen zu schaffen und Vermeidungsverhalten aufzulösen, indem sie dem Gehirn zeigt: „Ich kann mit dem Angstreiz umgehen, ohne überfordert zu sein.“
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Rorschach-Test
1. Was ist der Rorschach-Test?
Der Rorschach-Test ist ein psychologisches Testverfahren, bei dem es darum geht, was eine Person in bestimmten Tintenklecksbildern erkennt. Entwickelt wurde der Test vom Schweizer Psychiater Hermann Rorschach, der sich dabei von der Psychoanalyse beeinflussen ließ. Der Test soll dabei helfen, etwas über die Persönlichkeit und mögliche psychische Störungen eines Menschen herauszufinden, besonders wenn dieser nicht offen über seine Gedanken sprechen möchte.
2. Wie läuft der Rorschach-Test ab?
Im Testverfahren werden dem Patienten nacheinander 10 spezielle Tintenklecksbilder gezeigt. Diese Bilder sind symmetrisch und etwa 18 x 24 cm groß. Manche Bilder sind nur schwarz, andere sind schwarz-rot oder mehrfarbig. Der Patient darf die Karten in alle Richtungen drehen und soll zu jedem Bild frei sagen, was er darin sieht.
Wichtig ist: Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten. Alles, was dem Patienten spontan einfällt, wird notiert – ebenso wie seine Reaktionszeit und ob er die Karte dreht oder besondere Anmerkungen macht. Nach dem ersten Durchgang werden die Antworten noch einmal genauer hinterfragt: Der Therapeut möchte wissen, was genau der Patient gesehen hat und was ihn zu dieser Deutung gebracht hat.
3. Wie wird der Test ausgewertet?
Die Auswertung des Rorschach-Tests ist sehr komplex. Es geht nicht nur darum, was der Patient gesehen hat, sondern auch darum, wie er es gesehen hat. Dafür gibt es mehrere Aspekte:
- Lokalisation: Hat sich der Patient auf das ganze Bild oder auf bestimmte Details konzentriert?
- Determinanten: Welche Eigenschaften des Bildes waren entscheidend? Zum Beispiel Form, Farbe oder Schattierungen?
- Originalität: Waren die Antworten besonders häufig oder sehr ungewöhnlich im Vergleich zu anderen Menschen?
- Inhalte: Was genau wurde gesehen (z.B. Tiere, Menschen, Natur)?
- Besondere Beobachtungen: Wie schnell oder langsam hat der Patient geantwortet? Gab es auffällige Reaktionen oder Pausen?
Insgesamt gibt der Test Hinweise auf die emotionale Verfassung, Denkstrukturen und mögliche psychische Probleme. Allerdings ist die Interpretation des Tests sehr anspruchsvoll und erfordert viel Erfahrung vom Therapeuten.
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Schizophrenie
1. Was ist Schizophrenie?
Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung, die vor allem das Denken, die Wahrnehmung und das Erleben von Realität verändert. Typische Symptome sind Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Störungen des Gefühlslebens und der Konzentration. Die Erkrankung gehört zu den Psychosen und kann das tägliche Leben stark beeinträchtigen.
2. Geschichte
Der Begriff „Schizophrenie“ wurde 1911 von Eugen Bleuler eingeführt. Zuvor sprach man von "Dementia praecox". Erst Mitte des 20. Jahrhunderts gab es die ersten Medikamente (Neuroleptika), die die Symptome lindern konnten. Trotzdem bleibt die Behandlung komplex und individuell sehr unterschiedlich.
3. Wie häufig ist Schizophrenie?
Etwa 1 von 100 Menschen erkrankt im Laufe seines Lebens an Schizophrenie. Männer erkranken meist früher als Frauen. Typischerweise tritt die Erkrankung bei Männern zwischen 18 und 25 Jahren und bei Frauen zwischen 25 und 35 Jahren auf.
4. Ursachen
Die Ursachen von Schizophrenie sind vielfältig. Genetische Veranlagung spielt eine große Rolle, aber auch biologische Veränderungen im Gehirn, Stress oder der Konsum von Drogen können die Erkrankung auslösen. Es handelt sich um ein Zusammenspiel aus biologischen, psychischen und sozialen Faktoren.
5. Symptome
Man unterscheidet zwei Hauptsymptomgruppen:
- Positivsymptome: Dazu gehören Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Ich-Störungen. Diese Symptome treten "zusätzlich" auf und verzerren die Wahrnehmung der Realität.
- Negativsymptome: Hierzu zählen Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, Gefühlsverflachung und Konzentrationsstörungen. Sie bewirken eine Einschränkung von Fähigkeiten.
6. Verlauf
Der Verlauf ist sehr unterschiedlich. Bei manchen Betroffenen treten nur einzelne Krankheitsschübe auf, bei anderen verläuft die Erkrankung chronisch. Typischerweise wechseln sich akute Phasen (Schübe) und ruhigere Phasen ab.
7. Behandlung der Schizophrenie
Schizophrenie wird heute umfassend behandelt. Die Therapie besteht aus mehreren Bausteinen:
7.1. Medikamente
Neuroleptika sind die wichtigsten Medikamente. Sie helfen, die akuten Symptome zu lindern und Rückfälle zu verhindern. Meistens müssen sie langfristig eingenommen werden.
7.2. Psychotherapie
Psychotherapie spielt eine wichtige Rolle in der Behandlung – allerdings nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur medikamentösen Therapie. Besonders bewährt haben sich:
- Kognitive Verhaltenstherapie (CBTp): Sie hilft den Patienten, besser mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen umzugehen und Rückfälle frühzeitig zu erkennen.
- Supportive Gesprächstherapie: Diese stärkt Selbstvertrauen und Alltagskompetenzen und unterstützt bei der Krankheitsbewältigung.
- Psychoedukation: Patienten und Angehörige lernen, die Erkrankung zu verstehen und aktiv mit ihr umzugehen. Dies verbessert die Zusammenarbeit mit den Therapeuten und verringert die Rückfallgefahr.
- Training sozialer Kompetenzen: Übungen helfen, soziale Fähigkeiten zu verbessern und wieder stärker am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
In stabileren Krankheitsphasen geht es bei der Psychotherapie oft darum, Zukunftsperspektiven zu entwickeln, berufliche Integration zu fördern und Rückfälle zu vermeiden. Auch die Verarbeitung von Krankheitsfolgen oder Stigmatisierung kann Thema sein.
8. Umgang und Pflege
Im Alltag ist Geduld besonders wichtig. Angehörige und Pflegekräfte sollten die Wahninhalte nicht infrage stellen, sondern akzeptieren, dass die Wahrnehmung des Erkrankten subjektiv real ist. Struktur, klare Kommunikation und wenig Reizüberflutung helfen dabei, den Alltag besser zu bewältigen.
9. Prognose
Die Heilungschancen sind sehr unterschiedlich. Etwa ein Drittel der Patienten wird nach einem oder mehreren Schüben weitgehend stabil, ein Drittel hat anhaltende, aber kontrollierbare Beschwerden, und ein weiteres Drittel erlebt eine chronische Krankheitsentwicklung. Frühzeitige und umfassende Behandlung verbessert die Prognose deutlich.
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Schlafstörung
Schlafstörungen sind weit verbreitete Beschwerden, die sowohl psychisch als auch körperlich bedingt sein können. Sie umfassen Probleme beim Einschlafen, Durchschlafen sowie zu frühes Erwachen oder nicht erholsamen Schlaf. Aus psychologischer Sicht sind sie besonders dann relevant, wenn sie anhaltend auftreten, die Lebensqualitätbeeinträchtigen oder seelische Störungen verstärken.
Formen der Schlafstörung
-
Einschlafstörungen: Längere Einschlafzeiten trotz Müdigkeit
-
Durchschlafstörungen: Häufiges nächtliches Erwachen, Probleme beim Wiedereinschlafen
-
Frühes Erwachen: Morgendliches Aufwachen ohne ausreichende Erholung
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Nicht-erholsamer Schlaf: Gefühl von Müdigkeit trotz ausreichender Schlafdauer
Psychische Ursachen
-
Stress, Grübeln, Sorgen
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Angststörungen oder Depressionen
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Posttraumatische Belastungsstörungen
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Psychosoziale Belastungen (z. B. Trennungen, Überforderung)
Selbst bei körperlichen Auslösern (z. B. Schmerzen, hormonelle Veränderungen) ist häufig eine psychische Komponente beteiligt.
Diagnostik
-
Anamnese und Schlafprotokoll: Erfassung des Schlafverhaltens über mehrere Wochen
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Polysomnographie im Schlaflabor: Messung von Hirnströmen, Atem, Bewegungen etc.
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Screening auf psychische Vorerkrankungen
Die Diagnostik hilft dabei, zwischen primären Schlafstörungen (z. B. Insomnie) und sekundären Schlafstörungen(z. B. durch Depression oder Medikamente) zu unterscheiden.
Behandlungsmöglichkeiten
Kurzfristige Maßnahmen:
-
Medikamente (z. B. Schlafmittel oder beruhigende Mittel): Können den Schlaf kurzfristig fördern, sind jedoch nicht für den Langzeitgebrauch geeignet, da sie:
-
schnell abhängig machen können
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den natürlichen Schlafrhythmus stören
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Symptome oft nur überdecken
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Langfristige, nachhaltige Behandlung:
-
Psychotherapie, insbesondere kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (CBT-I):
-
Veränderung schlafstörender Gedanken und Verhaltensweisen
-
Aufbau gesunder Schlafroutinen
-
-
Schlafhygienetraining (z. B. feste Einschlafzeiten, kein Bildschirm vor dem Schlafengehen)
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Entspannungstechniken (z. B. progressive Muskelentspannung, Achtsamkeit)
-
Behandlung zugrunde liegender psychischer Erkrankungen
Die Kombination aus medizinischer Begleitung und psychologischer Intervention hat sich als besonders wirksam erwiesen, um die Schlafqualität nachhaltig zu verbessern und sekundäre Symptome wie Erschöpfung, Gereiztheit oder Leistungseinbrüche zu lindern.
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Schmerztherapie
Die Schmerztherapie innerhalb der Psychotherapie richtet sich an Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden. Chronische Schmerzen sind Schmerzen, die länger als sechs Monate bestehen oder immer wiederkehren – oft auch dann, wenn die ursprüngliche körperliche Ursache längst nicht mehr vorhanden oder behandelbar ist. Häufig spielen bei der Aufrechterhaltung dieser Schmerzen nicht nur körperliche, sondern auch psychische Faktoren eine entscheidende Rolle.
Für wen eignet sich psychotherapeutische Schmerztherapie?
Psychotherapeutische Schmerztherapie eignet sich für Menschen, deren Schmerzen trotz medizinischer Behandlung fortbestehen und die durch ihre Schmerzen stark im Alltag beeinträchtigt sind. Dazu zählen beispielsweise Patienten mit:
- Rückenschmerzen
- Fibromyalgie
- Migräne oder Spannungskopfschmerzen
- Arthrose
- neuropathischen Schmerzen
- Schmerzen nach Operationen oder Verletzungen
Auch Patienten, bei denen die Schmerzen keine eindeutige körperliche Ursache haben – sogenannte somatoforme Schmerzstörungen – profitieren sehr von einer psychotherapeutischen Begleitung.
Was passiert in der psychotherapeutischen Schmerztherapie?
In der Psychotherapie geht es nicht darum, den Schmerz einfach „wegzureden“. Vielmehr lernen Betroffene, anders mit dem Schmerz umzugehen, ihn besser zu verstehen und die damit verbundenen Belastungen zu reduzieren.
Zu Beginn der Therapie steht das gemeinsame Erarbeiten eines individuellen Schmerzmodells: Welche körperlichen, emotionalen und gedanklichen Prozesse tragen zum Schmerz bei? Hierbei wird auch geklärt, welche Rolle Stress, Angst, Wut oder Trauer spielen könnten. Schmerz wird nicht nur als körperliches Phänomen, sondern als komplexes Zusammenspiel von Körper, Psyche und sozialem Umfeld verstanden.
Therapeutische Methoden
Die wichtigsten Techniken sind:
- Kognitive Verhaltenstherapie: Patienten lernen, schmerzverstärkende Gedankenmuster ("Ich halte das nicht aus", "Es wird nie besser") zu erkennen und durch hilfreichere Gedanken zu ersetzen. So kann die Schmerzwahrnehmung positiv beeinflusst werden.
- Entspannungsverfahren: Methoden wie progressive Muskelentspannung, Atemtechniken oder Achtsamkeitstraining helfen, körperliche Anspannung abzubauen, die Schmerzen verstärken kann.
- Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT): Hierbei wird der Schmerz nicht mehr bekämpft, sondern akzeptiert. Ziel ist es, trotz Schmerz ein sinnvolles und erfülltes Leben zu führen.
- Schmerzbewältigungstraining: Patienten erlernen Techniken zur besseren Steuerung ihres Schmerzverhaltens, zum Beispiel durch Bewegungsprogramme oder Tagesstrukturierung.
- Traumabearbeitung: Bei Schmerzen, die im Zusammenhang mit psychischen Traumata stehen, können Methoden wie EMDR oder imaginative Verfahren eingesetzt werden.
Ziele der psychotherapeutischen Schmerztherapie
Das übergeordnete Ziel ist nicht unbedingt die vollständige Schmerzfreiheit – das wäre in vielen Fällen unrealistisch. Vielmehr sollen:
- der Schmerz besser kontrollierbar werden,
- die Lebensqualität wieder steigen,
- Aktivitäten und soziale Kontakte wieder möglich werden,
- der Umgang mit psychischen Belastungen (z.B. Angst, Depression) verbessert werden,
- und Abhängigkeiten von Schmerzmitteln oder anderen Medikamenten reduziert werden.
Was Patienten mitbringen sollten
Für eine erfolgreiche psychotherapeutische Schmerztherapie braucht es die Bereitschaft, aktiv an sich zu arbeiten. Wichtig ist auch Geduld, denn Verhaltensänderungen und neue Denkweisen brauchen Zeit. Offene Kommunikation zwischen Therapeut und Patient ist entscheidend – insbesondere, um gemeinsam Stolpersteine und Rückschläge zu bearbeiten.
Fazit
Psychotherapie ist ein wirksamer Bestandteil der Schmerztherapie. Sie bietet eine echte Chance, wieder mehr Lebensqualität, Selbstwirksamkeit und Freude im Alltag zu erleben – auch dann, wenn der Schmerz bleibt. Die individuell angepasste Kombination aus kognitiven Strategien, Emotionsregulation und körperorientierten Methoden ermöglicht es Betroffenen, den Schmerz nicht mehr als Feind, sondern als Teil des eigenen Lebens besser zu akzeptieren und zu integrieren.
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Schreibtherapie
Die Schreibtherapie ist eine alternative psychologische Methode, bei der das niederschwellige Schreiben über Gedanken, Gefühle und Erlebnisse im Mittelpunkt steht. Sie wird häufig im Grenzbereich zwischen Coaching, Beratung und Therapie angewandt und richtet sich an Menschen, die belastende Erfahrungen verarbeiten oder sich selbst besser verstehen möchten – ohne dabei zwingend eine klassische Psychotherapie zu durchlaufen.
Abgrenzung zur klassischen Psychotherapie
Die Schreibtherapie wird oft von Personen ohne psychotherapeutische Approbation durchgeführt. Daher ist sie nicht als Ersatz für eine fundierte Psychotherapie geeignet, insbesondere nicht bei:
-
schweren psychischen Erkrankungen
-
akuten Krisen
-
Traumafolgestörungen
In der Fachliteratur wird ihre therapeutische Wirksamkeit weiterhin kontrovers diskutiert, auch wenn positive Effekte auf das emotionale Wohlbefinden häufig beobachtet werden.
Ziele und Wirkmechanismen
Das Ziel der Schreibtherapie ist die schriftliche Auseinandersetzung mit inneren Prozessen, um:
-
emotionale Entlastung zu ermöglichen
-
neue Perspektiven auf Lebenssituationen zu gewinnen
-
Selbstreflexion und Selbsterkenntnis zu fördern
-
psychische Stabilität in belastenden Phasen zu stärken
Das Schreiben kann helfen, Unausgesprochenes auszudrücken, Erlebtes zu ordnen und inneren Konflikten eine Form zu geben.
Formen der Schreibtherapie
Die Schreibtherapie kennt viele kreative und strukturierte Ausdrucksformen, darunter:
-
Tagebuchschreiben
-
Biografisches Schreiben
-
Fiktive Texte / Ich-Erzählungen
-
Gedichte und lyrisches Schreiben
-
Briefeschreiben (z. B. an sich selbst, an eine verstorbene Person)
Unter der Anleitung eines Schreibtherapeuten wird der Schreibprozess bewusst zielorientiert begleitet, wobei Schreibimpulse, thematische Fokussierungen oder Reflexionsfragen eingesetzt werden.
Anwendungsbereiche
-
Verarbeitung von Verlusten und Traumata
-
Begleitung bei Lebensumbrüchen
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Stärkung der emotionalen Ausdrucksfähigkeit
-
Selbstwertarbeit und Resilienzförderung
-
Stressreduktion und psychohygienische Entlastung
Fazit
Die Schreibtherapie kann eine sinnvolle Ergänzung zu psychotherapeutischen oder beratenden Maßnahmendarstellen – insbesondere bei Menschen mit dem Bedürfnis nach Selbstreflexion und Ausdruck. Sie kann nicht den therapeutischen Rahmen einer tiefenpsychologischen oder verhaltenstherapeutischen Behandlung ersetzen, aber in belastenden Lebensphasen zu einer erhöhten Selbstwirksamkeit und Lebensqualität beitragen.
Selbstmanagement
Selbstmanagement – auch bekannt als Selbststeuerung oder Selbstführung – beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, bewusst und zielgerichtet mit den eigenen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen umzugehen. Es steht für die Kompetenz, sich nicht passiv von inneren Impulsen oder äußeren Umständen leiten zu lassen, sondern das eigene Erleben aktiv zu regulieren und weiterzuentwickeln.
Psychologischer Hintergrund
Im Kern basiert Selbstmanagement auf der Annahme, dass Menschen lern- und entwicklungsfähig sind – insbesondere in Bezug auf ihr eigenes Verhalten und ihre emotionale Reaktion auf Herausforderungen. Es verknüpft Selbsterkenntnis, Selbstkontrolle und Handlungsorientierung und ist somit ein zentrales Konzept in der Persönlichkeitspsychologie sowie in Coaching- und Therapiekontexten.
Wesentliche Bestandteile des Selbstmanagements
Ein wirksames Selbstmanagement erfordert verschiedene psychologische Fähigkeiten:
-
Emotionale Selbstregulation: Kontrolle über impulsive Gefühlsreaktionen (z. B. Wut, Angst)
-
Zielorientierung: Klare Formulierung und Verfolgung persönlicher oder beruflicher Ziele
-
Selbstreflexion: Fähigkeit zur kritischen Betrachtung des eigenen Verhaltens und Denkens
-
Planung und Organisation: Strukturierung von Aufgaben und effektiver Umgang mit Zeit und Energie
-
Motivation und Disziplin: Durchhaltevermögen und Selbstantrieb, auch bei Rückschlägen
-
Feedback-Nutzung: Bewusste Auswertung von Erfahrungen und externem Rückmeldungen zur Optimierung des eigenen Handelns
Wirkung und Nutzen
Ein gut entwickeltes Selbstmanagement bedeutet, dass die Vernunft stärker ist als die kurzfristige emotionale Reaktion. Menschen mit hoher Selbststeuerung:
-
bewahren innere Ruhe in Konfliktsituationen
-
können Wut und Frust konstruktiv umwandeln
-
erkennen innere Spannungen frühzeitig und handeln regulierend
-
leben strukturierter, zielgerichteter und zufriedener
Im beruflichen wie privaten Alltag hilft Selbstmanagement, Überforderung zu vermeiden, Stress zu bewältigen und authentisch und souverän zu agieren.
Trainierbarkeit
Selbstmanagement ist keine angeborene Fähigkeit, sondern kann gezielt trainiert werden – z. B. durch:
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Selbstcoaching-Methoden
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Kognitive Verhaltenstherapie
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Achtsamkeitstrainings
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Zielmanagementsysteme (z. B. SMART-Methode)
Besonders hilfreich sind Reflexionstagebücher, Zeitmanagementtools und Mentoringprogramme, die eine nachhaltige Selbstentwicklung fördern.
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Selbstverletzung (SSV)
Definition
Selbstverletzendes Verhalten (SSV) beschreibt Handlungen, bei denen sich Menschen absichtlich körperliche Verletzungen zufügen, ohne dass ein suizidaler Hintergrund besteht. Meist handelt es sich dabei um kleinere bis moderate Verletzungen wie Schnitte, Kratzwunden, Verbrennungen oder das Schlagen gegen Wände. Selbstverletzung ist eine Form der Autoaggression und ein Versuch, inneren psychischen Druck zu regulieren.
Terminologie
In der medizinischen Fachsprache wird häufig zwischen "selbstverletzendem Verhalten" und "nicht-suizidalem selbstverletzendem Verhalten" (NSSV) unterschieden. NSSV betont, dass die Handlung nicht mit der Absicht erfolgt, das eigene Leben zu beenden. Dennoch besteht oft eine enge Verbindung zwischen selbstverletzendem Verhalten und suizidalen Gedanken oder späteren Suizidversuchen. Im ICD-11 wird "nicht-suizidale Selbstverletzung" explizit als eigenständige Diagnose geführt und bezeichnet impulsive Selbstverletzungen ohne suizidale Absicht.
Hintergründe und Ursachen
Selbstverletzendes Verhalten erfüllt für viele Betroffene eine Funktion: Es dient der kurzfristigen Bewältigung von stark belastenden Gefühlen wie Angst, Wut, Scham, innerer Leere oder Selbsthass. Häufig berichten Betroffene, dass sie sich durch den Schmerz "wieder spüren" können oder dass der körperliche Schmerz den seelischen Schmerz für eine Weile überlagert und somit erträglicher macht.
Ursachen für selbstverletzendes Verhalten sind vielfältig und oft komplex. Häufige Hintergründe sind:
- Erfahrungen von körperlicher, emotionaler oder sexueller Gewalt
- Traumatische Erlebnisse in der Kindheit
- Vernachlässigung und fehlende emotionale Zuwendung
- Schwierigkeiten im Umgang mit intensiven Emotionen
- Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Essstörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen
Besonders Jugendliche und junge Erwachsene sind betroffen, oft beginnt das Verhalten bereits in der Pubertät.
Formen der Selbstverletzung
Selbstverletzendes Verhalten kann sich auf verschiedene Weisen zeigen, darunter:
- Schneiden oder Ritzen der Haut mit scharfen Gegenständen
- Schlagen des eigenen Körpers (z.B. mit der Faust gegen die Wand)
- Verbrennen oder Verbrühen
- Exzessives Kratzen bis zur Verletzung
- Herausreißen von Haaren (Trichotillomanie)
Manche Betroffene entwickeln ritualisierte Formen der Selbstverletzung, andere handeln impulsiv und situativ.
Behandlungsmöglichkeiten in der Psychotherapie
Ziel der Therapie
Das zentrale Ziel in der psychotherapeutischen Behandlung von selbstverletzendem Verhalten ist es, die Ursachen zu verstehen, alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln und langfristig auf selbstschädigende Handlungen zu verzichten. Dabei geht es nicht nur darum, das Verhalten zu stoppen, sondern auch darum, den inneren emotionalen Druck auf andere, gesunde Weise abzubauen.
Therapeutische Ansätze
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): In der KVT werden Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster analysiert. Patienten lernen, belastende Gedanken zu hinterfragen und alternative Reaktionsmuster zu entwickeln. Gleichzeitig wird geübt, den inneren Anspannungszustand anders zu regulieren, zum Beispiel durch Entspannungstechniken oder kreative Ausdrucksformen.
- Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT): Besonders bei Patienten mit Borderline-Störung hat sich die DBT bewährt. Hier werden in strukturierten Modulen gezielt Fähigkeiten zur Emotionsregulation, Stresstoleranz und Achtsamkeit vermittelt. Ein Schwerpunkt liegt darauf, Impulse frühzeitig zu erkennen und ihnen nicht mehr automatisch nachzugeben.
- Tiefenpsychologisch fundierte Therapie: Diese Form der Therapie widmet sich den unbewussten Konflikten und Erfahrungen, die dem selbstverletzenden Verhalten zugrunde liegen. Oft stehen dabei frühe Bindungserfahrungen, Selbstwertprobleme und ungelöste Traumata im Mittelpunkt.
- Traumatherapie: Wenn ein Trauma eine wichtige Rolle spielt, können traumafokussierte Verfahren wie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) helfen, die Verarbeitung der belastenden Erinnerungen zu unterstützen.
Zusätzliche Maßnahmen
Ergänzend zur Psychotherapie können Entspannungsverfahren (wie progressive Muskelentspannung oder Atemtherapie), kreative Therapien (Kunst-, Musik-, Tanztherapie) oder achtsamkeitsbasierte Verfahren hilfreich sein. Auch der Austausch in Selbsthilfegruppen oder das Erlernen sogenannter Skills – gezielter Bewältigungstechniken zur Reduktion innerer Anspannung – ist ein wichtiger Baustein.
Rolle der Beziehung in der Therapie
Ein besonders wichtiger Aspekt in der Behandlung ist die therapeutische Beziehung. Betroffene haben oft in ihrer Lebensgeschichte Verletzungen im zwischenmenschlichen Bereich erfahren. Eine stabile, vertrauensvolle Beziehung zum Therapeuten kann daher erstmals eine korrigierende emotionale Erfahrung ermöglichen, die Grundlage für Heilung und Entwicklung bietet.
Fazit
Selbstverletzendes Verhalten ist ein ernstzunehmendes Signal für tiefliegende seelische Not. Es verlangt eine einfühlsame und individuell angepasste therapeutische Begleitung. Mit der richtigen Behandlung können Betroffene lernen, gesündere Wege im Umgang mit ihren Emotionen zu finden und Stück für Stück ein Leben aufzubauen, das nicht mehr von Selbstverletzung geprägt ist.
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Selbstverwirklichung
Die Selbstverwirklichung stellt nach dem Modell der Maslowschen Bedürfnispyramide die höchste Stufe menschlicher Entwicklung dar. Sie beschreibt das Streben danach, das eigene Potenzial voll auszuschöpfen, das eigene Wesen authentisch zu leben und ein Leben zu führen, das im Einklang mit den individuellen Werten, Zielen und Träumen steht.
Selbstverwirklichung in der Bedürfnispyramide
Abraham Maslow (1908–1970) formulierte ein Stufenmodell menschlicher Bedürfnisse. Erst wenn Grundbedürfnisse wie Sicherheit, soziale Bindung und Selbstwert erfüllt sind, wird der Wunsch nach Selbstverwirklichung dominant. Es handelt sich dabei nicht mehr um überlebensnotwendige Ziele, sondern um ein inneres Streben nach Sinn, persönlichem Wachstum und innerer Erfüllung.
Merkmale selbstverwirklichter Menschen
Ein Mensch, der sich selbst verwirklicht:
-
kennt seine Fähigkeiten, Werte und Ziele
-
lebt in Übereinstimmung mit sich selbst
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erlebt Sinnhaftigkeit in seinem Tun
-
akzeptiert sich selbst und andere
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ist kreativ, spontan und lösungsorientiert
-
empfindet Dankbarkeit und tiefe Zufriedenheit
Solche Menschen haben oft das Gefühl, am richtigen Platz im Leben zu sein, was ihnen hilft, Krisen gelassen und resilient zu bewältigen.
Voraussetzungen für Selbstverwirklichung
Selbstverwirklichung ist ein dynamischer Prozess, der auf einem stabilen Fundament ruht:
-
Existenzielle Sicherheit (Wohnraum, Gesundheit, Einkommen)
-
Stabile soziale Beziehungen (Familie, Freundschaft, Partnerschaft)
-
Selbstwert und Anerkennung
-
Freiraum zur persönlichen Entfaltung
Fehlt eine dieser Ebenen dauerhaft, wird es schwer, sich auf höhere Ziele zu konzentrieren.
Selbstverwirklichung als lebenslanger Prozess
Obwohl Selbstverwirklichung oft als „Ziel“ verstanden wird, ist sie in Wahrheit ein kontinuierlicher Entwicklungsweg:
-
Jeder erreichte Meilenstein eröffnet neue Perspektiven
-
Mit jedem neuen Lebensabschnitt entstehen veränderte Sehnsüchte und Potenziale
-
Selbstverwirklichung endet nicht, sondern verwandelt sich stetig
Psychologischer Nutzen
Das Streben nach Selbstverwirklichung fördert:
-
Lebenszufriedenheit und mentale Gesundheit
-
Resilienz und Krisenfestigkeit
-
Sinnempfinden und Motivation
-
Authentische Lebensgestaltung
Sie ist daher nicht Luxus, sondern ein zentraler Bestandteil psychischer Gesundheit, insbesondere im Kontext humanistischer Psychologie (z. B. Carl Rogers, Viktor Frankl).
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Somatisierungsstörungen
Die Somatisierungsstörung ist eine psychische Erkrankung, bei der körperliche Symptome auftreten, für die sich keine ausreichende organische Ursache finden lässt – obwohl die Beschwerden real empfunden und häufig sehr belastend sind. Betroffene leiden meist unter wiederkehrenden oder chronischen Beschwerden, die medizinisch nicht erklärbar oder nicht vollständig nachvollziehbar sind.
Typische Symptome
-
Kopfschmerzen
-
Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden
-
Rückenschmerzen, Herzbeschwerden
-
Müdigkeit, Schwindel
-
Gefühl von Atemnot oder Enge
Die Beschwerden können von Körperregion zu Körperregion wechseln, unterschiedlich stark ausgeprägt sein und bleiben häufig auch nach medizinischer Abklärung bestehen.
Ursachen
Die Somatisierungsstörung ist multifaktoriell bedingt – sie entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel von:
-
psychischen Belastungen (z. B. Stress, innere Konflikte, Traumata)
-
emotionaler Anspannung, die keinen direkten Ausdruck findet
-
erlerntem Verhalten (z. B. aus der Kindheit)
-
neurobiologischen Faktoren
In vielen Fällen stellen die körperlichen Symptome eine indirekte Form des seelischen Ausdrucks dar – eine Art „Sprache des Körpers“, um psychisches Leid auszudrücken.
Abgrenzung und Alltagsrelevanz
Leichte somatisierungsnahe Reaktionen kennen viele Menschen: Stressbedingte Kopfschmerzen, Nervosität mit Magenbeschwerden, oder das berühmte „Kloß-im-Hals“-Gefühl bei Trauer.
Bei einer ausgeprägten Somatisierungsstörung jedoch werden die Beschwerden intensiv, langanhaltend und stark beeinträchtigend – teils über Jahre hinweg.
Behandlung
Ein rein körperlicher Therapieansatz greift zu kurz. Die wirksamste Behandlung kombiniert:
-
Psychotherapie, v. a. kognitive Verhaltenstherapie, um:
-
das Zusammenspiel von Gedanken, Gefühlen und Körperempfinden zu verstehen
-
mit innerem Stress besser umzugehen
-
körperliche Symptome zu deuten und zu relativieren
-
-
Stressmanagement und Achtsamkeitstechniken
-
Entspannungsverfahren (z. B. progressive Muskelentspannung, Meditation)
-
Psychoedukation: Aufklärung über den Zusammenhang zwischen Psyche und Körper
-
Medikamentöse Unterstützung zur Linderung akuter Symptome (z. B. Schmerzmittel, Antidepressiva) – jedoch nicht als alleinige Therapie
Zentral ist es, alle Ebenen der Störung gleichzeitig anzusprechen. Wird nur eine Seite – entweder die psychische oder die körperliche – behandelt, bleibt das Problem häufig bestehen und führt zu anhaltendem Leidensdruck.
Ziel der Therapie
Das langfristige Ziel besteht darin, dass der Patient:
-
ein besseres Verständnis für seine Beschwerden entwickelt
-
frühzeitig emotionale Warnzeichen erkennt
-
gesündere Bewältigungsstrategien für Belastungssituationen erlernt
-
sein Wohlbefinden ganzheitlich verbessert
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Soziale Phobie
Die soziale Phobie – auch soziale Angststörung genannt – ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, bei der Betroffene intensive Angst vor Bewertung, Kritik oder Ablehnung durch andere Menschen empfinden. Sie tritt typischerweise in sozialen oder leistungsbezogenen Situationen auf und kann zu starker Vermeidung und sozialem Rückzug führen.
Symptome
Die Angst manifestiert sich auf emotionaler, kognitiver und körperlicher Ebene:
-
Emotionale Ebene: Angst, sich zu blamieren oder negativ aufzufallen
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Kognitive Ebene: Übermäßiges Grübeln über das eigene Auftreten, übertriebene Erwartung von Ablehnung
-
-
Herzrasen
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Schwitzen
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Zittern
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Atemnot
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Sprechhemmung oder „Blackout“
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Schwindel
-
Magen-Darm-Beschwerden
Körperliche Symptome:
-
Viele Betroffene meiden Situationen wie:
-
Vor anderen zu sprechen
-
In Gruppen zu essen oder zu trinken
-
Neue Menschen kennenzulernen
-
In der Öffentlichkeit zu arbeiten oder zu telefonieren
Folgen
-
Soziale Isolation
-
Rückzug aus Schule, Beruf und Freizeitaktivitäten
-
Begleitstörungen wie Depressionen, Substanzmissbrauch oder Panikattacken
Ursachen
Die soziale Phobie entsteht oft im Jugendalter und kann folgende Ursprünge haben:
-
Persönlichkeitsmerkmale wie Schüchternheit, Sensibilität, Perfektionismus
-
Überfürsorgliche oder kritische Erziehung
-
Mangel an positiver sozialer Bestätigung
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Traumatische Erlebnisse (z. B. Bloßstellung, Mobbing)
-
Genetische und neurobiologische Faktoren
Behandlungsmöglichkeiten
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gilt als Methode erster Wahl:
-
Identifikation und Korrektur dysfunktionaler Gedankenmuster
-
Konfrontationsübungen, um soziale Situationen schrittweise angstfreier zu erleben
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Stärkung des Selbstwertgefühls und Entwicklung sozialer Kompetenzen
Ergänzende Maßnahmen:
-
Entspannungsverfahren (z. B. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung)
-
Achtsamkeitstraining
-
Psychoedukation: Aufklärung über die Störung und ihre Mechanismen
Medikamentöse Unterstützung:
-
In schweren Fällen können SSRIs (z. B. Sertralin) oder angstlösende Medikamente helfen, die akuten Symptome zu lindern – immer begleitend zur Psychotherapie.
Ziel der Therapie
Die Therapie hilft Betroffenen,
-
soziale Situationen nicht mehr als Bedrohung, sondern als Chance zu erleben
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mehr Selbstakzeptanz zu entwickeln
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sich unabhängig von der Meinung anderer zu machen
So kann langfristig eine Rückkehr in ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben gelingen.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Störungen der Impulskontrolle
Eine Störung der Impulskontrolle liegt vor, wenn ein Mensch wiederholt impulsive Handlungen ausführt, obwohl sie keinem rationalen Ziel dienen, selbst- oder fremdschädigend sind und nicht willentlich unterdrückt werden können. Das impulsive Verhalten wird meist durch einen inneren Spannungszustand ausgelöst, der sich durch die Handlung kurzfristig abbaut – aber langfristig zu Leidensdruck und Schädigung führt.
Merkmale der Impulskontrollstörung
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Innere Anspannung vor der Handlung
-
Zwanghaftes Ausführen der Handlung trotz Wissen um mögliche Konsequenzen
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Kurze Erleichterung oder Lustgefühl nach der Handlung
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Reue, Schuldgefühle oder Selbstverurteilung im Anschluss
-
Wiederholtes Auftreten ohne Lerneffekt
Diese Störungen gelten als Volitionsstörungen, da sie mit einem Verlust der Steuerung des eigenen Willenseinhergehen.
Typische Ausprägungen
Die Spannbreite impulsiver Verhaltensweisen ist groß. Zu den häufigsten zählen:
-
Nägelkauen, Trichotillomanie (Haare ausreißen)
-
Kaufsucht oder Spielsucht
-
Kleptomanie (Stehlen ohne Zweck)
-
Pyromanie (zwanghaftes Feuerlegen)
-
Selbstverletzendes Verhalten
-
Exzessives Autofahren, riskantes Verhalten
-
Impulsive sexuelle Handlungen
Der Grad der Selbst- oder Fremdschädigung entscheidet mit über die Einstufung als klinisch relevante Störung.
Ursachen
Die Ursachen impulsiver Störungen sind vielfältig und beinhalten:
-
Neurobiologische Faktoren (z. B. Störungen im präfrontalen Kortex)
-
Psychische Grunderkrankungen (z. B. Persönlichkeitsstörungen, ADHS, bipolare Störung)
-
Traumatisierende Kindheitserfahrungen
-
Fehlende Strategien zur Emotionsregulation
Häufig tritt die Impulskontrollstörung komorbid mit anderen psychischen Störungen auf, etwa mit Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen.
Behandlung
Ziel der Therapie ist es, die Impulskontrolle wiederherzustellen, alternative Bewältigungsstrategien zu erlernen und den inneren Spannungsaufbau frühzeitig zu erkennen.
Wirksame therapeutische Ansätze:
-
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT):
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Identifikation impulsiver Muster und deren Auslöser
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Aufbau alternativer Handlungsstrategien
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Schulung in Emotionsregulation und Achtsamkeit
-
-
Psychoedukation und Selbstbeobachtung (z. B. durch Tagebuchführung)
-
Psychoanalyse oder tiefenpsychologisch fundierte Verfahren, insbesondere bei komplexeren, unbewussten Konflikten
-
Medikamentöse Therapie in bestimmten Fällen (z. B. bei Komorbidität mit ADHS oder affektiven Störungen)
Wann Hilfe notwendig ist
Ein professioneller Behandlungsbedarf besteht, wenn:
-
wiederholt Kontrollverlust über Handlungen auftritt
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Selbst- oder Fremdgefährdung besteht
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soziale, berufliche oder finanzielle Schäden eingetreten sind
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subjektiver Leidensdruck spürbar wird
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Stress
Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf eine Herausforderung oder Bedrohung. Er bereitet den Menschen darauf vor, schnell zu handeln – entweder durch Kampf oder Flucht (Fight-or-Flight-Reaktion). Dabei schüttet der Körper Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus, die kurzfristig Kraftreserven mobilisieren, Aufmerksamkeit steigern und die Reaktionsgeschwindigkeit erhöhen.
Ursprüngliche Funktion vs. heutige Realität
Ursprünglich war Stress kurzfristig gedacht – etwa zur Reaktion auf Gefahren. In der heutigen Gesellschaft ist Stress jedoch oft ein chronischer Zustand, ausgelöst durch:
-
Dauerhafte Leistungsanforderungen
-
Zeitdruck, Informationsflut, soziale Konflikte
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Selbstoptimierung und ständige Erreichbarkeit
Ein solcher Dauerstress überfordert langfristig das körperlich-seelische Gleichgewicht und kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.
Körperliche und psychische Auswirkungen
Die Stressreaktion betrifft mehrere Ebenen:
-
Körperlich: Erhöhter Herzschlag, Muskelanspannung, schneller Atem, erhöhter Blutdruck
-
Psychisch: Reizbarkeit, Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme
-
Verhalten: Rückzug, ungesundes Essverhalten, erhöhter Suchtmittelkonsum
Wie stark jemand auf Stress reagiert, ist individuell verschieden. Manche Menschen zeigen Symptome schnell und deutlich, andere gelten als widerstandsfähiger – verarbeiten jedoch Stress möglicherweise innerlich belastender.
Stress ist steuerbar
Entscheidend ist nicht nur, ob jemand Stress erlebt, sondern wie er damit umgeht. Ein bewusstes Stressmanagementkann helfen, mit Belastungssituationen gesund und konstruktiv umzugehen.
Strategien für besseren Umgang mit Stress
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Stressauslöser erkennen und analysieren
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Zeitmanagement und Priorisierung von Aufgaben
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Regelmäßige Pausen und Schlafhygiene
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Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga, Progressive Muskelentspannung
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Achtsamkeitstraining zur Stärkung der Selbstwahrnehmung
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Sport und Bewegung zur hormonellen Stressregulation
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Soziale Unterstützung durch Gespräche mit Freunden, Familie oder Fachkräften
In der Psychotherapie – insbesondere in der kognitiven Verhaltenstherapie – werden individuelle Stressmuster reflektiert und adaptive Reaktionen auf Stress trainiert.
Fazit
Stress lässt sich im modernen Alltag kaum vermeiden – aber er lässt sich gezielt regulieren. Wer lernt, mit Stresssituationen bewusst umzugehen, schützt seine psychische und körperliche Gesundheit und bewahrt langfristig Leistungsfähigkeit und Lebensqualität.
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Suizid
Suizid (Selbsttötung) bezeichnet den bewussten und gewollten Akt, das eigene Leben zu beenden. Er ist ein hochkomplexes, tiefgreifendes Phänomen, das in der Regel aus großer innerer Not heraus entsteht – unabhängig davon, ob diese seelischer, körperlicher oder sozialer Natur ist.
Ursachen und Beweggründe
Die Gründe für Suizid sind vielfältig und meist mehrschichtig. Zu den häufigsten Auslösern zählen:
-
Psychische Erkrankungen, vor allem:
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Depressionen
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Schwere Angststörungen
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Bipolare Störungen
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Psychosen oder Persönlichkeitsstörungen
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Chronische Schmerzen oder unheilbare körperliche Erkrankungen
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Gefühl der Ausweglosigkeit in belastenden Lebenssituationen (z. B. Trennung, Arbeitsplatzverlust, Schulden)
-
Suizidgedanken als Folge akuter Krisen, z. B. nach einem traumatischen Erlebnis
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Impulsives Handeln unter Drogen- oder Alkoholeinfluss
-
In seltenen Fällen: rationaler Entschluss bei klarem Verstand, z. B. in existenziell ausweglos erlebten Lebenslagen
Manche Betroffene planen ihren Suizid langfristig und im Stillen, andere handeln spontan in einer affektiven Krise. Beide Varianten sind ernstzunehmend.
Warnsignale und Hilferufe
Ein weitverbreiteter Irrglaube lautet: „Wer über Suizid spricht, macht es nicht.“ – Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall:
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Suizidankündigungen und -gedanken sind ein deutlicher Hilferuf
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Viele Menschen kommunizieren ihre Absichten indirekt, z. B. durch Aussagen wie „Ich kann nicht mehr“ oder „Bald habt ihr Ruhe vor mir“
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Auch soziale Rückzüge, plötzliche Ruhe nach vorheriger Unruhe oder Verschenken von Gegenständenkönnen Hinweise sein
Prävention und Hilfe
Suizide sind oft vermeidbar, wenn frühzeitig erkannt und ernstgenommen wird, was Betroffene äußern oder zeigen. Hilfreiche Schritte:
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Direkt nachfragen, wenn ein Verdacht besteht:
„Denkst du manchmal daran, dir das Leben zu nehmen?“
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Zuhören – ohne zu bewerten oder schnelle Lösungen anzubieten
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Professionelle Hilfe vermitteln: Hausärzte, Psychotherapeuten, Krisendienste oder Kliniken
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In akuten Situationen: 112 anrufen oder den psychiatrischen Notdienst kontaktieren
Viele Betroffene berichten nach überstandenen Krisen, dass sie froh waren, überlebt zu haben – und dass ein einziges aufmerksames Gespräch entscheidend sein kann.
Therapie und Stabilisierung
Menschen mit suizidalen Gedanken benötigen oft eine Kombination aus:
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Psychotherapie (z. B. Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Verfahren)
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Krisenintervention
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Medikamentöse Behandlung bei psychiatrischen Grunderkrankungen
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Sozialer Stabilisierung (z. B. Unterstützung im Alltag, bei Arbeit oder Wohnsituation)
Das Ziel ist die Wiederherstellung von Hoffnung, die Reduktion emotionaler Überforderung und das Aufzeigen von Alternativen zum Suizid.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Wichtig: Wenn du selbst oder jemand in deinem Umfeld von Suizidgedanken betroffen ist, sprich mit jemandem. Hilfe ist möglich – du bist nicht allein.
Symptom
Symptome sind die sichtbaren, spürbaren oder messbaren Anzeichen einer Erkrankung – sowohl im körperlichen als auch im psychischen Bereich. Sie stellen häufig den Ausgangspunkt für eine Diagnose dar und sind der Grund, warum Betroffene ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe suchen.
Rolle der Symptome in der Diagnostik
In der Psychologie und Psychiatrie helfen Symptome dabei,
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eine Verdachtsdiagnose zu stellen
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das Ausmaß des Leidensdrucks zu bewerten
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zwischen verschiedenen psychischen Störungsbildern zu differenzieren
Dabei zeigt sich: Ein Symptom ist nie isoliert zu bewerten, sondern immer im Kontext der Persönlichkeit, Lebensumstände und Krankheitsgeschichte.
Vielfältigkeit psychischer Symptome
Psychische Erkrankungen äußern sich durch sehr unterschiedliche Symptomkonstellationen:
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Zwei Menschen mit derselben Diagnose (z. B. Depression) können völlig verschiedene Symptome zeigen
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Symptome können körperlich, emotional, kognitiv oder verhaltensbezogen sein
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Einige Symptome sind subjektiv spürbar (z. B. innere Leere), andere objektiv beobachtbar (z. B. Bewegungsarmut)
Beispiele typischer psychischer Symptome
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Emotionale Ebene: Traurigkeit, Reizbarkeit, Angst, Gefühllosigkeit
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Kognitive Ebene: Grübeln, Konzentrationsschwierigkeiten, Denkverlangsamung
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Verhaltensebene: Rückzug, Impulsdurchbrüche, zwanghafte Handlungen
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Physiologische Ebene: Schlafstörungen, Appetitverlust, Muskelverspannung
Ursachen und Entstehung
Symptome entstehen als Folge eines gestörten psychischen Gleichgewichts. Häufig sind auch neurobiologische Veränderungen beteiligt, z. B.:
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Ungleichgewicht von Botenstoffen (Dopamin, Serotonin, Noradrenalin)
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Veränderte Aktivität in Hirnarealen, z. B. der Amygdala oder des präfrontalen Kortex
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Chronischer Stress oder Traumatisierung
Behandlung: Mehr als nur Symptombekämpfung
Die Behandlung psychischer Symptome sollte nicht nur oberflächlich symptomatisch, sondern ursachenbezogenerfolgen:
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Psychotherapie (z. B. kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Verfahren)
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Medikamentöse Unterstützung, wenn notwendig
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Kombinierte Therapieansätze, die auf Körper, Psyche und Lebensumfeld eingehen
Ziel ist, die ursächliche Erkrankung zu behandeln, damit die Symptome nachhaltig verschwinden – nicht nur vorübergehend unterdrückt werden.
Symptomatische Behandlung: begrenzt wirksam
Wenn nur das Symptom behandelt wird, nicht aber die zugrundeliegende Störung, spricht man von symptomatischer Therapie. Diese kann kurzfristig hilfreich sein (z. B. bei Schlaflosigkeit), löst jedoch nicht das Kernproblem. Bei Absetzen der symptomatischen Behandlung kehren die Beschwerden häufig zurück.
Fazit
Symptome sind Alarmsignale der Psyche. Sie weisen auf ein inneres Ungleichgewicht hin, das erkannt und ganzheitlich behandelt werden sollte. Ein achtsamer Umgang mit den eigenen Symptomen ist der erste Schritt zur nachhaltigen Gesundung.
Wir informieren Sie gern weiter in unseren Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen.
Systemische Psychotherapie
Die Systemische Therapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes Psychotherapieverfahren, das seit 2020 in Deutschland von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird – sofern sie von approbierten Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit Kassenzulassung durchgeführt wird.
Im Zentrum der Systemischen Therapie steht nicht allein das individuelle Erleben eines Menschen, sondern sein Beziehungsumfeld – also die „Systeme“, in denen er lebt: Familie, Partnerschaft, Schule, Arbeit, Freundeskreis. Psychische Beschwerden werden nicht isoliert betrachtet, sondern im sozialen Zusammenhang verstanden.
Worum geht es in der Systemischen Therapie?
• Die Systemische Therapie geht davon aus, dass Symptome Ausdruck gestörter Kommunikations- oder Beziehungsmuster sein können – und versucht, diese gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten zu verstehen und zu verändern.
• Dabei werden die individuellen Stärken (Ressourcen) betont, neue Perspektiven gefördert und Lösungswege entwickelt, die das gesamte soziale Umfeld berücksichtigen.
Wofür wird sie eingesetzt?
Die Systemische Therapie wird erfolgreich bei einer Vielzahl psychischer Störungen angewendet, u. a. bei:
• Depressionen
• Angststörungen
• Essstörungen
• Psychosomatischen Beschwerden
• Persönlichkeitsstörungen
• Posttraumatischen Belastungsstörungen
• Familien- und Paarkonflikten (Einzel- oder Mehrpersonensetting möglich)
Welche Techniken kommen zum Einsatz?
Systemische Therapeutinnen und Therapeuten arbeiten mit vielfältigen Methoden, z. B.:
• Zirkuläres Fragen – um neue Sichtweisen auf Beziehungen und Muster zu ermöglichen
• Genogrammarbeit – Darstellung familiärer Beziehungen und Mehrgenerationenzusammenhänge
• Hypothetisches Fragen – „Was wäre, wenn …?“ zur Förderung neuer Denkansätze
• Auftragsklärung – wer hat welches Ziel? Was soll sich verändern?
• Reframing – neue Bedeutungsgebung für bisher problematisch Erlebtes
• Skulpturarbeit oder Visualisierungen – zur Darstellung von Beziehungskonstellationen
• Ressourcenaktivierung – was hat bisher geholfen, was gibt Kraft?
Wissenschaftliche Einordnung
Die Systemische Therapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes Richtlinienverfahren in Deutschland. Sie wurde 2008 vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie für Erwachsene anerkannt, seit 2018 auch für Kinder und Jugendliche.
Seit Juli 2020 ist sie Bestandteil der psychotherapeutischen Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung – neben der Verhaltenstherapie und der Tiefenpsychologisch fundierten Therapie.
Systemische Therapie zeichnet sich durch eine hohe Patientenzufriedenheit, gute Wirksamkeit bei einer Vielzahl psychischer Erkrankungen und einen ressourcenorientierten Zugang aus. Sie wird sowohl in Einzel- als auch in Paar- und Familiensettings durchgeführt.
Fazit
Die Systemische Therapie ist ein modernes, dialogisch orientiertes Psychotherapieverfahren, das nicht nur die einzelne Person, sondern ihr gesamtes Beziehungsumfeld in den Blick nimmt. Sie bietet vielfältige methodische Ansätze und zählt heute zu den wichtigsten anerkannten Psychotherapierichtungen in Deutschland.
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Tiefenpsychologie
Definition
Die Tiefenpsychologie ist eine Sammelbezeichnung für psychotherapeutische Verfahren, die sich mit unbewussten psychischen Prozessen beschäftigen. Ihr zentrales Anliegen ist es, innere Konflikte, verborgene Wünsche, verdrängte Erlebnisse und die unbewusste Dynamik innerhalb der Persönlichkeit aufzudecken und zu bearbeiten. Diese unbewussten Vorgänge werden als maßgeblicher Einfluss auf das Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen betrachtet. Im Vergleich zur Verhaltenstherapie, die sich stärker auf das beobachtbare Verhalten fokussiert, liegt der Schwerpunkt der Tiefenpsychologie auf der inneren Welt des Menschen.
Geschichte
Die Tiefenpsychologie entstand im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und ist eng verbunden mit den Namen Sigmund Freud, Carl Gustav Jung und Alfred Adler. Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, führte das Konzept des "Unbewussten" ein und entwickelte das berühmte Instanzenmodell der Psyche – bestehend aus Es, Ich und Über-Ich. Freud ging davon aus, dass viele psychische Symptome auf unbewusste Konflikte und verdrängte Erfahrungen zurückzuführen sind.
Seine Schüler entwickelten die Ansätze weiter und veränderten sie teils erheblich:
- Carl Gustav Jung erweiterte die Psychoanalyse um das Konzept des kollektiven Unbewussten und prägte Begriffe wie "Archetypen" und "Individuation".
- Alfred Adler legte den Fokus auf soziale Faktoren und das Streben nach Überlegenheit und Gemeinschaftsgefühl.
Diese Strömungen bildeten die Grundlage für die heutigen tiefenpsychologischen Verfahren, die oft kürzer und zielgerichteter sind als die klassische Psychoanalyse.
Grundannahmen der Tiefenpsychologie
Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass viele psychische Beschwerden nicht durch aktuelle äußere Umstände allein erklärbar sind, sondern durch innere Konflikte, die auf frühere Erlebnisse und Erfahrungen zurückgehen. Oftmals handelt es sich dabei um Konflikte aus der Kindheit, die verdrängt wurden und nun – in abgewandelter Form – das aktuelle Verhalten und Erleben beeinflussen.
Typische Themen sind:
- unerfüllte Bedürfnisse und unbewältigte Erfahrungen aus der Kindheit
- Verdrängung belastender Erinnerungen und Gefühle
- Innere Konflikte zwischen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen (z.B. zwischen Wunsch und Pflichtgefühl)
- Wiederholungszwänge (unbewusstes Wiederholen alter, oft schädlicher Beziehungsmuster)
Ziel der Therapie ist es, diese unbewussten Prozesse bewusst zu machen, zu verstehen und dadurch zu verändern.
Therapeutisches Vorgehen
In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird die therapeutische Beziehung als Spiegel für die unbewussten Beziehungsmuster des Patienten genutzt. Oft wiederholen sich alte Beziehungserfahrungen im Kontakt mit dem Therapeuten ("Übertragung"). Der Therapeut hilft dabei, diese Prozesse zu erkennen und zu verstehen.
Ein typisches Setting ist:
- Regelmäßige Gespräche (meist 1–2 Mal wöchentlich)
- Fokus auf aktuelle Konflikte, die in Zusammenhang mit der Lebensgeschichte stehen
- Verständnis der eigenen Gefühle, Wünsche und Ängste
- Arbeiten mit Träumen, freien Assoziationen oder Phantasiebildern
Im Gegensatz zur klassischen Psychoanalyse findet die tiefenpsychologische Therapie meist im Sitzen statt (nicht auf der Couch) und ist zeitlich begrenzter – üblich sind zwischen 25 und 100 Sitzungen.
Für wen eignet sich die tiefenpsychologische Therapie?
Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie eignet sich besonders für Menschen, die:
- unter wiederkehrenden Beziehungsschwierigkeiten leiden
- emotionale Blockaden oder langanhaltende innere Konflikte erleben
- Symptome entwickeln, deren Ursprung sie selbst nicht erklären können (z.B. Angststörungen, Depressionen, psychosomatische Beschwerden)
- Traumatische Erfahrungen gemacht haben
Auch Patienten, die ein tieferes Verständnis ihrer eigenen Persönlichkeit und ihrer inneren Dynamik erlangen möchten, profitieren von diesem Ansatz.
Kritik an der Tiefenpsychologie
Ein häufiger Kritikpunkt an tiefenpsychologischen Theorien ist, dass sie nicht nach streng wissenschaftlichen Kriterien entwickelt wurden. Viele Konzepte – etwa das Unbewusste oder die Strukturmodelle der Psyche – lassen sich schwer objektiv messen oder empirisch überprüfen. Daher wird der Ansatz von manchen Vertretern der empirischen Psychologie skeptisch betrachtet.
Dennoch zeigt die praktische Erfahrung, dass tiefenpsychologische Methoden für viele Patienten eine bedeutende Hilfe darstellen können. Gerade für Menschen, die mehr über die "Wurzeln" ihrer psychischen Beschwerden erfahren möchten, bietet die Tiefenpsychologie eine Möglichkeit zur nachhaltigen Veränderung und Persönlichkeitsentwicklung.
Fazit
Die Tiefenpsychologie ist ein bewährter Ansatz, der sich mit den tieferliegenden Ursachen psychischer Beschwerden beschäftigt. Durch das Aufdecken und Verstehen unbewusster Prozesse können Symptome gemildert und langfristige positive Veränderungen im Leben der Betroffenen angestoßen werden. Auch wenn nicht alle Konzepte streng wissenschaftlich belegt sind, stellt die tiefenpsychologische Therapie für viele Patienten eine wertvolle und nachhaltige Behandlungsmöglichkeit dar.
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Tranquilizer
Tranquilizer – auch als Beruhigungsmittel oder Anxiolytika bezeichnet – sind medikamentöse Wirkstoffe, die in akuten psychischen und körperlichen Ausnahmezuständen eingesetzt werden, um eine schnelle Beruhigungherbeizuführen. Sie wirken angstlösend, entspannend und sedierend, jedoch ohne die zugrunde liegende Erkrankung zu heilen.
Wirkweise und Einsatzgebiete
Tranquilizer wirken auf das zentrale Nervensystem, insbesondere über eine Verstärkung des Neurotransmitters GABA, der im Gehirn hemmend wirkt. Dadurch sinken Erregungszustände, Muskelspannung und innere Unruhe.
Sie kommen zum Einsatz bei:
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Akuten Angstzuständen
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Panikattacken
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Schlaflosigkeit durch psychische Belastung
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Erregungs- und Spannungszuständen
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Vor medizinischen Eingriffen (präoperativ)
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In Ausnahmefällen: Epileptischen Anfällen
Bekannte Substanzen
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Benzodiazepine (z. B. Diazepam / Valium, Lorazepam, Alprazolam)
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Nicht-Benzodiazepin-Tranquilizer (z. B. Hydroxyzin)
Valium (Diazepam) zählt zu den bekanntesten Präparaten und kann schnell zur physischen und psychischen Abhängigkeit führen – selbst bei kurzer Einnahmedauer.
Risiken und Nebenwirkungen
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Suchtpotenzial bei längerem Gebrauch (körperlich & psychisch)
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Toleranzentwicklung: Die Wirkung nimmt bei Dauergebrauch ab
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Entzugserscheinungen beim Absetzen (z. B. Zittern, Angst, Schlaflosigkeit)
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Kognitive Einschränkungen (z. B. Konzentrations- und Gedächtnisstörungen)
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Muskelschwäche, Schwindel, Reaktionsverzögerung
Daher gilt: Tranquilizer sind keine Dauerlösung und sollten nur kurzzeitig unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden.
Wichtig: Kein Ersatz für eine Therapie
Tranquilizer unterdrücken Symptome, behandeln aber nicht die Ursache. Eine psychotherapeutische Begleitung ist essenziell, um:
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das zugrunde liegende Problem zu identifizieren
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gesunde Bewältigungsstrategien zu erlernen
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den Einsatz von Medikamenten schrittweise zu reduzieren
Besonders wichtig ist die medizinische Begleitung beim Ausschleichen der Medikamente – ein plötzlicher Entzug kann gefährlich sein.
Fazit
Tranquilizer sind wirksame Notfallmedikamente, die in akuten Situationen kurzfristig Entlastung verschaffen können. Ihr Einsatz muss jedoch strikt überwacht, zeitlich begrenzt und in ein therapeutisches Gesamtkonzept eingebettet sein. Nur so lassen sich Abhängigkeit und langfristige Nebenwirkungen vermeiden.
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Transaktionsanalyse
Definition
Die Transaktionsanalyse (kurz TA) ist ein psychotherapeutisches Verfahren, das in den 1950er-Jahren von dem kanadisch-amerikanischen Psychiater Eric Berne entwickelt wurde. Sie bietet eine leicht verständliche Methode, um menschliches Verhalten, Persönlichkeitsstrukturen und Kommunikationsmuster zu analysieren und positiv zu verändern.
Hintergrund
Eric Berne ging davon aus, dass jeder Mensch drei verschiedene "Ich-Zustände" in sich trägt, die seine Wahrnehmung, sein Fühlen, Denken und Verhalten beeinflussen. In der Transaktionsanalyse werden Gespräche, Beziehungen und Verhaltensweisen ("Transaktionen") zwischen Menschen untersucht. Ziel ist es, bewusstere, gesündere und authentischere Kommunikationsformen zu entwickeln.
Die Transaktionsanalyse wird nicht nur in der Psychotherapie eingesetzt, sondern auch in der Pädagogik, im Coaching und in der Organisationsentwicklung. Besonders geschätzt wird sie wegen ihrer klaren und praxisnahen Modelle.
Aufbau und zentrale Konzepte
Strukturmodell der Persönlichkeit: Drei Ich-Zustände
Berne postulierte, dass sich die menschliche Persönlichkeit aus drei klar unterscheidbaren Zuständen zusammensetzt:
- Eltern-Ich: Dieses Ich enthält Werte, Normen, Verbote und Erlaubnisse, die wir von unseren Bezugspersonen (meist den Eltern) übernommen haben. Es kann fürsorglich ("Du musst dich ausruhen") oder kritisch ("Du bist nie gut genug") auftreten.
- Erwachsenen-Ich: Dieser Ich-Zustand basiert auf objektiven Informationen, logischem Denken und der Fähigkeit, bewusst Entscheidungen zu treffen. Es verarbeitet die Gegenwart rational und unabhängig von Gefühlen und alten Erfahrungen.
- Kind-Ich: Im Kind-Ich sind spontane Gefühle, Kreativität, Bedürfnisse, Ängste und kindliche Denkweisen gespeichert. Auch rebellische oder angepasste Verhaltensweisen aus der Kindheit können hierher gehören.
In der Kommunikation wechseln wir ständig zwischen diesen Zuständen hin und her. Probleme entstehen oft, wenn wir in Situationen unangemessen aus dem falschen Ich-Zustand heraus reagieren.
Transaktionsanalyse: Analyse der Kommunikation
Unter "Transaktion" versteht Berne eine Kommunikationseinheit, also eine Nachricht und die dazugehörige Reaktion. Dabei können Transaktionen auf verschiedene Arten ablaufen:
- Komplementäre Transaktionen: Die Antwort erfolgt aus dem erwarteten Ich-Zustand (z.B. Eltern-Ich spricht Kind-Ich an, Kind-Ich antwortet darauf passend).
- Gekreuzte Transaktionen: Der angesprochene Ich-Zustand wird verfehlt, wodurch Missverständnisse oder Konflikte entstehen können.
- Verdeckte Transaktionen: Zwei Botschaften laufen gleichzeitig auf zwei unterschiedlichen Ebenen ab – z.B. eine sachliche und eine emotionale Botschaft – was Kommunikation kompliziert machen kann.
Das Erkennen dieser Transaktionen hilft dabei, Kommunikationsstörungen aufzudecken und die eigene Kommunikation bewusster und wirksamer zu gestalten.
Skriptanalyse: Lebenspläne verstehen und verändern
Ein weiteres zentrales Konzept der TA ist die Skriptanalyse. Hier wird davon ausgegangen, dass Menschen bereits in ihrer frühen Kindheit ein unbewusstes "Lebensdrehbuch" (Skript) entwickeln, das sie unbewusst steuert. Dieses Skript basiert auf frühen Entscheidungen und Botschaften von Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen.
Ein Skript kann sowohl positiv als auch negativ wirken. Negative Skripte können dazu führen, dass Menschen immer wieder ähnliche, belastende Erfahrungen machen (z.B. das Gefühl "Ich schaffe es sowieso nicht"). In der Therapie geht es darum, diese unbewussten Lebensmuster zu erkennen und neue, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen.
Transaktionsanalyse in der Psychotherapie
In der therapeutischen Arbeit wird die Transaktionsanalyse genutzt, um Patienten zu helfen, problematische Kommunikations- und Beziehungsmuster zu erkennen und zu verändern. Typische Ziele sind:
- Bewusstsein über die eigenen Ich-Zustände schaffen
- Unangemessene Reaktionen verstehen und korrigieren
- Verborgene Skripte und alte Glaubenssätze identifizieren und auflösen
- Gesündere zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen
Gerade bei psychischen Beschwerden wie Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen oder Beziehungsproblemen kann die TA helfen, nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Die Methode ist dabei relativ transparent: Die therapeutischen Konzepte werden den Patienten erklärt, sodass sie selbst aktiv an ihrem Veränderungsprozess teilnehmen können.
Kritik
Obwohl die Transaktionsanalyse in vielen psychotherapeutischen Kontexten erfolgreich eingesetzt wird, wird sie von manchen Fachleuten kritisiert, weil sie vergleichsweise einfach strukturiert ist und nicht alle Konzepte empirisch überprüfbar sind. Trotzdem gilt die TA als wirkungsvolles Instrument, besonders aufgrund ihrer Praxisnähe, Anschaulichkeit und der aktiven Einbeziehung der Patienten in den Therapieprozess.
Fazit
Die Transaktionsanalyse bietet eine leicht verständliche und praxisnahe Möglichkeit, menschliches Verhalten und Beziehungen besser zu verstehen und zu verbessern. Sie hilft dabei, sich selbst und andere bewusster wahrzunehmen, alte Muster zu durchbrechen und gesündere Kommunikations- und Lebensweisen zu entwickeln. Gerade aufgrund ihrer Alltagstauglichkeit wird sie in vielen Bereichen der Psychotherapie, Beratung und Persönlichkeitsentwicklung erfolgreich eingesetzt.
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Trauer
Trauer ist eine natürliche und gesunde Reaktion auf Verlust, Enttäuschung oder einen tiefgreifenden Einschnitt im Leben – etwa durch den Tod eines nahestehenden Menschen, das Scheitern eines Lebenstraums oder den Verlust einer Beziehung oder Lebensrolle. Obwohl schmerzhaft, ist Trauer ein wichtiger psychischer Verarbeitungsprozess, der langfristig zur emotionalen Heilung und Anpassung an eine neue Realität beitragen kann.
Phasen der Trauer
Zwar verläuft Trauer individuell, doch zeigen sich häufig vergleichbare Phasen, wie sie z. B. von Elisabeth Kübler-Ross beschrieben wurden:
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Schock und Verleugnung
– Erste emotionale Abwehr, Gefühl der Unwirklichkeit
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Wut
– Warum ist das passiert? Auflehnung gegen das Geschehen
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Verhandeln
– Innerer Dialog, Suche nach „wenn-dann“-Lösungen
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Depression / tiefer Schmerz
– Rückzug, Verzweiflung, Erschöpfung
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Akzeptanz
– Annehmen der neuen Lebenssituation, erste Schritte nach vorne
Diese Phasen können sich überschneiden, in Schleifen wiederholen oder ausbleiben – wichtig ist nicht der genaue Ablauf, sondern die individuelle Auseinandersetzung mit dem Verlust.
Gesunde vs. problematische Trauer
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Gesunde Trauer bedeutet, dass Gefühle wie Wut, Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit zugelassen, durchlebt und schließlich integriert werden.
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Pathologische Trauer liegt vor, wenn:
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die Trauer über Monate oder Jahre hinweg stagniert
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keine emotionale Entlastung eintritt
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der Verlust nicht akzeptiert werden kann
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Suizidgedanken oder Selbstschädigung auftreten
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In solchen Fällen spricht man auch von einer anhaltenden Trauerstörung, die psychotherapeutisch behandelt werden sollte.
Psychologische Begleitung
Trauernde profitieren oft von:
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Psychotherapeutischer Begleitung (v. a. bei komplexen Trauerverläufen)
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Trauergruppen oder -seminaren
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Ritualen, um sich zu verabschieden
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Gesprächen mit vertrauten Menschen
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Kreativen Ausdrucksformen wie Schreiben, Malen oder Musik
Wichtig: Trauer braucht Zeit – und es gibt kein “richtiges” Tempo.
Ambivalente Emotionen während der Trauer
In der intensiven Phase der Trauer können ungewöhnliche Gefühle entstehen:
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Verliebtheit aus Dankbarkeit gegenüber einer unterstützenden Person
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Wut auf den Verstorbenen
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Erleichterung und Schuldgefühle
Diese Reaktionen sind nicht unnormal, sondern Ausdruck der emotionalen Überforderung und des Bedürfnisses nach Halt.
Ziel des Trauerprozesses
Trauer endet nicht damit, dass der Schmerz vollständig verschwindet – sondern damit, dass der Verlust als Teil der eigenen Biografie integriert wird. Der Mensch lebt weiter – mit einem veränderten Blick auf sich selbst und die Welt.
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Trennungsangst
Trennungsangst beschreibt eine intensive Angst vor dem Alleinsein oder dem Verlust einer wichtigen Bezugsperson, meist in enger emotionaler Beziehung. Sie kann sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen und ist ein häufiges Thema im Rahmen von Partnerschaften, aber auch im Kontext familiärer Bindungen oder Freundschaften.
Aktive und passive Form
Man unterscheidet zwischen zwei Ausprägungen:
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Aktive Trennungsangst:
Die betroffene Person möchte sich trennen, fühlt sich aber durch Ängste, Schuldgefühle oder Versagensgefühle blockiert. Der Schritt zur Trennung wird als emotional kaum bewältigbar empfunden.
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Passive Trennungsangst (Verlustangst):
Die Angst bezieht sich auf die mögliche Trennung durch den Partner. Typisch ist hier das ständige Gefühl, verlassen zu werden – auch ohne realen Anlass. Diese Angst kann zu eifersüchtigem, klammerndem oder kontrollierendem Verhalten führen.
Mögliche Ursachen
Trennungsangst hat oft ihren Ursprung in frühkindlichen Erfahrungen und Bindungsmustern:
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Unsichere oder ambivalente Bindung zu den Eltern
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Früh erlebte Verluste (z. B. Tod eines Elternteils, Scheidung)
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Überbehütung oder Vernachlässigung in der Kindheit
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Negative Beziehungserfahrungen im Jugend- oder Erwachsenenalter
Diese Erlebnisse prägen unbewusst das Selbstbild und das Vertrauen in andere Menschen und führen zu Abhängigkeitsmustern in Beziehungen.
Emotionale Begleitsymptome
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Hilflosigkeit und Kontrollverlust
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Minderwertigkeitsgefühle
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Übermäßige Schuldzuweisungen
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Intensive Angst vor dem Alleinsein
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Zwanghafte Grübeleien über die Beziehung
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Emotionale Abhängigkeit
Trennungsangst kann auch somatische Beschwerden wie Schlafprobleme, Appetitlosigkeit oder körperliche Anspannung verursachen.
Behandlungsmöglichkeiten
Psychotherapeutische Unterstützung ist in vielen Fällen sehr hilfreich, um:
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Ursachen aufzudecken (z. B. durch Tiefenpsychologie oder Gesprächstherapie)
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Selbstwertgefühl zu stärken
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emotionale Unabhängigkeit zu fördern
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Bindungsmuster zu reflektieren und zu verändern
Kognitive Verhaltenstherapie bietet dabei gezielte Strategien, um:
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Dysfunktionale Denkmuster zu hinterfragen
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emotionale Selbstregulation zu stärken
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sich schrittweise mit Trennungssituationen auseinanderzusetzen (z. B. durch Konfrontationstherapie)
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, beide Partner in die Behandlung einzubeziehen, vor allem wenn die Trennungsangst das Beziehungsgefüge stark belastet.
Fazit
Trennungsangst ist keine Schwäche, sondern Ausdruck einer tief verwurzelten emotionalen Verletzlichkeit. Sie kann durch Psychotherapie verarbeitet und überwunden werden – mit dem Ziel, Beziehungen freier, gesünder und auf Augenhöhe zu gestalten.
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Triebtheorie
Definition
Die Triebtheorie ist ein zentrales Konzept der klassischen Psychoanalyse von Sigmund Freud. Nach dieser Theorie wird das menschliche Verhalten weitgehend von unbewussten Trieben gesteuert, die darauf abzielen, innere Spannungen abzubauen und ein Lustgefühl zu erreichen. Besonders prägend ist dabei der Einfluss auf die psychosexuelle Entwicklung eines Menschen.
Hintergrund
Die Triebtheorie bildet das Fundament für viele andere Konzepte innerhalb der Psychoanalyse, etwa das berühmte Strukturmodell von Freud, das die Psyche in drei Instanzen unterteilt: das Es, das Ich und das Über-Ich. Dabei folgt das Es – als Ursprung der Triebe – strikt dem Lustprinzip und strebt danach, Bedürfnisse sofort zu befriedigen.
Freud definierte Triebe als psychische Repräsentationen biologischer Bedürfnisse. Ein Trieb besitzt laut Freud vier Bestandteile:
- Reizquelle: Ein körperlicher Zustand, der ein Bedürfnis auslöst (z.B. Dehydration).
- Drang: Die psychische Wahrnehmung des Bedürfnisses (z.B. Durst).
- Objekt: Etwas, das das Bedürfnis befriedigen kann (z.B. Wasser).
- Ziel: Die Aktivität, durch die das Bedürfnis befriedigt wird (z.B. Trinken).
Entwicklung der Triebtheorie durch Freud
Erste Konzeption (1905)
Freud unterschied zunächst zwei Haupttriebgruppen:
- Sexualtrieb: Umfasst weit mehr als nur Sexualität im engeren Sinne – Freundschaft, Zuneigung und Liebe gehören ebenfalls dazu.
- Selbsterhaltungstrieb: Dient dem Schutz und Erhalt des Lebens, etwa durch Nahrungsaufnahme und Schutzverhalten.
Freud nahm an, dass psychische Konflikte oft durch das Spannungsfeld zwischen Sexualtrieben und Selbsterhaltungstrieben entstehen. Wenn ein Konflikt nicht verarbeitet wird, können Neurosen die Folge sein.
Zweite Konzeption (1920)
Später entwickelte Freud eine neue Theorie, nachdem er sich intensiver mit dem Konzept des Narzissmus beschäftigt hatte. Er formulierte nun eine dualistische Triebtheorie:
- Eros (Lebenstrieb): Strebt nach Selbsterhaltung, Fortpflanzung, Liebe und Aufbau sozialer Bindungen.
- Thanatos (Todestrieb): Zielt auf Zerstörung, Auflösung und Rückführung in einen spannungslosen Zustand (Tod).
Nach Freud befinden sich diese beiden Grundtriebe in einem ständigen Spannungsverhältnis, das menschliches Verhalten tief beeinflusst.
Bewertung der Triebtheorie aus heutiger Sicht
Freuds Triebtheorie war revolutionär für seine Zeit und hatte einen enormen Einfluss auf die Psychologie und Psychotherapie. Dennoch wird sie heute kritisch betrachtet:
- Stärken: Freud prägte das Bewusstsein dafür, dass innere, unbewusste Prozesse unser Verhalten beeinflussen können. Die Vorstellung, dass innere Spannungen und Konflikte wichtige psychische Dynamiken erzeugen, wird nach wie vor anerkannt, auch wenn moderne Modelle komplexer sind.
- Schwächen: Die Triebtheorie ist schwer wissenschaftlich überprüfbar. Viele ihrer Annahmen, insbesondere über den Todestrieb, lassen sich empirisch nicht nachweisen. Neuere psychologische Modelle (z.B. die kognitive Verhaltenstherapie) gehen davon aus, dass Gedanken, Überzeugungen und Lernprozesse eine weitaus größere Rolle bei der Entstehung psychischer Probleme spielen als triebhafte Impulse.
- Aktueller Stellenwert: In der heutigen Psychotherapie ist die klassische Triebtheorie als Erklärungsmodell weitgehend überholt. Dennoch finden sich ihre Grundideen – etwa die Annahme innerer Konflikte – in moderneren psychodynamischen Verfahren wieder, die stärker auf die gegenwärtige Beziehungsgestaltung und bewusste emotionale Prozesse fokussieren.
Zusammenfassung
Die Triebtheorie von Sigmund Freud ist ein historisches Kernstück der Psychoanalyse und lieferte wichtige Impulse für das Verständnis menschlicher Motivation und Konflikte. Aus heutiger Sicht wird sie jedoch eher als ein faszinierendes, aber nicht empirisch belegtes Modell betrachtet. Ihre Annahmen wurden durch moderne psychologische Forschung und Therapieansätze ergänzt und vielfach ersetzt.
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Übertragung
Definition
Unter dem Begriff Übertragung versteht man in der Psychologie den unbewussten Prozess, bei dem Gefühle, Wünsche, Erwartungen oder Ängste, die ursprünglich auf wichtige Bezugspersonen aus der Kindheit gerichtet waren (zum Beispiel auf die Eltern), auf andere Menschen übertragen werden – etwa auf den Therapeuten, Partner oder Kollegen. Die Übertragung ist eine spezielle Form der Projektion.
Hintergrund
Das Konzept der Übertragung wurde maßgeblich von Sigmund Freud entwickelt, dem Begründer der Psychoanalyse. Freud entdeckte, dass Patienten während der Therapie häufig emotionale Reaktionen gegenüber ihrem Therapeuten zeigten, die sich nicht aus der aktuellen Situation erklären ließen, sondern ihre Wurzeln in früheren Beziehungserfahrungen hatten.
Diese unbewussten Prozesse sind in der therapeutischen Arbeit besonders wertvoll: Sie machen alte, unbewältigte Konflikte sichtbar, die sonst verborgen geblieben wären. Übertragung kann sowohl positive Gefühle (z.B. Bewunderung, Liebe, Vertrauen) als auch negative Gefühle (z.B. Misstrauen, Ablehnung, Wut) umfassen.
Bedeutung in der Therapie
In der psychodynamischen und psychoanalytischen Psychotherapie spielt die Übertragung eine zentrale Rolle. Der Therapeut nimmt eine "neutrale" Haltung ein, um es dem Patienten zu ermöglichen, diese alten Beziehungsmuster auf ihn zu projizieren. Durch Beobachtung und behutsame Analyse der Übertragung können Patient und Therapeut gemeinsam die Ursprünge dieser emotionalen Muster aufdecken.
Durch das Bewusstwerden der Übertragung erhält der Patient die Möglichkeit, sich von alten, oft schädlichen Beziehungsmustern zu lösen und neue, gesündere Verhaltens- und Beziehungsmuster zu entwickeln.
Arten der Übertragung
- Positive Übertragung: Der Patient überträgt liebevolle, bewundernde Gefühle auf den Therapeuten. Dies kann das Therapiegeschehen zunächst erleichtern, birgt aber auch die Gefahr von Idealisierungen.
- Negative Übertragung: Der Patient überträgt Wut, Misstrauen oder Enttäuschung auf den Therapeuten. Diese Gefühle können den therapeutischen Prozess erschweren, sind aber wichtige Hinweise auf verdrängte emotionale Konflikte.
Übertragung in der modernen Psychotherapie
Auch in aktuellen psychotherapeutischen Verfahren wie der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie oder der modernen analytischen Therapie bleibt das Phänomen der Übertragung ein zentraler Bestandteil. Es wird nicht mehr nur als "Problem" gesehen, sondern als bedeutungsvolle Brücke zu inneren Konflikten und Beziehungserfahrungen.
In der kognitiven Verhaltenstherapie wird Übertragung seltener direkt thematisiert, aber auch hier können therapeutische Beziehungen bewusst gestaltet werden, um korrigierende emotionale Erfahrungen zu ermöglichen.
Zusammenhang zur Gegenübertragung
Der Begriff der Gegenübertragung beschreibt die emotionalen Reaktionen des Therapeuten auf die Übertragungen des Patienten. Ursprünglich galt die Gegenübertragung als Störfaktor. Heute wird sie in vielen Therapierichtungen als wichtige Informationsquelle genutzt, um besser zu verstehen, welche Gefühle der Patient bei anderen Menschen auslöst und wie seine Beziehungsmuster funktionieren.
Zusammenfassung
Die Übertragung ist ein natürlicher, unbewusster Prozess, der im therapeutischen Setting bewusst genutzt werden kann, um alte Konflikte zu erkennen und aufzulösen. Sie spielt eine wesentliche Rolle beim emotionalen Heilungsprozess und bleibt auch in der modernen Psychotherapie von zentraler Bedeutung.
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Verdrängung
Definition
Unter Verdrängung versteht man in der Psychoanalyse einen psychischen Abwehrmechanismus. Dabei werden Gedanken, Erinnerungen oder Gefühle, die als bedrohlich, beschämend oder schmerzhaft erlebt werden, aus dem bewussten Erleben ausgeschlossen und ins Unbewusste verschoben. Ziel der Verdrängung ist es, psychische Stabilität zu bewahren und Angst oder Schuldgefühle zu vermeiden.
Hintergrund
Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, betrachtete die Verdrängung als eine zentrale Funktion des psychischen Apparats. Nach seiner Theorie stammen die verdrängten Inhalte häufig aus dem Es – dem Teil der Psyche, der von Trieben und Wünschen bestimmt wird. Das Über-Ich (das moralische Gewissen) bewertet diese Impulse als inakzeptabel. Um das Ich zu entlasten und innere Konflikte zu vermeiden, werden diese Inhalte aktiv aus dem Bewusstsein entfernt.
Wichtig dabei ist: Die Verdrängung bedeutet keine Löschung der Inhalte. Die verdrängten Wünsche, Ängste oder Erinnerungen bleiben im Unbewussten bestehen und beeinflussen weiterhin das Denken, Fühlen und Verhalten des Menschen – allerdings auf indirekte Weise. Sie können beispielsweise in Träumen, in Versprechern ("Freud'sche Fehlleistungen") oder in psychischen Symptomen wieder an die Oberfläche treten.
Verdrängung im Alltag
Auch im ganz normalen Alltag spielt Verdrängung eine Rolle: Wer etwa peinliche Erlebnisse "vergisst" oder sich nicht mehr an schmerzhafte Erfahrungen erinnert, könnte unbewusst verdrängen. Diese Form der Verdrängung schützt kurzfristig, kann aber langfristig innere Konflikte verstärken und psychisches Leiden verursachen.
Verdrängung aus heutiger Sicht
In der modernen Psychologie wird die Idee der Verdrängung differenzierter betrachtet:
- Wissenschaftliche Unterstützung: Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen tatsächlich unangenehme Erinnerungen oder Gefühle teilweise unbewusst ausblenden können. Neurobiologische Studien zeigen, dass das Gehirn aktive Mechanismen besitzt, um bedrohliche Informationen zu blockieren oder abzuschwächen.
- Kritik: Die ursprüngliche Freud’sche Vorstellung einer vollständigen Verdrängung tief ins Unbewusste ist schwer nachweisbar. Viele Psychologen gehen heute eher davon aus, dass unerwünschte Gedanken zwar unterdrückt werden können, jedoch nicht völlig "verschwinden". Stattdessen können sie in abgewandelter Form weiterhin präsent bleiben und psychische oder körperliche Symptome verursachen.
- Moderner Ansatz: Aktuelle psychotherapeutische Verfahren – wie etwa die kognitive Verhaltenstherapie oder die achtsamkeitsbasierte Therapie – arbeiten mit Techniken, die helfen, verdrängte oder unterdrückte Gefühle bewusst wahrzunehmen und zu verarbeiten, anstatt sie zu ignorieren oder weiter zu verdrängen.
Therapeutische Bedeutung
In tiefenpsychologisch fundierten und psychoanalytischen Therapien spielt die Aufdeckung und Bearbeitung verdrängter Inhalte eine zentrale Rolle. Ziel ist es, verdrängte Konflikte und Gefühle ins Bewusstsein zu holen, um sie besser zu verstehen und zu integrieren. Auf diese Weise können Symptome, die aus unbewältigten inneren Konflikten entstehen, gemindert oder aufgelöst werden.
Zusammenfassung
Die Verdrängung ist ein natürlicher Schutzmechanismus der Psyche, der kurzfristig entlasten kann. Langfristig können verdrängte Inhalte jedoch zu innerem Stress, psychosomatischen Beschwerden oder psychischen Erkrankungen führen. In der modernen Psychotherapie wird Verdrängung als relevantes Konzept angesehen, allerdings in einem differenzierteren und empirisch überprüfbaren Rahmen als ursprünglich bei Freud.
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Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie ist eine wissenschaftlich fundierte Form der Psychotherapie, die sich auf beobachtbares Verhalten und zugrundeliegende Denkmuster konzentriert. Sie zählt zu den am häufigsten eingesetzten und am besten erforschten Therapieformen in der modernen Psychologie.
Grundprinzipien
Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass Verhalten erlernt ist – und somit auch wieder verlernt oder verändertwerden kann. Im Fokus stehen:
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Aktuelle Probleme und Symptome
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Auslösende und aufrechterhaltende Faktoren
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Konkrete Verhaltensweisen, Denk- und Gefühlsmuster
Dabei gilt: Nicht die Situation selbst ist entscheidend, sondern wie wir sie interpretieren und wie wir darauf reagieren.
Zielsetzung
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Hilfe zur Selbsthilfe
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Veränderung dysfunktionaler Denk- und Verhaltensweisen
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Förderung von Selbstwirksamkeit und Problemlösekompetenz
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Abbau psychischer Symptome durch aktives Üben und neue Erfahrungen
Methodik
Die Verhaltenstherapie kombiniert kognitive, emotionale und verhaltensorientierte Methoden, z. B.:
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Verhaltensanalysen (Was genau löst das Problemverhalten aus?)
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Reizkonfrontation und Expositionsverfahren
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Kognitive Umstrukturierung (Veränderung negativer Denkmuster)
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Verstärkerpläne und Belohnungssysteme
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Rollenspiele und soziale Kompetenztrainings
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Entspannungsverfahren
Typisch ist das strukturierte, zielorientierte Vorgehen: Therapeut und Patient definieren konkrete Therapieziele und evaluieren regelmäßig den Fortschritt.
Anwendungsgebiete
Die Verhaltenstherapie ist nachgewiesenermaßen wirksam bei einer Vielzahl psychischer Störungen, darunter:
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Depressionen
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Angststörungen und Phobien
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Zwangsstörungen
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Essstörungen
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Suchterkrankungen
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Posttraumatische Belastungsstörungen
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ADHS
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Schlafstörungen
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Psychosomatische Beschwerden
Auch bei chronischen Erkrankungen oder zur Rückfallprophylaxe kommt sie erfolgreich zum Einsatz.
Moderne Weiterentwicklungen
Aktuelle Formen der Verhaltenstherapie integrieren neue psychologische Konzepte, wie z. B.:
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Schematherapie
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Achtsamkeitsbasierte Ansätze (MBCT, ACT)
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Emotionsfokussierte Verhaltenstherapie
Diese erweitern die klassische VT um tieferliegende emotionale und biografische Aspekte und berücksichtigen wertebasierte Ziele.
Fazit
Die Verhaltenstherapie ist ein zielgerichteter, praxisnaher und lösungsorientierter Therapieansatz, der Patienten hilft, nachhaltige Veränderungen im Alltag zu etablieren. Sie fördert ein besseres Selbstverständnis und stärkt die Fähigkeit, mit Belastungen und Herausforderungen selbstwirksam und gesundheitsfördernd umzugehen.
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Vermeidungsverhalten
Vermeidungsverhalten bezeichnet eine bewusste oder unbewusste Strategie, belastende Situationen, Gedanken oder Gefühle nicht erleben zu müssen. Es handelt sich um ein kurzfristig entlastendes, aber langfristig problematisches Muster, das einer tieferliegenden Angst, Unsicherheit oder Überforderung entspringt.
Was wird vermieden?
Menschen mit Vermeidungsverhalten umgehen etwa:
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soziale Kontakte oder bestimmte Personengruppen
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Konflikte oder schwierige Gespräche
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Angstauslösende Orte (z. B. Menschenmengen, Fahrstühle)
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Emotionale Zustände (z. B. Traurigkeit, Schuld, Scham)
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Eigene Bedürfnisse oder Entscheidungen
Vermeidung kann sich durch körperliches Fernbleiben, aber auch durch Ablenkung, Rationalisierung oder emotionale Distanzierung zeigen.
Ursachen
Häufige Gründe für Vermeidungsverhalten sind:
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Frühere negative Erfahrungen
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Angst vor Ablehnung, Versagen oder Schmerz
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Geringes Selbstwertgefühl
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Perfektionismus oder Kontrollbedürfnis
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Gefühl von Hilflosigkeit oder Überforderung
Vermeidung ist zunächst ein Schutzmechanismus – sie reduziert die Angst kurzfristig, verhindert aber auf Dauer eine Auseinandersetzung mit dem Problem und verstärkt dadurch den inneren Druck.
Unproblematische vs. behandlungsbedürftige Vermeidung
Unproblematisch ist Vermeidung, wenn:
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sie selten vorkommt
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sie keine gravierenden Einschränkungen nach sich zieht
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sie bewusst eingesetzt wird, um sich zu schützen
Problematisch wird sie, wenn:
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sie sich verallgemeinert (z. B. Rückzug aus allen sozialen Situationen)
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sie den Alltag einschränkt (z. B. Schul- oder Arbeitsvermeidung)
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sie den Selbstwert schwächt oder zu psychischen Störungen beiträgt
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sie mit dauerhaftem Leidensdruck einhergeht
Therapieansätze
Ziel ist es, die Vermeidung zu erkennen, zu verstehen und schrittweise zu überwinden. Bewährte psychotherapeutische Methoden sind:
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Kognitive Verhaltenstherapie (KVT):
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Umstrukturierung dysfunktionaler Denkmuster
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Aufbau neuer Bewältigungsstrategien
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Konfrontationstherapie / Expositionsverfahren:
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Gezielte, stufenweise Annäherung an angstauslösende Situationen
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Schematherapie:
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Arbeit an tieferliegenden emotionalen Mustern
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Achtsamkeit und Akzeptanz:
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Umgang mit unangenehmen Gefühlen, ohne zu flüchten
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Die Behandlung zielt darauf ab, Selbstvertrauen in die eigene Bewältigungsfähigkeit aufzubauen und so das Vermeidungsverhalten durch handlungsorientiertes Verhalten zu ersetzen.
Fazit
Vermeidungsverhalten ist ein verbreitetes, aber lernbares Muster. Es hilft kurzfristig, blockiert langfristig jedoch Entwicklung und Lebensqualität. Mit professioneller Unterstützung lassen sich Ängste und Unsicherheiten überwinden – und belastende Situationen wieder aktiv gestalten.
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Zwänge / Zwangsgedanken
Was sind Zwänge?
Zwänge sind psychische Störungen, bei denen Betroffene unter wiederkehrenden, als belastend erlebten Gedanken oder Handlungen leiden. Man unterscheidet dabei zwischen Zwangsgedanken (aufdringliche Gedanken, Impulse oder Bilder) und Zwangshandlungen (ritualisierte Verhaltensweisen oder mentale Akte, die dem Abbau von Anspannung dienen). Beide Formen treten häufig gemeinsam auf. Die Gedanken oder Handlungen werden von den Betroffenen selbst als übertrieben, unangemessen oder irrational erkannt, aber nicht oder nur schwer unterlassen – sie sind also ich-dyston.
Wie äußern sich Zwänge?
Zwangsgedanken drängen sich immer wieder auf und lassen sich kaum abschütteln. Beispiele sind aggressive Vorstellungen ("Was, wenn ich meinem Kind etwas antue?"), Kontrollängste ("Habe ich das Bügeleisen ausgemacht?") oder religiöse oder sexuelle Gedanken, die nicht mit der eigenen Überzeugung übereinstimmen. Diese Gedanken rufen häufig starke Angst oder Ekel hervor.
Zwangshandlungen dienen häufig dazu, diese Gedanken zu "neutralisieren" oder eine befürchtete Katastrophe abzuwenden. Typisch sind z. B. ständiges Händewaschen, das Kontrollieren von Türschlössern oder das Zählen von Schritten. Viele Betroffene wissen, dass ihre Ängste übertrieben sind, erleben aber dennoch einen starken inneren Drang, der sich erst durch die Handlung vorübergehend abbaut.
Formen von Zwängen
Zwänge können sich in ganz unterschiedlichen Bereichen zeigen. Zu den häufigsten Erscheinungsformen zählen:
- Kontrollzwang: ständiges Überprüfen, ob Elektrogeräte, Wasserhähne oder Türen korrekt geschlossen sind
- Wasch- und Putzzwang: intensives Reinigen zur Vermeidung von Verunreinigungen, meist verbunden mit starker Angst vor Keimen oder Krankheiten
- Ordnungs- und Symmetriezwang: alles muss exakt symmetrisch oder in einer bestimmten Reihenfolge geordnet sein
- Zählzwang: Zwang, bestimmte Dinge zu zählen (z. B. Schritte, Wörter, Gegenstände), häufig mit magischem Denken verbunden
- Zwanghafte Gedanken (Gedankenzwänge): quälende Ideen oder Vorstellungen, die sich immer wieder aufdrängen und von den Betroffenen als sinnlos, aber belastend empfunden werden
- Fragezwang: ständiges Fragen oder Wiederholen von Fragen, oft um sich rückzuversichern
In vielen Fällen treten mehrere Zwangsarten gleichzeitig auf.
Ursachen und Hintergrund
Zwangsstörungen entwickeln sich meist schleichend, häufig im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter. Die Ursachen sind nicht abschließend geklärt, aber es wird von einem Zusammenspiel genetischer, biologischer und psychologischer Faktoren ausgegangen. Frühkindliche Belastungen, übermäßige Verantwortungsübernahme oder traumatische Erlebnisse können zur Entwicklung beitragen. Die Betroffenen erleben einen hohen Leidensdruck, insbesondere weil die Zwänge viel Zeit kosten und das Alltagsleben erheblich beeinträchtigen können.
Wie werden Zwänge in der Verhaltenstherapie behandelt?
Die Verhaltenstherapie ist das wissenschaftlich am besten untersuchte und empfohlene Verfahren zur Behandlung von Zwangsstörungen. Im Zentrum steht die sogenannte Exposition mit Reaktionsverhinderung (ERP). Dabei wird der Patient gezielt mit den Reizen konfrontiert, die seine Zwänge auslösen – etwa mit einem verschmutzten Gegenstand bei Waschzwängen –, ohne dass er anschließend sein übliches Zwangsritual ausführen darf.
Die Konfrontation erfolgt schrittweise, beginnend mit weniger belastenden Situationen. Durch wiederholtes Üben lernt der Betroffene, dass seine befürchtete Katastrophe (z. B. „Ich werde krank, wenn ich mich nicht wasche“) ausbleibt und die Angst auch ohne Zwangshandlung nachlässt. Dieser Lerneffekt ist entscheidend: Das Gehirn verlernt mit der Zeit die erlernte Verknüpfung zwischen Angst und Zwangshandlung.
Wichtig ist dabei eine gute therapeutische Beziehung und intensive Vorbereitung. Patienten erarbeiten gemeinsam mit dem Therapeuten eine individuelle "Expositionshierarchie" – also eine Rangfolge auslösender Situationen – und führen die Übungen regelmäßig durch. Diese Methode ist anstrengend, aber sehr effektiv: Studien zeigen eine langfristige Besserung der Symptome bei 60–80 % der Patienten.
Medikamentöse Unterstützung
In schweren Fällen kann zusätzlich eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Zum Einsatz kommen meist selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Sertralin, Fluoxetin oder Paroxetin. Diese können die Symptomatik lindern und die Bereitschaft für therapeutische Übungen erhöhen.
Diagnostik
Die Diagnose einer Zwangsstörung erfolgt durch ein ausführliches Gespräch mit einem erfahrenen Therapeuten oder Facharzt. Zur systematischen Erfassung der Symptomschwere wird häufig die Yale-Brown Obsessive-Compulsive Scale (Y-BOCS) verwendet. Diese Skala bewertet sowohl die Häufigkeit als auch den Schweregrad von Zwangsgedanken und -handlungen.
Wie häufig sind Zwangsstörungen?
Etwa 2–3 % der Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens von einer behandlungsbedürftigen Zwangsstörung betroffen. Die Dunkelziffer ist vermutlich höher, da viele Betroffene aus Scham keine Hilfe suchen.
Fazit
Zwangsstörungen sind ernstzunehmende psychische Erkrankungen, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Mit einer modernen, verhaltenstherapeutischen Behandlung sind die Erfolgsaussichten jedoch gut. Wichtig ist, die Zwänge frühzeitig zu erkennen und therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen – denn je länger ein Zwang unbehandelt bleibt, desto hartnäckiger kann er werden.
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