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Warum ritzt sich mein Kind?
Wenn Schmerz zur Sprache wird

Warum ritzt sich mein Kind? Ursachen, Warnzeichen & Hilfe bei selbstverletzendem Verhalten von Jugendlichen
Inhaltsverzeichnis
- Was ist nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV)?
- Wie verletzen sich Jugendliche?
- Wie verbreitet ist Selbstverletzung bei Jugendlichen?
- Gründe für nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV)
- Welche Rolle spielen negative Emotionen und Kontrollverlust bei selbstverletzendem Verhalten?
- Soziale Medien & soziale Ansteckung
- Wie erkennt man selbstverletzendes Verhalten?
- Warum muss NSSV frühzeitig behandelt werden?
- Professionelle Hilfe für Eltern und Jugendliche – das Fachzentrum Psychotherapie unterstützt Sie
- Ihre Vorteile im Fachzentrum Psychotherapie
- Strategien gegen das Ritzen: Was hilft Jugendlichen wirklich?
- Was können Eltern tun?
- Akute Krise: Was tun bei Selbstmordgedanken?
- Was können Eltern bei Selbstmordgedanken der Kinder tun?
- Prävention: Selbstverletzendem Verhalten vorbeugen
- Behandlungsmöglichkeiten
- Was sollten Eltern an den äußeren Umständen ändern?
- Unterstützung für Eltern bei selbstverletzendem Verhalten der Kinder
- Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema Selbstverletzung bei Jugendlichen
Was ist nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV)?
Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) beschreibt absichtliche körperliche Selbstverletzungen, die ohne direkte suizidale Absicht vorgenommen werden. Im Gegensatz zu suizidalen Handlungen zielt NSSV nicht auf den Tod ab, sondern dient in der Regel der kurzfristigen emotionalen Erleichterung.
Jugendliche nutzen NSSV oft als Bewältigungsmechanismus für intensive emotionale Zustände, wie innere Leere, Wut, Angst oder Überforderung. Die Selbstverletzung wirkt dann wie ein Ventil – sie erzeugt kurzfristig ein Gefühl der Kontrolle oder lindert die seelische Anspannung. Dennoch handelt es sich um ein ernstzunehmendes psychisches Symptom, das nicht ignoriert werden darf.
Wie verletzen sich Jugendliche?
Jugendliche, die sich selbst verletzen, nutzen meist einfache Alltagsgegenstände wie Rasierklingen, Scheren oder Nadeln. Die häufigsten Formen sind:
- Ritzen oder Schneiden der Haut (meist an Armen, Oberschenkeln, Bauch)
- Verbrennen oder Verbrühen
- Sich selbst schlagen oder gegen Wände stoßen
- Kratzen bis zur offenen Wunde
- Nägel in die Haut drücken
- Haare oder Wimpern ausreißen
Diese Handlungen können isoliert oder kombiniert auftreten. Viele Jugendliche verbergen ihre Verletzungen unter langer Kleidung oder vermeiden Berührungen.
Wie verbreitet ist Selbstverletzung bei Jugendlichen?
Die Zahlen sind alarmierend: Studien zeigen, dass 10 bis 25 % aller Jugendlichen in westlichen Ländern mindestens einmal absichtlich selbstverletzendes Verhalten gezeigt haben. Bei etwa 3–6 % ist das Verhalten regelmäßig und über einen längeren Zeitraum hinweg zu beobachten.
Mädchen sind dabei statistisch häufiger betroffen als Jungen – insbesondere beim Ritzen. Jungen neigen eher zu selbstverletzendem Verhalten durch Schlagen oder Risikoverhalten. Besonders hoch ist die Prävalenz bei Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Traumafolgestörungen.
Hinzu kommt eine erschreckende Entwicklung: Die Schwere der Verletzungen nimmt zu, und Betroffene berichten über eine gewisse Gewöhnung, was dazu führen kann, dass immer extremere Maßnahmen nötig erscheinen, um denselben psychischen Effekt zu erzielen.
Gründe für nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV)
Die Ursachen von NSSV sind vielfältig, oft komplex und tief im Erleben der Betroffenen verwurzelt. Zu den häufigsten Gründen gehören:
Emotionale Regulation
Viele Jugendliche beschreiben, dass sie durch das Ritzen oder Schneiden vorübergehend Erleichterung von emotionalem Schmerz empfinden. Es ist ein Versuch, mit innerer Spannung, Leere oder Überforderung umzugehen.
Selbstbestrafung
Jugendliche mit geringem Selbstwertgefühl oder starker Selbstkritik sehen die Selbstverletzung als „Strafe“ für eigenes Versagen.
Reaktion auf traumatische Erlebnisse
Sexueller Missbrauch, Vernachlässigung, körperliche Gewalt oder massive Trennungserfahrungen können SVV auslösen.
Wunsch nach Kontrolle
In einer Phase, in der vieles außer Kontrolle zu geraten scheint, vermittelt SVV ein trügerisches Gefühl von Selbstbestimmung.
Suche nach Nähe oder Aufmerksamkeit
SVV kann auch ein Ruf nach Hilfe sein – allerdings oft ein stummer. Es geht nicht um „Theatralik“, sondern um einen Ausdruck von Verzweiflung.
Welche Rolle spielen negative Emotionen und Kontrollverlust bei selbstverletzendem Verhalten?
Eine der zentralen Ursachen für NSSV ist die intensive Wahrnehmung negativer Gefühle – häufig gepaart mit dem Gefühl, diesen hilflos ausgeliefert zu sein. Jugendliche berichten oft von einem „emotionalen Druck“, der sich im Inneren aufbaut und durch das Ritzen kurzzeitig „entweichen“ kann. Auch Taubheitsgefühle – etwa nach einem Trauma – können durch Selbstverletzung überlagert werden, um überhaupt etwas zu spüren.
Der Wunsch, Kontrolle über den eigenen Körper und das eigene Erleben zu haben, spielt dabei eine zentrale Rolle. In einer Zeit voller äußerer Zwänge – schulischer Druck, familiäre Konflikte, soziale Unsicherheiten – wird das eigene Schmerzempfinden manchmal als das Letzte erlebt, was man selbst steuern kann. Diese vermeintliche Kontrolle über den Schmerz gibt kurzfristig Halt, langfristig verschärft sie jedoch die seelische Instabilität.
Soziale Medien & soziale Ansteckung
Selbstverletzendes Verhalten kann sich in Gruppen und insbesondere online wie ein soziales Phänomen verbreiten. Auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder Tumblr gibt es immer wieder Inhalte, die SVV thematisieren, teilweise sogar romantisieren oder verherrlichen. Hashtags wie #cutting oder #selfharm (oft verschlüsselt gepostet) werden genutzt, um sich über Erfahrungen auszutauschen – aber auch, um Aufmerksamkeit zu erhalten.
Für Jugendliche in labilen psychischen Zuständen kann das gefährlich sein. Sie fühlen sich verstanden, aber zugleich verstärkt sich das Verhalten durch sogenannte „soziale Ansteckung“. Auch das Gefühl, Teil einer Community zu sein, die durch Schmerz verbunden ist, kann den Ausstieg erschweren.
Wichtig ist daher, als Eltern nicht nur das Verhalten, sondern auch die Online-Aktivitäten des Kindes im Blick zu behalten – ohne Überwachung, aber mit ehrlichem Interesse und offenen Gesprächen über digitale Inhalte.
Wie erkennt man selbstverletzendes Verhalten?
Nicht immer sind die Spuren selbstverletzenden Verhaltens sofort sichtbar. Viele Jugendliche gehen sehr geschickt darin vor, ihre Verletzungen zu verbergen. Dennoch gibt es typische Warnzeichen:
- Langärmlige Kleidung auch im Hochsommer
- Vermeidung von körperlichem Kontakt oder Umarmungen
- Versteckte Klingen, Pflaster oder blutige Taschentücher im Zimmer
- Verändertes Ess- oder Schlafverhalten
- Rückzug von Freund:innen, Hobbys oder Schule
- Wutausbrüche, Reizbarkeit oder depressive Stimmung
Ein einzelnes dieser Anzeichen bedeutet noch nicht zwingend SVV – doch in Kombination oder über einen längeren Zeitraum hinweg sollte es Eltern wachsam machen.
Warum muss NSSV frühzeitig behandelt werden?
Selbstverletzendes Verhalten ist oft ein Symptom tieferliegender seelischer Konflikte. Wird es nicht ernst genommen oder nur „verboten“, verlagert sich das Problem – oder verschärft sich. Die Verletzungen können gravierender werden, chronisch werden oder sogar in suizidale Krisen übergehen.
Je früher professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird, desto besser stehen die Chancen, dass Jugendliche neue Wege finden, mit Emotionen umzugehen. Therapie hilft nicht nur, SVV zu reduzieren, sondern verbessert auch Selbstwertgefühl, Kommunikationsfähigkeit und psychische Stabilität langfristig.
Professionelle Hilfe für Eltern und Jugendliche – das Fachzentrum Psychotherapie unterstützt Sie
Wenn Sie als Mutter oder Vater mit selbstverletzendem Verhalten Ihres Kindes konfrontiert sind, fühlen Sie sich möglicherweise überfordert, hilflos oder allein gelassen. Doch genau in dieser schwierigen Phase ist es entscheidend, dass Sie Unterstützung bekommen – sowohl für Ihr Kind als auch für sich selbst als Elternteil.
Das Fachzentrum für Psychotherapie bietet genau diese Hilfe: einfühlsam, fachlich fundiert und individuell auf die Bedürfnisse von Jugendlichen und ihren Familien abgestimmt. Mit einem interdisziplinären Team aus approbierten Psychotherapeut:innen, spezialisierten Kinder- und Jugendtherapeut:innen sowie systemischer Beratung werden hier nicht nur Symptome behandelt, sondern auch die Ursachen von selbstverletzendem Verhalten gezielt bearbeitet.
Ihre Vorteile im Fachzentrum Psychotherapie:
- Wissenschaftlich fundierte Therapieansätze wie Verhaltenstherapie, DBT und systemische Familientherapie
- Begleitende Elternberatung und -coaching
- Schnelle Terminvergabe in akuten Fällen
- Individuelle Therapieplanung – ambulant, teilstationär oder online
- Einfühlsame Begleitung in einem geschützten Rahmen
Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Ihr Kind wieder Hoffnung schöpfen kann – und Sie als Eltern gestärkt durch diese Krise gehen.
CTA: Vereinbaren Sie jetzt ein unverbindliches Erstgespräch über unser Kontaktformular.
Sie erreichen uns auch per:
kostenloser Rufnummer: 0800 423 423 4
Email: info@fachzentrum-psychotherapie.de
Strategien gegen das Ritzen: Was hilft Jugendlichen wirklich?
Der wichtigste Schritt zur Überwindung von NSSV ist die Entwicklung gesunder Bewältigungsstrategien. Jugendliche brauchen Alternativen, um mit ihren intensiven Emotionen umzugehen, ohne sich zu verletzen. Therapie, unterstützende Beziehungen und gezielte Übungen können dabei helfen. Die folgenden Ansätze sind besonders hilfreich:
Skills und Ablenkungsstrategien
In der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) lernen Jugendliche sogenannte "Skills", um die innere Anspannung ohne Selbstverletzung zu regulieren. Diese Strategien sind individuell verschieden und sollten möglichst gemeinsam mit Fachpersonen eingeübt werden. Beispiele:
- Eiswürfel in der Hand zerdrücken oder über die Haut streichen (erzeugt Reiz ohne Verletzung)
- Gummiband gegen das Handgelenk schnippen
- Intensive Sinneseindrücke wie Chili essen, kaltes Duschen oder Zitronensaft probieren
- Körperliche Betätigung wie Joggen, Seilspringen oder Liegestütze
- Kreative Tätigkeiten wie Zeichnen, Schreiben oder Musizieren
- Eine Notfallbox mit beruhigenden oder motivierenden Gegenständen bereithalten
Wichtig: Nicht jeder Skill funktioniert für jeden – es braucht Zeit, um individuell passende Methoden zu finden.
Emotionsregulation durch Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung
Jugendliche, die sich ritzen, erleben ihre Emotionen oft als überwältigend oder diffus. Sie fühlen sich ihnen ausgeliefert. Mithilfe achtsamkeitsbasierter Übungen (z. B. bewusste Atmung, Bodyscan, Yoga) lernen sie, Gefühle frühzeitig wahrzunehmen, einzuordnen und bewusst zu steuern.
Auch die therapeutische Arbeit mit Gedankenmustern und Bewertungen hilft dabei, sich von negativen Selbstbildern zu distanzieren. Jugendliche lernen, dass Gefühle nicht gefährlich sind – und dass sie Einfluss auf ihr eigenes Erleben haben.
Selbstwertgefühl stärken
Ein niedriger Selbstwert ist bei vielen Jugendlichen mit NSSV ein zentraler Auslöser. Daher ist die Förderung von Selbstakzeptanz und Selbstmitgefühl essenziell:
- Ressourcenarbeit (Was kann ich gut? Was macht mich aus?)
- Realistische Zielsetzungen
- Positive Verstärkung durch Bezugspersonen
- Erfolgserlebnisse im Alltag sichtbar machen
- Sich selbst freundlich begegnen lernen (z. B. durch Spiegelübungen oder Tagebuchführung)
Die Erkenntnis „Ich bin okay, wie ich bin“ ist oft ein entscheidender Wendepunkt im Ausstieg aus dem selbstverletzenden Verhalten.
Was können Eltern tun?
Eltern sind keine Therapeut:innen – und müssen das auch nicht sein. Doch ihre Haltung, ihr Verhalten und ihre Präsenz machen einen gewaltigen Unterschied. Folgende Impulse helfen, die Beziehung zu stärken und Heilung zu ermöglichen:
- Offene Kommunikation ermöglichen: Kein Drängen, sondern regelmäßige, wertfreie Gespräche. Zuhören ohne sofort zu bewerten.
- Emotionale Sicherheit geben: Das Kind muss wissen: „Du darfst Fehler machen und wirst trotzdem geliebt.“
- Verlässlichkeit zeigen: Durch klare Tagesstrukturen, vorhersehbares Verhalten und kontinuierliche Begleitung entsteht Stabilität.
- Vermeidung von Tabus: Themen wie psychische Gesundheit, Selbstwert oder auch Sexualität sollten benennbar sein.
- Professionelle Hilfe organisieren: Frühzeitig gemeinsam mit dem Kind nach therapeutischer Unterstützung suchen. Keine „Strafe“, sondern Chance auf Entlastung.
- Eigene Belastung ernst nehmen: Eltern dürfen erschöpft, wütend oder hilflos sein – und brauchen möglicherweise selbst Unterstützung, z. B. in Elterngruppen oder Beratungsstellen.
Eltern dürfen sich bewusst machen: Auch wenn die Situation herausfordernd ist – allein durch ihre liebevolle, authentische Präsenz können sie eine große Kraftquelle für ihr Kind sein.
Akute Krise: Was tun bei Selbstmordgedanken?
Wenn Jugendliche neben selbstverletzendem Verhalten auch suizidale Gedanken äußern oder entsprechende Anzeichen zeigen, handelt es sich um eine akute psychische Krise. Diese Situation muss sehr ernst genommen werden. Zu den Warnzeichen zählen:
- Äußerungen wie „Ich will nicht mehr leben“ oder „Es wäre besser, wenn ich nicht da wäre“
- Abschiedsbriefe oder das Verschenken persönlicher Gegenstände
- Rückzug, depressive Verstimmung oder ungewöhnliche Ruhe nach starker emotionaler Belastung
- Interesse an gefährlichen Orten oder Suizidmethoden
Was können Eltern bei Selbstmordgedanken der Kinder tun?
- Ruhig bleiben und sich dem Jugendlichen emotional zuwenden.
- Konkrete Fragen stellen, z. B.: „Denkst du manchmal daran, dir das Leben zu nehmen?“ – diese Frage löst keine Suizidgedanken aus, sondern zeigt Interesse und Fürsorge.
- Das Kind nicht allein lassen – zumindest solange, bis professionelle Hilfe einbezogen ist.
- Hilfe holen:
- Hausarzt oder Kinder- und Jugendpsychiater:in kontaktieren
- Kinder- und Jugendpsychiatrische Notaufnahmen aufsuchen
- Telefonseelsorge (0800 111 0 111) oder ärztlicher Bereitschaftsdienst (116 117)
- Bei akuter Gefahr: Notruf 112 wählen
Wichtig: Suizidalität ist behandelbar – mit rechtzeitiger Intervention können Leben gerettet werden.
Prävention: Selbstverletzendem Verhalten vorbeugen
Damit es gar nicht erst zu NSSV kommt, können Eltern und pädagogische Bezugspersonen präventiv wichtige Weichen stellen. Die Grundlage ist eine förderliche emotionale Entwicklung:
Emotionale Bildung frühzeitig fördern
Kinder sollten lernen, ihre Gefühle zu benennen, zu akzeptieren und passende Wege zu finden, damit umzugehen. Rollenspiele, Bücher oder Gespräche helfen dabei.
Einen offenen Umgang mit psychischer Gesundheit pflegen
Wer in der Familie über Ängste, Wut oder Traurigkeit sprechen darf, entwickelt ein gesundes Selbstbild – und sucht im Ernstfall eher Hilfe.
Schutzfaktoren stärken
- Stabile Bindungen
- Positive Freizeitgestaltung
- Zugehörigkeit zu einer Gruppe
- Vorbilder, die konstruktiv mit Krisen umgehen
Kritischer Umgang mit Medien
Eltern sollten Mediennutzung begleiten und über problematische Inhalte sprechen – ohne Kontrolle, aber mit Interesse. Vermitteln Sie Werte wie Selbstakzeptanz und Diversität.
Behandlungsmöglichkeiten
Selbstverletzendes Verhalten sollte professionell begleitet werden – insbesondere wenn es regelmäßig auftritt oder mit anderen psychischen Symptomen einhergeht. Bewährte therapeutische Ansätze sind:
Verhaltenstherapie
In der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) lernen Jugendliche, ihre Gedanken- und Verhaltensmuster zu erkennen und gezielt zu verändern. Skills-Training, Emotionsregulation und Problemlösetechniken stehen im Mittelpunkt.
Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
Eine speziell für Menschen mit emotional instabiler Persönlichkeit entwickelte Therapieform, die auch bei NSSV sehr wirksam ist. Sie kombiniert Akzeptanz mit Veränderung und vermittelt viele alltagstaugliche Strategien.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Hier stehen vergangene Erlebnisse, Beziehungsmuster und emotionale Konflikte im Fokus. Sie eignet sich besonders bei komplexeren psychischen Belastungen.
Systemische Therapie
Betrachtet die Familie als Ganzes und bezieht Eltern oder Geschwister in die Behandlung ein. Ziel: Das Familiensystem so zu stärken, dass es entlastend und unterstützend wirkt.
Stationäre Behandlung
In besonders schweren Fällen – etwa bei Suizidalität oder schwerem SVV – kann ein Aufenthalt in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie notwendig und hilfreich sein. Hier wird umfassend betreut und therapiert.
Was sollten Eltern an den äußeren Umständen ändern?
Neben Gesprächen, Zuwendung und Therapievermittlung können Eltern auch durch konkrete Veränderungen im Alltag ihres Kindes Stabilität schaffen:
- Überforderung abbauen: Druck durch Schule, Freizeit oder soziale Medien reduzieren
- Feste Routinen etablieren: Schlafenszeiten, Mahlzeiten, Pausen – Struktur vermittelt Sicherheit
- Rückzugsräume schaffen: Ein Ort, an dem das Kind zur Ruhe kommen kann
- Gemeinsame Zeit ermöglichen: Regelmäßige Unternehmungen, Gespräche oder einfaches Beisammensein
- Stärkung des Selbstwerts im Alltag: durch Lob, realistische Erwartungen und Beteiligung an Entscheidungen
All das zeigt dem Kind: „Ich bin für dich da. Du bist nicht allein.“
Unterstützung für Eltern bei selbstverletzendem Verhalten der Kinder
Wenn sich ein Kind selbst verletzt, steht die Welt für viele Eltern still. Es ist erschütternd, das eigene Kind leiden zu sehen – und doch ist es gerade jetzt wichtig, präsent zu bleiben. Selbstverletzendes Verhalten ist kein Ausdruck von Bosheit oder Manipulation, sondern ein ernst gemeinter Versuch, mit überwältigenden Gefühlen umzugehen. Hinter jeder Wunde steckt ein stiller Hilferuf.
Eltern sind in dieser Zeit nicht allein. Es gibt professionelle Unterstützung, bewährte Therapieformen und zahlreiche Möglichkeiten, wie man als Familie gemeinsam heilen kann. Oft reicht es schon, den ersten Schritt zu gehen: Zuhören, ohne zu urteilen. Dasein, ohne Lösungen parat zu haben. Und dem Kind zu zeigen: „Du bist geliebt – auch mit deinen Schmerzen.“
Jede noch so kleine Veränderung beginnt mit Verständnis. Und manchmal ist genau das der Wendepunkt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema Selbstverletzung bei Jugendlichen
Was ist der Unterschied zwischen selbstverletzendem Verhalten und einem Suizidversuch?
Selbstverletzendes Verhalten (NSSV) dient in der Regel nicht dem Zweck, das Leben zu beenden, sondern dazu, mit seelischem Druck oder emotionaler Leere umzugehen. Dennoch kann es ein Hinweis auf tiefgreifende psychische Probleme sein und in manchen Fällen zu suizidalen Gedanken führen.
Ist Ritzen nur eine „Phase“ in der Pubertät?
Nein, selbstverletzendes Verhalten ist kein harmloses Pubertätsphänomen. Es ist ein ernstzunehmendes Signal seelischer Belastung und sollte immer professionell begleitet werden – unabhängig davon, ob es einmalig oder wiederholt auftritt.
Wie kann ich als Elternteil mein Kind ansprechen, wenn ich den Verdacht auf Selbstverletzung habe?
Sprechen Sie ruhig, empathisch und ohne Vorwürfe an, was Sie beobachtet haben. Vermeiden Sie Druck oder Kontrolle und bieten Sie Hilfe an. Ein möglicher Einstieg: „Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich etwas an deinem Arm gesehen habe – magst du mit mir darüber reden?“
Was kann ich tun, wenn mein Kind nicht mit mir sprechen möchte?
Bleiben Sie zugewandt und geduldig. Oft braucht es mehrere Anläufe. Sie können auch anbieten, dass sich Ihr Kind an eine andere Vertrauensperson wendet oder gemeinsam einen Termin bei einer Beratungsstelle vereinbaren.
Welche Therapieformen helfen bei selbstverletzendem Verhalten?
Besonders wirksam sind verhaltenstherapeutische Ansätze (z. B. DBT) sowie tiefenpsychologisch fundierte und systemische Therapien. Die Wahl der Therapie sollte sich nach dem individuellen Bedarf und der Motivation des Jugendlichen richten.
Wie schnell bekomme ich Hilfe im Fachzentrum für Psychotherapie?
Das Fachzentrum für Psychotherapie bietet oft kurzfristige Erstgespräche an – insbesondere in akuten Fällen. Auf der Website finden Sie weitere Informationen zur Terminvergabe, zu Therapieformen und Ansprechpartner:innen.