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von Dipl.-Psych. Matthias Potreck

Depressionen erkennen und behandeln – ein umfassender Wegweiser für Betroffene und Angehörige

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Autor: Dipl.-Psych. Matthias Potreck

Der Diplom-Psychologe Matthias Potreck ist ein erfahrener Psychologischer Psychotherapeut für Verhaltenstherapie. Er ist der Gründer der Fachzentren für Psychotherapie mit Standorten in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen mit derzeit c.a. 60 Kolleginnen und Kollegen.

Depressionen zählen heute zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. Studien zeigen, dass etwa jede vierte Person im Laufe ihres Lebens mindestens eine depressive Episode erlebt. In Deutschland sind Millionen Menschen betroffen – viele davon unentdeckt, da Symptome nicht erkannt oder fälschlicherweise als „normale Stimmungsschwankungen“ abgetan werden. Dabei handelt es sich um eine ernsthafte Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln stark beeinträchtigen und unbehandelt gravierende Folgen haben kann.

Typische Symptome einer Depression

Eine Depression ist weit mehr als Traurigkeit. Sie betrifft den gesamten Menschen – emotional, kognitiv, körperlich und sozial.

Allgemein treten häufig folgende Beschwerden auf: anhaltende Niedergeschlagenheit über mindestens zwei Wochen, Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie Gefühle von Schuld oder Wertlosigkeit. Auch körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Magenprobleme oder Herzrasen können zur Symptomatik gehören.

Unterschiede zwischen Frauen und Männern

Fachgesellschaften weisen seit Jahren darauf hin, dass sich Depressionen bei Frauen und Männern oft unterschiedlich äußern – was dazu beiträgt, dass Diagnosen bei Männern verzögert gestellt werden.

Bei Frauen treten häufiger auf:

  • tiefe Traurigkeit und Grübelgedanken.
  • Ängstlichkeit und innere Unruhe
  • Appetit- und Gewichtsschwankungen
  • Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit
  • Schlafstörungen, besonders Einschlafprobleme

Bei Männern stehen oft im Vordergrund:

  • Gereiztheit, Aggressivität oder Wutausbrüche
  • innere Anspannung und Unruhe
  • körperliche Beschwerden (z. B. Rücken- oder Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme)
  • vermehrter Alkohol- oder Substanzkonsum
  • Rückzug in Arbeit, Sport oder exzessive Aktivitäten

Während Frauen eher nach innen gerichtete Symptome zeigen, neigen Männer dazu, Gefühle nach außen abzuleiten – was dazu führt, dass eine Depression bei ihnen häufig nicht als solche erkannt wird.

Ursachen und Risikofaktoren

Warum Menschen an einer Depression erkranken, lässt sich selten auf eine einzige Ursache zurückführen. Meist handelt es sich um ein vielschichtiges Zusammenspiel unterschiedlicher Einflüsse, die zusammenwirken und eine seelische Krise auslösen können. Fachgesellschaften betonen, dass genetische, biologische und psychosoziale Faktoren gleichermaßen eine Rolle spielen. Entscheidend ist oft nicht das „Ob“, sondern wie viele Belastungen gleichzeitig wirken und ob Schutzfaktoren wie ein stabiles soziales Umfeld vorhanden sind.

Biologische Ursachen:

Eine gewisse genetische Veranlagung ist nachweisbar. Wer nahe Angehörige mit Depressionen hat, trägt ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken. Hinzu kommen Veränderungen im Hirnstoffwechsel, die dazu führen, dass wichtige Botenstoffe wie Serotonin oder Noradrenalin aus dem Gleichgewicht geraten. Auch hormonelle Veränderungen, etwa in der Pubertät, nach einer Geburt oder in den Wechseljahren, können depressive Episoden begünstigen.

Psychische Belastungen:

Traumatische Erfahrungen – sei es Missbrauch, Vernachlässigung oder ein schwerer Unfall – hinterlassen tiefe Spuren, die das Risiko für eine spätere Depression erhöhen. Aber auch weniger dramatische Belastungen wie chronischer Stress, ständige Überforderung oder ein ausgeprägter Perfektionismus können den Boden für eine Erkrankung bereiten. Häufig entwickeln sich negative Denkmuster, die Betroffene in einem Kreislauf aus Selbstzweifeln und Schuldgefühlen gefangen halten.

Soziale Faktoren:

Depressionen entstehen nicht im luftleeren Raum. Einsamkeit, Isolation oder fehlende Unterstützung im privaten und beruflichen Umfeld zählen zu den größten Risikofaktoren. Belastende Lebensereignisse wie der Verlust eines geliebten Menschen, eine Trennung oder der Verlust des Arbeitsplatzes sind häufig Auslöser für eine depressive Episode.

Körperliche Erkrankungen:

Auch körperliche Leiden können eine Depression nach sich ziehen. Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Störungen oder chronische Schmerzen gehen oft mit einer seelischen Belastung einher. Ebenso können Hormonstörungen – etwa durch eine Schilddrüsenunterfunktion – depressive Symptome hervorrufen oder verstärken.

Lebensstil:

Ein dauerhaft ungesunder Lebensstil kann das Risiko zusätzlich steigern. Bewegungsmangel, schlechte Ernährung, übermäßiger Alkohol- oder Nikotinkonsum schwächen die psychische Widerstandskraft. Auch Schlafmangel oder ein dauerhaft gestörter Tag-Nacht-Rhythmus wirken sich negativ auf die seelische Stabilität aus.

Besonders hoch ist die Gefahr in Lebensphasen, die mit tiefgreifenden Veränderungen verbunden sind. Jugendliche in der Pubertät, junge Eltern, die sich an eine neue Lebenssituation gewöhnen müssen, Erwachsene in Trennungssituationen oder ältere Menschen beim Eintritt in den Ruhestand erleben häufig eine erhöhte Verletzlichkeit. Wenn in diesen sensiblen Phasen zusätzliche Belastungen auftreten, steigt das Risiko einer Depression erheblich.

Formen der Depression

Depression zeigt sich nicht bei allen Menschen gleich. Medizinische Leitlinien unterscheiden mehrere Formen und Verläufe, die sich in Dauer, Intensität und Begleitsymptomen unterscheiden. Manche Menschen erleben eine einmalige Episode, andere haben im Laufe ihres Lebens wiederkehrende Phasen. Auch besondere Auslöser – etwa hormonelle Veränderungen nach einer Geburt – können eine Rolle spielen. Diese Differenzierung ist wichtig, um die richtige Behandlung zu finden und Rückfällen vorzubeugen.

Depressive Episode:

Eine akute Krankheitsphase, die mindestens zwei Wochen andauert und mit deutlichen Einschränkungen im Alltag verbunden ist. Typisch sind anhaltende Niedergeschlagenheit, Interessenverlust und Antriebslosigkeit.

Rezidivierende Depression:

Viele Betroffene erleben nicht nur eine einzige Episode, sondern wiederkehrende depressive Phasen im Verlauf des Lebens. Ohne Behandlung steigt das Risiko, dass die Abstände zwischen den Episoden kürzer werden.

Chronische Depression (Dysthymie):

Hier halten depressive Symptome über Jahre hinweg an, meist in abgeschwächter Form. Da die Beschwerden nicht so stark ausgeprägt sind wie bei einer schweren Episode, wird diese Form häufig übersehen – obwohl sie die Lebensqualität massiv beeinträchtigt.

Bipolare Störung:

Diese besondere Verlaufsform ist durch den Wechsel zwischen depressiven Phasen und manischen Hochstimmungen gekennzeichnet. In manischen Phasen fühlen sich Betroffene übermäßig energiegeladen, selbstüberschätzend und riskant im Verhalten – der Kontrast zur Depression ist besonders ausgeprägt.

Postpartale Depression:

Nach der Geburt eines Kindes können starke Stimmungseinbrüche auftreten, die weit über das „Babyblues“-Gefühl hinausgehen. Frauen erleben anhaltende Niedergeschlagenheit, Ängste und Schuldgefühle – oft verbunden mit Schwierigkeiten, eine Bindung zum Kind aufzubauen.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose einer Depression wird von Fachärzt:innen oder Psychotherapeut:innen gestellt. Grundlage sind ausführliche Gespräche, in denen Symptome, Dauer und Auswirkungen erfasst werden. Ergänzend können körperliche Untersuchungen oder Laborwerte notwendig sein, um andere Ursachen – etwa Schilddrüsenerkrankungen oder Mangelzustände – auszuschließen. So wird sichergestellt, dass die Behandlung gezielt ansetzt.

Die Behandlung richtet sich nach Schweregrad und individueller Situation:

Psychotherapie:

Zu den bewährten Verfahren zählen vor allem die kognitive Verhaltenstherapie, die dabei hilft, negative Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern, sowie tiefenpsychologisch fundierte Verfahren, die unbewusste Konflikte aufarbeiten. Eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung ist entscheidend für den Behandlungserfolg.

Medikamentöse Behandlung:

Bei mittelschweren bis schweren Depressionen können Antidepressiva helfen, den Hirnstoffwechsel zu stabilisieren. Besonders verbreitet sind sogenannte SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer). Medikamente sind kein „Glücklichmacher“, können aber die Grundstimmung so weit anheben, dass Betroffene wieder Zugang zu Therapie und Alltag finden.

Kombinationstherapie:

Studien zeigen, dass die Verbindung aus Psychotherapie und medikamentöser Behandlung häufig die besten Ergebnisse erzielt. Während Medikamente kurzfristig Symptome lindern, ermöglicht die Psychotherapie eine nachhaltige Bearbeitung von Ursachen und Strategien zur Rückfallprophylaxe.

Moderne Ansätze:

Zusätzlich haben sich ergänzende Methoden etabliert. Online-Therapie ermöglicht eine ortsunabhängige, flexible Begleitung und senkt die Hemmschwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bewegungstherapie, Sportprogramme oder Lichttherapie können die Stimmung positiv beeinflussen. Auch achtsamkeitsbasierte Verfahren – wie Meditation oder MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) – gewinnen zunehmend an Bedeutung, können aber eine Psychotherapie nicht ersetzen.

10 Maßnahmen für mehr innere Kraft und Balance

Zur Vorbeugung einer depressiven Verstimmung und als Ergänzung zur Therapie empfehlen Fachleute einfache Maßnahmen, die den Alltag stärken:

  • 1. Bewegung – regelmäßiger Sport oder Spaziergänge bauen Stress ab und fördern Glückshormone.
  • 2. Entspannung – etwa durch Yoga, Meditation oder Lesen.
  • 3. Gesunde Ernährung – mit Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Nüssen.
  • 4. Alkohol und Nikotin vermeiden, Koffein in Maßen.
  • 5. Ausreichend Schlaf – möglichst zur gleichen Zeit ins Bett gehen.
  • 6. Auf die innere Uhr achten – den eigenen Rhythmus respektieren.
  • 7. Positive Kontakte pflegen – Beziehungen sind ein wichtiger Schutzfaktor.
  • 8. Grübeln durchbrechen – Gedanken notieren oder Gespräche suchen.
  • 9. Akzeptieren, dass nicht jeder Tag gut sein muss.
  • 10. Professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen – Hilfe suchen ist kein Zeichen von Schwäche!

Hilfe und Unterstützung im Fachzentrum Psychotherapie

Das Fachzentrum Psychotherapie bietet moderne, wissenschaftlich fundierte Therapien – sowohl online als auch vor Ort. Dank flexibler Formate können wir schnell und individuell unterstützen, ohne lange Wartezeiten. Wir begleiten sowohl Betroffene als auch Angehörige auf dem Weg aus der Depression.

Notfallhinweis

Sollten Sie selbst oder ein Angehöriger akute Suizidgedanken haben, zögern Sie bitte nicht, sofort Hilfe zu suchen.

  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (kostenlos, rund um die Uhr)
  • Mail- und Chatberatung: erreichbar über die Website der Telefonseelsorge
  • In akuten Notfällen: wählen Sie die 112

Ausblick

Eine Depression ist eine schwere, aber gut behandelbare Erkrankung. Je früher die Symptome erkannt werden, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Genesung. Wichtig ist, dass Betroffene und Angehörige die Warnsignale ernst nehmen und den Schritt in eine professionelle Behandlung wagen. Im Fachzentrum Psychotherapie stehen erfahrene Therapeut:innen bereit, um diesen Weg gemeinsam mit Ihnen zu gehen.

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