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Systemische Therapie: Was steckt hinter dem Verfahren
und für wen ist das geeignet?

Seit 2019 gehört die systemische Therapie für Erwachsene offiziell zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Doch obwohl das Verfahren als „neu“ gilt, reichen seine Wurzeln bis in die 1950er- und 1970er-Jahre zurück – vor allem in die Familientherapie. Die Grundidee ist einfach, aber wirkungsvoll: Psychische Symptome entstehen nicht nur „im Kopf“ eines Menschen, sondern im sozialen Miteinander. In diesem Artikel erfahren Sie, was die systemische Therapie ausmacht, wie sie arbeitet und für wen sie besonders geeignet ist.
Was ist systemische Therapie?
Die systemische Therapie geht davon aus, dass psychische Beschwerden nicht isoliert in der betroffenen Person entstehen, sondern im Zusammenspiel mit dem Umfeld – dem „System“. Dazu gehören z. B.:
- die Herkunftsfamilie
- die Partnerschaft
- der Arbeitsplatz
- Freundschaften oder andere soziale Netzwerke
Wenn dieses System aus dem Gleichgewicht gerät oder sich Blockaden entwickeln, kann das zu seelischem Leid führen. Symptome werden in der systemischen Therapie nicht als Fehlfunktion, sondern als Sinnbild eines Problems im System verstanden – häufig als Versuch der Person, mit einer früheren Situation umzugehen.
Für wen eignet sich systemische Therapie?
Systemische Therapie kann besonders hilfreich sein bei Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen oder bei inneren Konflikten, die sich im Alltag stark auswirken. Beispiele sind:
- Schwierigkeiten in der Kommunikation
- wiederkehrende Konflikte in Familie, Partnerschaft oder Beruf
- Probleme mit dem Selbstwertgefühl
- Schwierigkeiten beim Setzen von Grenzen
- Unsicherheiten bei wichtigen Entscheidungen
Auch Angehörige können in den Therapieprozess einbezogen werden – etwa im sogenannten Mehrpersonensetting. Das kann besonders bei familiären Themen oder Paarproblemen hilfreich sein.
Wie arbeitet systemische Therapie?
Die systemische Therapie ist vielseitig und kreativ. Sie beginnt immer mit einer klaren Auftragsklärung: Was genau soll sich verändern? Woran würde man merken, dass die Therapie wirkt?
Zum Einsatz kommen u. a.:
- lösungsorientierte Fragetechniken
- Skulpturarbeit und systemische Aufstellungen
- Imaginationsübungen
- die Arbeit mit sogenannten Bodenankern (visuelle/physische Markierungen im Raum)
Wichtig: Alle Methoden sind Einladungen – nichts muss, alles darf. Offenheit und Neugier sind hilfreich, aber keine Voraussetzung.
Der Blick auf Ressourcen
Ein zentraler Gedanke der systemischen Therapie ist: Menschen sind mehr als ihre Probleme. Daher wird nicht nur auf das geschaut, was schwerfällt – sondern besonders auch auf die Ressourcen:
- Was gibt Kraft?
- Welche Fähigkeiten haben bisher geholfen?
- Was hat trotz aller Schwierigkeiten funktioniert?
So entsteht oft ein neuer Zugang zur eigenen Handlungsfähigkeit – und ein Vertrauen in sich selbst.
Haltung: Therapie auf Augenhöhe
In der systemischen Therapie sind Klient:innen Expert:innen für ihr eigenes Leben. Therapeut:innen verstehen sich als begleitende Impulsgeber:innen, nicht als „Allwissende“. Die Verantwortung für Veränderung bleibt bewusst bei der betroffenen Person – und genau darin liegt die Stärkung.
Ziel ist, neue Perspektiven zu eröffnen, festgefahrene Sichtweisen zu lockern und Mut zu machen für neue Schritte.
Fazit
Die systemische Therapie bietet eine respektvolle, ressourcenorientierte und kreative Herangehensweise an psychische Herausforderungen. Sie eignet sich besonders für Menschen, die neue Perspektiven auf ihr Leben und ihre Beziehungen entwickeln möchten – und bereit sind, aktiv an Veränderungen mitzuwirken.
Gerne informieren unsere Psychologischen Psychotherapeuten in den Fachzentren für Psychotherapie in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen weiter!