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Blog-Artikel

von M.Sc.Psych. Bianca Lopez

EMDR - was ist das?

Kontrollierte Augenbewegungen gegen schlimme Erinnerungen

Bianca Lopez Psychologische Psychotherapeutin Fachzentrum Psychotherapie Köln
Autorin: M.Sc.Psych. Bianca Lopez

Bianca Lopez, M.Sc.Psych. ist Psychologische Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie und in der Privatpraxis von Dipl.-Psych. Matthias Potreck angestellt. Sie ist im FZP Fachzentrum für Psychotherapie Köln tätig.

EMDR („Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ = Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen) ist eine wissenschaftlich anerkannte Psychotherapiemethode zur Behandlung von Traumata und belastenden Erinnerungen. Kurz zusammengefasst folgt der/die Patient/-in während einer EMDR-Sitzung mit den Augen schnellen Fingerbewegungen der/des Therapeuten/-in, während sie/er an eine belastende Erfahrung denkt. Anstatt Augenbewegungen werden manchmal auch taktile Reize (Klopfen auf Handrücken oder Knien) oder seltener auch Töne (abwechselnd auf dem linken oder rechten Ohr) benutzt. All diese Alternativen fasst man als „bilaterale Stimulation“ zusammen. Die belastenden Gefühle, die mit der Erinnerung verbunden sind (wie z. B. Angst), gehen i. d. R. dabei zurück, auch können Einzelheiten oder die Lebhaftigkeit der Erinnerung verblassen. EMDR sorgt aber nicht dafür, dass Ereignisse aus dem Gedächtnis gelöscht werden und kann auch die Vergangenheit natürlich nicht ungeschehen machen.

Wie ist diese Psychotherapiemethode entstanden und wissenschaftlich weiterentwickelt worden?

Die heute unter EMDR bekannte Methode wurde durch die amerikanische Psychologin Dr. Francine Shapiro (1948–2019) entdeckt und bis zur heutigen Form entwickelt. Sie bemerkte den entlastenden Wirkmechanismus der schnellen Augenbewegungen im Rahmen einer eigenen Belastungssituation (Shapiro war an Krebs erkrankt) und entwickelte die Methode u. a. in ihrer Doktorarbeit, in der sie sie z. B. bei Vietnam-Veteranen einsetzte, weiter. Shapiro gründete ein Ausbildungsinstitut für Therapeut*innen in Kalifornien und regte neben zahlreichen wissenschaftlichen Studien auch den Diskurs über die Therapiemethode in der Fachwelt an. Heute ist EMDR eine gut etablierte Methode, deren Einsatz, Weiterentwicklung und Ausbildung von internationalen Fachgesellschaften (z. B. EMDRIA Deutschland) geregelt und gefördert wird.

Für wen ist EMDR geeignet?

EMDR wird hauptsächlich zur Behandlung von posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) eingesetzt, kann aber auch bei anderen psychischen Belastungen hilfreich sein, wie z. B. Ängsten und Phobien, Depressionen, chronischen Schmerzen, Selbstwertproblemen oder belastenden Erlebnissen aus der Kindheit.

Grundgedanke der EMDR-Behandlung ist, die aktuellen Symptome mit möglicherweise in Zusammenhang stehenden „pathogenen Erinnerungen“ in Verbindung zu bringen. Diese nicht ausreichend verarbeiteten Erfahrungen unterscheiden sich von normalen Alltagserinnerungen dadurch, dass sie durch Trigger ausgelöst werden können und dann als Flashbacks, Albträume oder intensive Gefühlszustände auftreten. EMDR hilft, diese Erinnerungen neu zu verarbeiten und die Symptome zu lindern.

Warum funktioniert EMDR?

EMDR regt einen neuen Verarbeitungsprozess an und hilft dem Selbstheilungssystem aktiv zu werden. Die Erinnerung bleibt erhalten, verliert jedoch ihre intensive negative Wirkung.

Aktuelle Theorien zur Wirkweise:
- Die schnellen Augenbewegungen beruhigen das Angstzentrum im Gehirn und ermöglichen eine Verarbeitung ohne Überflutung.
- EMDR beruhigt das autonome Nervensystem, wodurch Stressreaktionen reduziert werden.
- Die Augenbewegungen ähneln der REM-Schlafphase, in der unser Gehirn Erlebnisse verarbeitet.
- Arbeitsgedächtnishypothese: Die gleichzeitige Konzentration auf Erinnerung und Stimulation entlastet und kontrolliert den Verarbeitungsprozess.

Wie ist der Ablauf einer EMDR-Behandlung?

Eine typische EMDR-Behandlung besteht aus mehreren Phasen:
1. Anamnese: Diagnostik, Belastungsübersicht und Behandlungsplanung.
2. Vorbereitung und Stabilisierung: Ressourcenaktivierung und Umgang mit Symptomen.
3. Bewertung einer Erinnerung: Aktivierung einer konkreten belastenden Erfahrung.
4. Desensibilisieren und Reprozessieren: Verarbeitung unter bilateraler Stimulation.
5. Verankerung: Stärkung der neuen, entlastenden Erkenntnisse.
6. Körpertest: Überprüfung und Bearbeitung von Restspannungen.
7. Abschluss der Sitzung: Reflexion und ggf. Stabilisierung.
8. Überprüfung in der Folgesitzung: Nachbesprechung und Planung.

Welche Vorteile hat EMDR gegenüber anderen Formen von Traumatherapie?

- Keine detaillierte Schilderung des Traumas notwendig.
- Weniger sprachlich-kognitive Bearbeitung nötig – auch körperliche Anteile werden berücksichtigt.
- Keine zwingende Konfrontation bis zur Gewöhnung erforderlich – individuelle Verarbeitung möglich.

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen – was ist zu beachten?

- Während der EMDR-Arbeit können belastende Gefühle auftreten, die meist vorübergehen.
- EMDR kann keine Erinnerungen erzeugen oder Lücken füllen – es verarbeitet, was vorhanden ist.
- Nicht geeignet bei akuter Psychose. Besondere Vorsicht bei Dissoziation, schweren Persönlichkeitsstörungen oder organischen Erkrankungen.

Die behandelnde Therapeutin klärt individuell ab, ob EMDR geeignet ist, und ob ausreichend Stabilität und Selbstregulationsfähigkeiten vorhanden sind.

Wo kann ich mich weiter informieren?

Mehr Informationen finden Sie auf der Website der Fachgesellschaft: https://www.emdria.de

Fazit

EMDR ist eine bewährte, wissenschaftlich fundierte Methode zur Verarbeitung von Trauma und psychischer Belastung. Sie hilft Menschen, intensive Erinnerungen zu entlasten, Symptome zu reduzieren und die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen.

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